Julian Hiergesell hatte im August 2010 gerade die 1. Klasse an der Marktheidenfelder Grundschule hinter sich gebracht, als er eine Flaschenpost in den Mains warf.
Im Rahmen der Ferienbetreuung mit dem Thema „Piraten“ des Bezirksverbands Unterfranken der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hatte er eine Botschaft auf einen Zettel geschrieben, wie sie halt ein Erstklässler so schreibt: „Hallo ich bin Julian. Wer bist Du? Ich spiele Handball. Meine Hobbys sind Radfahren und Modelleisenbahn“. Mit zwei ausgeschnittenen Piraten-Papageien und der Adresse seiner Schule hatte der Grundschüler seinen Brief in eine Flasche gesteckt und fest verschlossen.
Mit den anderen Kindern der Awo-Ferienbetreuung an der Grundschule und Betreuerin Valentina Harth war der Junge dann zum Main gewandert. Dort, wo man am Biergarten Boote in den Fluss bringen kann, warfen sie alle ihre Flaschenpost ins Wasser.
Nach den jüngsten Weihnachtsferien staunte zunächst Grundschulrektor Dieter Beckmann nicht schlecht, als er aus einem Kuvert in seiner Post das Schreiben von Julian zog. Irgendjemand hatte die Flaschenpost zweieinhalb Jahre später am ersten Weihnachtsfeiertag 2012 bei Maintal-Dörnigheim nahe Offenbach aus dem Main gezogen und den Brief anonym an die Friedrich-Fleischmann-Grundschule geschickt.
Nun konnte er zusammen mit der Leiterin der Awo-Nachmittagsbetreuung, Fanny Winter, am Donnerstagmorgen Julian, der inzwischen die 4. Klasse an seiner Schule besucht, dazu gratulieren, dass seine Flaschenpost einen Weg von rund 130 Flusskilometern hinter sich gebracht hatte. Der Grundschüler erkannte seinen Brief auch sofort wieder, obwohl der schon etwas gelitten hatte. Man sah ihm das Mainwasser und elf wie auch immer überwundene Staustufen bis in den hessischen Main-Kinzig-Kreis deutlich an.
Als Marktheidenfelds Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder von der unglaublichen Geschichte hörte, spendierte sie spontan aus städtischen Beständen eine blaue Lkw-Planentasche mit dem Stadtlogo, die Julian ganz einfach „cool“ fand.