Zahlreiche Pokale, Wimpel, Ehrenteller und Schleifen, im ganzen Haus verteilt, spiegeln die Erfolge von Otto Bender und seinen gefiederten Freunden wider. Vor etwa 35 Jahren hat der Rienecker mit der Zucht von Rassetauben in seinem Geburtsort Kleinostheim angefangen. Seit 20 Jahren gehört er zur europäischen Spitze, die rund 120 namhafte Züchter umfasst.
Im Freiflug sieht man die wertvollen Tiere von Otto Bender so gut wie nie in der Spessartstadt. Denn seine Tümmler werden für Ausstellungen gezüchtet und holen ihre Preise nicht als Reisetauben. Bei Flügen im Freien könnten sie Schäden erleiden. "Beim Flug platzen die feinen Äderchen in den Augen", erklärt Bender. Dann unterläuft die schneeweiße Iris rot und das gibt Punkteabzug bei der Bewertung. Und Punkteabzug können sich Züchter der Spitzenklasse nicht leisten. Deshalb sind Benders Tauben fast ausschließlich in einem geräumigen Schlag untergebracht.
Insgesamt 18 Zuchtpaare hat der Deutsche und mehrfache Bayerische Meister in diesem Jahr. Von jedem Taubenpaar zieht er durchschnittlich lediglich fünf Jungtiere nach. Nur natürliches Futter gibt der Rienecker seinen Tieren. Chemische Medikamente gegen die verschiedenen Krankheiten lehnt Otto Bender ab. Er schwört da eher auf Kräuterextrakte und auf Sauberkeit im Schlag. "Sauberkeit ist das oberste Gebot" und das wirksamste Mittel gegen Krankheiten.
Heuer will Otto Bender bei verschiedenen Ausstellungen "voll angreifen". So zunächst bei der Landesverbandsschau in Straubing und nationalen Ausstellungen. Jede Ausstellung ist für ihn eine neue Herausforderung, die er ernst nimmt. Ganz gleich, ob es sich um eine Vereinsschau oder eine Europaschau handelt. Wobei eine internationale Ausstellung etwas ganz besonderes ist.
Bei der Europaschau 2005 in Dänemark waren 10 000 Tauben, darunter auch 1000 Dänische Tümmler in 22 verschiedenen Farbenschlägen von Züchtern aus Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark, Deutschland, Österreich und Schweden am Start. Mit einer schwarzen Täubin holte dort Otto Bender ein Europazertifikat nach Rieneck.
Ein weiterer großer Erfolg stellte sich bei der Hauptsonderschau in Köln ein. Hier gewannen seine Tiere zwei Siegerbänder. Bei der Deutschen Taubenschau in Sinsheim errang er das Siegerband, sowie zum zweiten Mal den Titel des Deutschen Meisters.
Das große Geld ist aber auch mit einem nationalen oder gar internationalen Titel nicht verdient. "Bis zu 300 Euro", erzählt Bender, werden für ein Spitzentier bezahlt. Im Vergleich zu anderen Tierausstellungen eher ein Taschengeld, denn die Züchter müssen viel Aufwand betreiben, um Tiere mit idealer Figur, sauberer Zeichnung und einem gleichmäßigen Federkleid auf die Schauen zu bringen.
Organisiert sind Züchter wie Otto Bender im Verband Deutscher Rassetaubenzüchter. Da es im Landkreis Main-Spessart keine Züchter von Dänischen Taubenrassen gibt, gehört Bender dem Geflügelzuchtverein Kleinostheim an. Stärkere Präsenz besitzen die Anhänger dieser Rassen im Raum Ulm, in Hessen und in Ostdeutschland.
Der Landkreis Main-Spessart soll im kommenden Jahr nähere Bekanntschaft mit den Tümmlern machen können. Bender will dann die dreitägige Sommertagung des Sondervereins nach Gemünden holen.
Für ihn stellen diese Tauben mehr als ein erfolgreiches Hobby dar. "Wenn ich mich über irgendetwas aufgeregt habe, geh ich zu meinen Tauben in den Schlag", erzählt er. Essen, kann er jedoch seine Tiere "nur sehr, sehr selten". "Die Söhne schon eher", gesteht der Deutsche Meister und Europaschau-Gruppensieger aus Rieneck.