Bachforellen, Regenbogenforellen, Zander, Waller, Karpfen, Graskarpfen und sogar ein Stör, sind Fische, die sich im Fischgut Seewiese bei Petra und Wolfgang Thurn wohl fühlen. Seit 1882 erblicken in dem Traditionsbetrieb beliebte Speisefische "das Licht der Welt". Von hier aus treten viele von ihnen auch die Reise in alle Welt an. Jung- oder Besatzfische "Made in Seewiese" sind bei Teichwirten und Anglern sehr beliebt. Davon zeugen historische Urkunden, die Petra und Wolfgang Thurn ausgestellt haben. So wie die vom Landwirtschaftlichen Verein für Rhein-Preußen 1883 in Bonn gezeigt oder die der Ausstellung "Salmoniden und Karpfen", die 1905 in Würzburg stattfand. Ein "Ehrendiplom" des Landwirtschaftschaftlichen Vereins München von 1885 in Form gibt ebenfalls Zeugnis.
Auch heute steht die Produktion guter und gesunder Fische in der Seewiese an erster Stelle, betonte Wolfgang Thurn bei einer der zahlreichen Führungen. Farbstoffe oder andere Zusatzmittel haben in dem Futter, das er oder Ehefrau Petra den Fischen geben, nichts verloren. Dafür nehmen die Eigentümer der Fischzucht gerne in Kauf, dass ihre Forellen nicht nach einigen Monaten, sondern erst nach rund drei bis vier Jahren im Kochtopf, der Bratpfanne oder dem Räucherschrank landen.
"Die Laichfische hier sind zwischen vier und sechs Jahre alt und haben ein Gewicht von bis zu 1,5 Kilogramm", erklärt Thurn den Gästen auf der ersten Station des Rundgangs. In einem naturnah angelegten Teich schwimmen die für den Nachwuchs verantwortlichen Tiere in einem großen Schwarm umher. Futter bekommen sie nur etwa einmal pro Woche. "Sonst fangen sie sich das, was sie zum Leben brauchen selbst", betonte Thurn. In einem weiteren Teich tummeln sich mehrere 1000 Bachforellen, jede von ihnen rund 250 Gramm schwer und bis zu vier Jahre alt. Einen eigenen Teich haben die Regenbogenforellen. Sie entwickeln sich von Natur aus schneller als die Bachforellen, "gehören aber nicht zu den heimischen Fischarten", sagt Thurn, der zusammen mit Ehefrau Petra die Fischzucht vor etwa zehn Jahren übernommen hat.
Für "Nebenfische" unterhält das Ehepaar Thurn einen Teich, der durch einen dichten Schilfbewuchs im Uferbereich auffällt. Zander, Waller und Karpfen werden hier naturnah gehalten. "Nebenfische deshalb, weil sie nur zur Abrundung unseres Angebotes an die Gastronomie oder Liebhaber dienen", erklärt Thurn. So erklärt er die Existenz eines Störs, den er täglich beobachtet.
Nicht viel los ist derzeit auf der "Babystation" der Seewiese. In den Wintermonaten herrscht hier emsiges Treiben. In dem einen Meter hohen Brutschrank können bis zu einer halben Million Fischeier behandelt werden, aus denen dann die kleinen Fische entstehen. Sind sie geschlüpft, bekommt der Nachwuchs zwölf Stunden am Tag stündlich eine Art Babynahrung, die von Hand gefüttert wird und sehr kostspielig ist. Später übernehmen Fütterungsautomaten die Arbeit.
Sorgenfrei, wie es auf den ersten Blick aussieht, können die Thurns ihre Fischzucht nicht betreiben. Die Wasserknappheit hat bereits zur Folge, dass ein großer Teil der Teiche ohne Besatz ist. "Als die Quellen weniger Schüttung brachten, haben wir einen großen Teil der Fische verkauft", erläutert der gelernte Koch Wolfgang Thurn. Sorgen bereiten ihm auch mögliche Krankheiten, die ganze Stämme vernichten können. Um das Risko möglichst gering zu halten, werden keine Fische zugekauft. Dennoch können Fischreiher Krankheiten übertragen.
Derzeit leben etwa 250 000 Fische in den Teichen der Seewiese. Für die dreifache Menge wären Kapazitäten vorhanden. Besichtigungen des Fischgutes sind bis Sonntagabend, täglich von 10 bis 19 Uhr möglich.