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MAIN-SPESSART: Fischereiverband: „Der Kormoran frisst den Main leer“

MAIN-SPESSART

Fischereiverband: „Der Kormoran frisst den Main leer“

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    Hinein mit den Fischen: Fischereiberechtigte am Main wie Erwin Ziegler aus Karlstadt (links) setzen viele Tonnen junge und fangreife Fische ein. Sie erfüllen ihren Hegeauftrag und sorgen so für Nachschub für Sportangler und fressgierige Kormorane.
    Hinein mit den Fischen: Fischereiberechtigte am Main wie Erwin Ziegler aus Karlstadt (links) setzen viele Tonnen junge und fangreife Fische ein. Sie erfüllen ihren Hegeauftrag und sorgen so für Nachschub für Sportangler und fressgierige Kormorane. Foto: Foto: Fischereiverband Unterfranken

    Auf die Frage, wer am effektivsten am Main fischt, der Sportangler oder der Kormoran, geht die Antwort eindeutig zum Vogel. Der fischt in seiner Fressgier nach Meinung von Peter Wondrak bald Flüsse, Bäche und Teiche leer, wenn nicht eingegriffen wird. Die Ansicht der Angler, im Main schwämmen kaum noch Fische, teilt der Präsident des Fischereiverbandes Unterfranken mit Sitz in Würzburg: „Wir setzen auf den 330 Kilometern Fluss jedes Jahr für eine Million Euro Fische ein. Und trotzdem haben wir kaum noch Fische im Main.“ Das bereite ihm schlaflose Nächte.

    Der Kormoran ist der „Feind“ von Sportanglern und Fischereirechtlern. Von den Brutstätten im Norden Europas gelangt der geschützte Vogel auch nach Deutschland, macht sich in Kolonien breit an Flüssen, Bächen, in Seen und an Zuchtteichen und frisst die Fische heraus.

    „Es ächzt ganz Deutschland.“

    Peter Wondrak Präsident des Fischereiverbandes

    Wondrak vergleicht die heutige Menge an Weißfischen mit der in den 80er Jahren: „Es schwammen Unmengen Fische im Main, man konnte fast drauf laufen. Dann kam der Kormoran ins Binnenland. Folge: In ganz Mitteleuropa sind die Fischbestände zusammengebrochen. Es ächzt ganz Deutschland.“

    Wondrak nennt als Beispiel seinen Heimatort Sommerach, wo im Februar 240 Kormorane gezählt wurden, die am Tag 120 Kilogramm Fisch fraßen. Das sind in 30 Tagen fünf Tonnen Fisch. „Und das geht schon über Jahrzehnte. Wir haben 3000 Wintergäste, die 1,5 Tonnen Fisch täglich fressen und das über fünf Monate. Wir haben keine Eschen mehr und kaum noch Bachforellen. Aufgefressen! Der Kormoran schafft es, den Fischbestand fast auf Null zu reduzieren.“ Wondrak meint, dass nicht nur der Kormoran Schutz genießen sollte, sondern es weit dringender sei, die Fischarten in Mitteleuropa vor dem Aussterben zu schützen. „Zielführend ist ein europaweites Kormoranmanagement. Lasst uns doch den Kormoran auf ein erträgliches Maß reduzieren. Es gibt Kormorane auf der ganzen Welt. Ihre Arten sind nicht gefährdet.“

    Die Nester der Kormorane, die im Herbst, Winter in Deutschland dort in Kolonien leben, wo ihr Futter schwimmt, stehen in Norwegen, Schweden und Holland. Wondrak versteht, dass die Menschen dort die Nester nicht zerstören, nur weil die erwachsenen Vögel in Mitteleuropa die Flüsse leerfressen. „Wir schießen ja auch nicht die Stare ab, weil sie in Italien die Kirschen fressen.“

    Er wird deutlich: „Die reinen, selbst ernannten Vogelschützer haben kein Verständnis. Für die sind Fische Vogelfutter. Nach dem Motto: Solange es Fischstäbchen gibt, brauchen wir keine Fische draußen.“

    Der Kormoran darf bejagt werden. Wondrak: „Doch wir haben unzählige Naturschutzgebiete und Siedlungen entlang des Mains. Kein Jäger traut sich, auf einen Kormoran zu schießen, denn überall wachen die Ornithologen. Er schießt nur, wenn ein Fischer darum bittet und bettelt.“ Auch Willi Wingenfeld, Fischereiverbandsbeauftragter für Main-Spessart und Fischereiaufseher aus Karlstadt, macht diese Erfahrung: „Ich habe drei Schießberechtigungsscheine zu vergeben, aber kein Jäger will den Fressräuber schießen, denn der Jäger hat nichts vom Kormoran. Er muss den toten Vogel auch noch entsorgen“.

