„Wenn Du dicke Bohnen mit Speck und Grünkohl machst, dann kommen mir awer nit!“ An diese „Drohung“ einiger seiner Stammgäste hat sich Andreas Twittmann strikt gehalten und den 90 Feinschmeckern bei seinem Frischeabend stattdessen ein Sechs-Gänge-Menü kredenzt, das sie so schnell nicht vergessen dürften.
Der gebürtige Westfale bot Kulinarisches aus seiner Heimat und er und sein Team bekamen am Ende des Abends stürmischen Applaus. Seit zwei Jahren gehören Andreas und Karin Twittmann vom „Gasthaus zur Goldenen Krone“ in Bühler zur Aktionsgemeinschaft Frische aus Main-Spessart. Jetzt gaben sie ihr Debüt und setzen damit einen eindrucksvollen Punkt hinter die aktuelle Deutschlandreise der Frischeköche, die 2014 mit ihrem Event zu Ende ging und von Main-Post und „markt“ von Beginn an redaktionell begleitet wird.
Sie sei schon aufgeregt gewesen, verriet Karin Twittmann, denn ein solches Menü für so viele Gäste war auch für sie eine Premiere. Doch bekam sie Unterstützung von den „alten Hasen“ der Frische: Michael Müssig (Hotel zum Löwen, Marktheidenfeld) war in seinem Element als er die Damen des Service mit schlafwandlerischer Sicherheit durch den Saal dirigierte. Hinter den Kulissen unterstützten Elsbeth Hüsam (Goldenes Lamm, Billingshausen), Eberhard Imhof (Letzter Hieb, Langenprozelten) und Udo Roth (Burggasthof, Bergrothenfels).
Die Weine zum Menü hatte der Eußenheimer Weingutsbesitzer Ludwig Keller fachkundig ausgesucht und nicht ein Mal „danebengegriffen“. Wen wundert's: „Wäre ich nicht Winzer geworden, wäre ich jetzt Koch“, meinte Keller.
Zum Steigerlied, einem deutschen Bergmanns- und Volkslied, gespielt von Frank und Katja Fehn, gab es weißen Glühwein, den Keller „nur zu besonderen Gelegenheiten“ anbietet. Derweil wurde in der Küche eifrig und mit Sorgfalt gearbeitet, worunter der Humor aber keineswegs litt. „Du kriegst einen Anschiss von der Karin wenn das hier so liederlich drauftust“, warnte Krone-Seniorchefin Elisabeth Weißenberger den Frische-Vorsitzenden Eberhard Imhof bei dessen Dekoration des Desserts.
Ludwig Keller führte launig durch den Abend und informierte, dass sich fränkisches und westfälisches Lob sprachlich ähneln. Sei der Franke mit seinem „kann mer gelass'“ schon recht sparsam, toppe das der Westfale noch mit „bleibt drin“. Die Franken brummten zustimmend: „man muss ja nicht unnötig Worte verschwenden“.
Neben Blutwursttaschen an Salat in Wildkräuter-Vinaigrette und Schweinefilet im Rauchschinkenmantel mit Pumpernickelmöhrchen und Kartoffel-Birnenstampf, hatte Andreas Twittmann auch einen Gang mit „Flöns“ eingebaut. „Flöns ist eine westfälische Blutwurst mit Speck in der Pfanne herausgebraten“. Twittmann jedoch hatte den Flöns abgewandelt, indem er statt Wurst einen Bachsaibling wählte und diesen mit roter Beete und Gewürzen ergänzte. Heraus kam ein Genuss verfeinert mit Rahmkohl und Petersilienpesto und von einem 2012 blauen Silvaner Kabinett gekrönt. Für das „Aha-Erlebnis“ am Schluss des Abends sorgte Karin Twittmann mit ihrer Nuss-Nougat-Mousse mit Rübenkraut-Kirschsoße.
Die Kulinarische Reise der Aktionsgemeinschaft Frische aus Main-Spessart geht auch 2015 weiter, dann geht es nach nationalen und internationalen Genussreisen „back to the roots“. Der neue Titel der Reise, die im Februar im „Goldenen Lamm“ in Billingshausen startet, heißt: „Daheim ist daheim“.