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MARKTHEIDENFELD: Flüchtlinge: Nach der Anerkennung in die eigene Wohnung

MARKTHEIDENFELD

Flüchtlinge: Nach der Anerkennung in die eigene Wohnung

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    Lima und Mohamad (von links) leben mit ihrer Tochter Sibila in der Wohnung der Spielbergs.
    Lima und Mohamad (von links) leben mit ihrer Tochter Sibila in der Wohnung der Spielbergs. Foto: Foto: Daniela Arndt

    Im Hausflur von Rosemarie und Ulrich Spielberg riecht es nach Essen: Lima hat gekocht. Sie und ihr Mann Mohamad sind im vergangenen Jahr aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Seit Februar wohnen sie zur Miete im Haus der Spielbergs.

    In der Wohnung der Schwiegermutter

    Das Paar mit der kleinen Tochter Sibila ist in die Dachgeschosswohnung der Eheleute eingezogen. Dort hat zuvor noch Ulrich Spielbergs Schwiegermutter gelebt. Die Möbel, das Geschirr und sogar einige Kleidungsstücke sind in den Zimmern geblieben – und gehören jetzt zum Leben der syrischen Familie.

    „Wir haben hier ein gutes Vertrauensverhältnis.“ Rosemarie Spielberg, vermietet an Flüchtlinge

    Eine Korridortür gibt es für die Wohnung jedoch nicht, deswegen schließen auch die Vermieter, die direkt unter ihnen wohnen, ihre Tür nicht mehr ab. „Wir haben hier ein gutes Vertrauensverhältnis“, erklärt Rosemarie Spielberg.

    Das Zusammenleben der beiden Familien kann man getrost als herzlich beschreiben. Die Spielbergs sind für die acht Monate alte Sibila wie Oma und Opa. Und auch für ihre Mieter fühlen sie sich verantwortlich. „Das ist wie eine Patenschaft für die Familie“, beschreibt Ulrich Spielberg die Situation.

    In der Nachbarschaft und im Freundeskreis der Eheleute sind die Syrer ebenfalls willkommen. Geburtstage und andere Feste feiern alle zusammen. Auch Mohamad und Lima fühlen sich bei ihren Vermietern wohl. „Wir haben unsere Familie in Syrien verlassen und hier eine neue gefunden“, sagt der 26-Jährige.

    Freund half bei der Wohnungssuche

    Die Wohnung haben sie nach ihrer Anerkennung mit Hilfe eines Freundes gefunden, der schon länger in Deutschland ist. Anna-Lena Stula vom Caritasverband Main-Spessart erklärt, dass gerade diese Hilfe oft ausschlaggebend ist, damit die Flüchtlinge eine Wohnung bekommen. Denn leider gebe es noch immer Vermieter, die ihre Wohnungen nicht für Asylbewerber zur Verfügung stellen wollten. „Dabei kriegt man sein Geld eigentlich immer“, so Stula. Schließlich zahlt das Jobcenter, wenn alle Auflagen erfüllt sind.

    Das beinhaltet unter anderem, dass Wohnfläche und Kaltmiete im Rahmen bestimmter Regelsätze liegen, die sich nach der Größe des Haushalts richten. Gerade die Anträge, die mit den Auflagen verbunden sind, bedeuteten aber bürokratischen Aufwand – welcher jedoch verkraftbar sei.

    Hohe Mieten in Marktheidenfeld

    In Marktheidenfeld liegen laut der Asylsozialberaterin die Mietpreise allerdings recht hoch. Deshalb überschreiten viele Wohnungen die Grenze des Jobcenters bezüglich Wohnfläche und Kaltmiete. „Es ist sogar bei sozialem Wohnungsbau manchmal schwierig, die Rahmensätze einzuhalten“, so Stula. Sollte das Jobcenter nicht zahlen, sei das größte Problem für die Flüchtlinge meist die Kaution, da viele die angesetzten zwei bis drei Kaltmieten nicht aufbringen könnten.

    Warum die Spielbergs ihre Wohnung an Flüchtlinge vermietet haben? „Ich weiß einfach, wie man sich fühlt, wenn man fremd ist und auf andere angewiesen,“ erklärt Ulrich Spielberg. Er erzählt, dass er selbst aus der DDR geflüchtet ist. Deshalb wollten er und seine Frau jetzt denen helfen, die sich ähnlich fühlen. Dass Lima und Mohamad Muslime sind, spiele dabei keine Rolle. Ihre Gesellschaft sei eine Bereicherung für die Rentner.

    Im Helferkreis der Stadt sind die Spielbergs nicht tätig – „wir haben ja hier schon unsere Aufgabe“. Rosemarie Spielberg hilft jedoch beim Frauentreff für Flüchtlinge mit, den die Evangelische Kirche eingerichtet hat.

    „Als Rentner sind wir ja zeitlich flexibel.“ Ulrich Spielberg, vermietet an Flüchtlinge

    Außerdem sind beide Eheleute bereit, den Helferkreis zu unterstützen, wenn Not am Mann ist. „Als Rentner sind wir ja zeitlich flexibel“, erklären sie. Anderen potenziellen Vermietern würden sie auf jeden Fall empfehlen, eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Die Anträge an das Jobcenter seien machbar. Man müsse den zukünftigen Mietern lediglich einen Vertrauensvorschuss geben und dürfe sich selbst weder aufdrängen noch verschließen, wenn es um Hilfe geht.

    Gemeinsam wohnen, zusammen essen

    Lima bringt den Spielbergs etwas von ihrem Essen herunter. Wie es für ihre Familie weitergeht, ist offen. Da sie anerkannt wurden, wünschen sich sowohl Lima als auch Mohamad eine gute Zukunft in Deutschland. Der 26-Jährige würde gerne wieder in seinem Beruf arbeiten: als Schiffsoffizier. Doch dafür muss er vielleicht nach Hamburg gehen. Außerdem gibt Rosemarie Spielberg zu bedenken, dass die Wohnung für die kleine Familie momentan zwar passen würde, mit einem zweiten Kind dort aber kein Platz wäre. Aber selbstverständlich sei der Mietvertrag unbefristet. Vorerst genießen es Spielbergs also noch, wenn Lima mit dem Essen herunterkommt.

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