    Auf Nachfrage bestätigt Werner Ühlein, Jagd- und Fischereisachbearbeiter im Landratsamt, dass der Kormoran durchaus geschossen werden darf: im Umkreis von 200 Metern zum Gewässer vom 16. August bis 1. März (Artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung) und in Unterfranken laut Regierungsverordnung auch Jungvögel vom 15. März bis 15. August.

    Wie man sich im Freistaat gegen die übermächtigen Vögel wehrt, zeigt ein Beispiel aus Oberbayern, wo laut Peter Wondrak ein Falkner davon lebe, mit seinen auf Kormorane dressierten Greifvögel an Forellenteichwirtschaften die Fressräuber zu vertreiben, erzählt Wondrak.

    „Kein Jäger will den Kormoran schießen.“

    Willi Wingenfeld Fischereiverbandsbeauftragter

    Auch die im Herbst Richtung Meer wandernden Aale leben gefährlich. Ihr Feind sind die Kraftwerksturbinen an Schleusen. „30 bis 40 Prozent verletzen sich pro Kraftwerksturbine, berichtet der Fischereiverbandspräsident. Vor allem in den Turbulenzen unter Wasser mit den gusseisernen Schaufelrädern werden die meisten inneren Verletzungen verursacht. In Alaska mit den großen Lachswanderungen gibt es schon einen neuen Typ Turbine, der diese Turbulenzen nicht verursacht.“ In Unterfranken weiß man sich zu helfen: „Wir transportieren in Harrbach aus dem Main gesammelte Aale – sechs Tonnen waren es 2010 – in den Rhein“, berichtet Wondrak: „Der Aal genießt den höchsten Schutz, weil er unmittelbar vor dem Aussterben steht. Er darf nur geanglet werden, weil wir den Aal in den Rhein transportieren.“

    Kormorane, Fischereirechtler und Koppelstrecke

    Die Kormorane (Phalacrocorax) sind mittelgroße bis große Wasservögel, die in Kolonien brüten und mit bis zu 43 Arten weltweit verbreitet sind. Im Wasser bewegen sie sich gewandt, wobei die kräftigen Füße als Antrieb genutzt werden. Die Flügel sind meist dicht am Körper angelegt, der Schwanz dient als Ruder. Zur Jagd tauchen Kormorane von der Oberfläche geradlinig nach unten oder mit einem kleinen Kopfsprung vorwärts. Die Beute wird verfolgt, mit dem Schnabel erbeutet und an die Oberfläche gebracht. Kormorane jagen Fische auch im Rudel. Um überleben zu können, muss ein Kormoran am Tag fünf Kilogramm Fisch fressen. Kormorane genießen EU-Schutz.

    Fischereirechtler haben ein meist vererbtes Recht, einen Teil des Mains – in einer sogenannte Koppelstrecke – zu nutzen. Unter ihnen sind auch die Berufs- fischer. Bei einem Verkauf haben die Fischereirechtler die erste Kaufoption, dann erst darf es auf dem freien Markt angeboten werden.

    Auf der Koppelstrecke 5 (vom Main von Veitshöchheim bis zur Staustufe Harrbach) sind 15 ausübende, notariell verbriefte Rechtler bekannt. Sie dürfen im Gegensatz zum Sportangler vom Boot aus angeln und Reusen legen. Rechtler dürfen zu jeder Tageszeit angeln und Schonzeiten für Fische verlängern. Die Mindestschonzeiten für Raubfische sind allerdings gesetzlich vorgeschrieben. foto Hussong/Quelle Wikipedia

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