Fenster sind in jedem Bauwerk eine teure Angelegenheit. Richtig ins Geld geht es, wenn sie besonderen Ansprüchen genügen müssen. Im Falle der Lohrer Forensik sind das die Sicherheitsaspekte: Die Fenster müssen ausbruchsicher sein. Denn in der Forsensik sind verurteilte Straftäter untergebracht, die wegen psychischen Erkrankungen oder Drogenabhängigkeit dort in Therapie sind - und eingeschlossen wie in einem Gefängnis.
Fenster werden Zug um Zug ersetzt
Dazu kommt: Die Forensik in Lohr hat sehr viele Fenster. Mehr als 100 werden nun ersetzt. Den Bezirk Unterfranken kostet dies die stattliche Summe von 900 000 Euro, bestätigt Sprecher Markus Mauritz auf Anfrage der Redaktion. Noch im laufenden Jahr sollen die Fenster Zug um Zug umgerüstet werden.

Betroffen seien nur die Bauabschnitte eins und zwei aus den Jahren 1995 und 2003, so Mauritz. Deren Fenster genügen den Vorschriften offenbar nicht mehr und werden durch solche mit "neuesten Sicherheitsnormen ersetzt". Nicht betroffen seien die Fenster im Bauabschnitt drei, der 2007 in Betrieb genommen wurde. Dort seien bereits Fenster mit "höheren Sicherheitsnormen" eingebaut worden, so der Sprecher des Bezirks.
Seitdem sind die Patienten, die zuvor in verschiedenen Gebäuden auf dem Klinikgelände am Sommerberg verteilt waren, zentral untergebracht. Insgesamt hatte der Freistaat Bayern in das Forensische Zentrum in Lohr 20 Millionen Euro investiert.
Forensik ist überbelegt
Ausgelegt sind die auf fünf Stationen verteilten Plätze für 118 Patienten. Tatsächlich untergebracht sind dort jüngsten Angaben zufolge aber 186 Patienten. Betreut werden sie von rund 140 Mitarbeitern.
Keimzelle der Forensik in Lohr war das umgebaute Haus 1, in dem 1987 erstmals eine Abteilung für Sexualstraftäter mit 40 Plätzen eingerichtet worden war. Offiziell im Bezirkskrankenhaus Lohr angesiedelt ist die Forensische Fachklinik seit Juli 2002. Zwei Jahre später wurde die Kapazität durch den Anbau auf 118 erhöht. Sie war von Anbeginn an schon ausgelastet. Inzwischen gibt es schon wieder Überlegungen, die deutlich überbelegte Klinik in der Klink zu erweitern.
Eine Reaktion auf den erfolgreichen Ausbruchversuch?
Mit dem ersten erfolgreichen Ausbruchversuch eines Patienten im vergangenen Jahr habe der Austausch der Fenster nichts zu tun, versichert Mauritz auf Nachfrage. Wie berichtet, war es drei Patienten im März 2019 gelungen, ein Fenster der Forensik mit roher Gewalt aus der Verankerung zu reißen. Durch einen Sprung aus dem ersten Stock waren sie ins Freie gelangt. Mit Hilfe seiner zwei Gefährten war es dem damals 37-jährigen Eugen S. danach gelungen, den mehr als fünf Meter hohen Zaun samt Sicherheitseinrichtung zu überwinden. Er wurde jedoch acht Tage später wieder in Würzburg gefasst.