Am Dienstag wurde der Vertrag unterzeichnet: Wo bis Ende 2016 Traktoren und Landmaschinen, Rasenmäher und Kettensägen repariert wurden, zieht ein Fitnessstudio ein. Dies bestätigte Roland Ruf, der das rund 9200 Quadratmeter große BayWa-Areal nördlich des Weinbergwegs gekauft hat, auf Anfrage der Redaktion. Der Pächter werde die rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche selbst umbauen. Er sei Franchise-Nehmer der Fitnessstudio-Kette clever fit und sei bisher schon als Fitnesstrainer in Clausthal-Zellerfeld (Niedersachsen) tätig gewesen. Der Pachtvertrag habe eine Laufzeit von zehn Jahren.
Fahrradhändler kommt erst im Herbst
Auch für den östlichen Teil des Areals, in dem bis 2014 der BayWa-Baustoffmarkt beheimatet war, hat Ruf einen Interessenten gefunden: Es handle sich um einen Fahrradhersteller aus Bayern, der dort seine Produkte anbieten und auch eine Werkstatt betreiben wolle. Laut Ruf gibt es bereits eine schriftliche Absichtserklärung. Mit der Vertragsunterzeichnung rechne er noch im März. Der Geschäftsbetrieb aber solle erst im Herbst anlaufen. Zuvor werde die östliche Halle zur Ruppertshüttener Straße hin, rund 800 Quadratmeter groß, abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die kleinere, offene Halle (300 Quadratmeter) soll geschlossen verbaut und als Lager genutzt werden.
clever fit expandiert gewaltig
Die clever fit GmbH, gegründet 2007 nach einer dreijährigen Testphase in München, ist eigenen Angaben zufolge die standortstärkste Fitnesskette in Deutschland. Laut Auskunft von Pressesprecher Riccardo Christ sind derzeit 327 Studios geöffnet. Lohr zähle zu gut einem Dutzend weiterer, die in Planung seien. Allein zwischen Aschaffenburg und Kleinheubach sind am Untermain sieben Studios ausgewiesen, im Südosten Main-Spessarts gibt es weitere in Tauberbischofsheim, dem Würzburger Stadtteil Heidingsfeld und Kitzingen – womit auch schon alle unterfränkischen Standorte erfasst sind. Auch in Österreich und in den Niederlanden hat clever fit Fuß gefasst. Hauptsitz des Unternehmens ist im oberbayerischen Landsberg am Lech.
Das Kapitel BayWa ist endgültig abgeschlossen
Damit ist das Kapitel BayWa, das dieses Gewerbegebiet 47 Jahre lang genutzt hatte, nun endgültig abgeschlossen. Den Bau- und Gartenmarkt südlich des Weinbergwegs hatte bereits 2015 der Rechtenbacher Rudolf Geist für seine Rudi Import/Export GmbH erworben – einen der größten Händler mit alten Autoteilen Europas.
Roland Ruf ist schon seit vielen Jahren in Lohr aktiv. Bis 2014 betrieb er selbst einen Handel mit Autoteilen in der Bürgermeister-Dr.-Nebel-Straße. Dort hat er noch sein Büro. Den Großteil hat er an einen Sonderpostenbaumarkt vermietet. Ihm sei es wichtig, dass es „in Lohr weitergeht“, äußerte der 67-jährige Kaufmann einmal. Deshalb wollte er schon vor Jahren in Immobilien investieren. Doch seine Pläne, im Industriegebiet Süd eine Gewerbehalle sowie Gebäude für Tankstelle, Schnellrestaurant, Kino, Disco und Kasino zu errichten, zerschlugen sich damals.
Mit dem Fitnessstudio als Mieter ist die Stadt einverstanden: Dies sei als Dienstleistung einzustufen und unproblematisch in einem Gewerbegebiet, erklärte Dieter Daus, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage der Redaktion. Deshalb habe es dafür auch gar keine Genehmigung gebraucht.
Stadtrat machte den Weg zum Fahrradhandel frei
Für den Fahrradhandel aber brauchte Ruf die Unterstützung des Stadtrats. Denn der immer noch gültige, 2007 beschlossene Einleitungsbeschluss für einen Bebauungs- und Grünordnungsplan schloss eine innenstadtrelevante Nutzung wie Drogerie oder Bekleidung ebenso aus wie eine Tankstelle oder Vergnügungsstätten. Zugelassen waren bislang nur die Sortimentsgruppen Möbel und Baustoffe.
Aufgrund des Plans von Roland Ruf erweiterte der Stadtrat die Nutzungsmöglichkeiten jedoch im Dezember 2017 auch noch um Fahrradhandel. Der Änderungsaufstellungsbeschluss werde gerade ausgehängt beziehungsweise bekanntgemacht, ergänzte Daus. Bis wann mit einem Bebauungsplan zu rechnen ist, von dem seit Jahren die Rede ist, kann laut Daus „derzeit nicht beantwortet werden“.