Das alte Rathaus in Karlstadt soll für die Faschingssession eine provisorische Fluchttreppe – eine Gerüsttreppe – erhalten. Andernfalls könnten angesichts der verschärften Vorschriften nach der Versammlungsstättenverordnung keine Prunksitzungen stattfinden. Das Thema veranlasste Stadtrat Rudi Gosdschan zu deutlicher Kritik angesichts der Kosten, die die Stadt tragen will. Letztlich stimmten er, Manfred Goldkuhle und Heike Metzger gegen die Treppe.
Insgesamt wird es rund 10 000 Euro kosten, das Rathaus vorschriftsmäßig herzurichten. Davon entfallen allerdings „nur“ maximal 5000 Euro auf die Treppe, die nach Fasching wieder abgebaut wird.
Die anderen Kosten fallen an für bauliche Veränderungen im Haus selbst. So werden im Dachgeschoss drei Brandschutztüren neu eingebaut. Zudem wird mit einem Durchbruch zur früheren Hausmeisterwohnung eine vierte Tür geschaffen.
Damit steht den 80 bis 100 Aktiven der Prunksitzungen, die sich dort oben umziehen, aufhalten und vor den Auftritten warmmachen, ein zweiter Fluchtweg zur Verfügung. Durch die Hausmeisterwohnung führt dieser zu einem Fenster, an das die Treppe angebaut wird.
Bis zum folgenden Jahr soll dann entweder eine bauliche oder eine technische Lösung für den Brandschutz gefunden werden. Naheliegend ist eine Treppe innerhalb des Rathauses. Aus Denkmalschutzgründen wird man keine Außentreppe an das Rathaus „anhängen“. Denkbar wäre aber auch eine technische Lösung in Form von starken Entlüftungen, erklärt Rüdiger van Baal von der Stadtverwaltung.
Die baulichen Veränderungen im Haus selbst seien auf keinen Fall verlorenes Geld, sondern die Brandschutztüren und der Durchbruch würden zu allen künftigen Konzepten passen, so van Baal.
Die Idee von Michael Hombach, die Drehleiter der Feuerwehr während der drei Punktsitzungen am Rathaus anzustellen, sei nicht zu verwirklichen, hat van Baal am Tag nach der Sitzung im Landratsamt erfahren.
Gosdschan kritisierte, sonst werde überall geknapst, hier aber großzügig mit dem Geld umgegangen. „Die 5000 Euro für die Treppe soll die KaKaGe ausgeben, nicht wir.“ Bürgermeister Paul Kruck argumentierte, die Stadt könne die Kosten nicht auf die Karnevalisten abwälzen, weil sie nicht in der Lage ist, ihnen einen geeigneten Veranstaltungsraum zu geben. In der Gambacher Musikhalle seien die Prunksitzungen nicht möglich. „Und wir haben nun einmal keine Stadthalle.“
Nach Duisburg wurden die Sicherheitsvorschriften für Veranstaltungen verschärft. Daraus resultiert auch, dass nur noch 380 Personen bei den Prunksitzungen im Rathaus anwesend sein dürfen. Zieht man die Aktiven auf der Bühne und hinter der Theke ab, so konnten bisher noch gut 330 Gäste kommen, künftig nur noch knapp 300.