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Lohr: Franz Joseph Keßler prägte die Stadt in einer Zeit des Umbruchs

Lohr

Franz Joseph Keßler prägte die Stadt in einer Zeit des Umbruchs

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    Referent Gerd Walter und Enkelin Adele Hauck unter dem einzigen bekannten Porträtfoto von Bürgermeister Franz Joseph Keßler.
    Referent Gerd Walter und Enkelin Adele Hauck unter dem einzigen bekannten Porträtfoto von Bürgermeister Franz Joseph Keßler. Foto: Thomas Josef Möhler

    Die Bauten seiner langen Amtszeit als Lohrer Bürgermeister wie die alte Mainbrücke und das ehemalige Gymnasium prägen das Stadtbild noch heute. Vor 120 Jahren ist Franz Joseph Keßler gestorben. In einer Veranstaltung des Geschichts- und Museumsvereins und der Volkshochschule in der Alten Turnhalle hat Gerd Walter an Keßler erinnert.

    Josef Harth, der Zweite Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins, nannte den am 1. Juli 1838 geborenen Keßler "einen der bedeutendsten Lohrer Bürgermeister". Unter den rund 30 Anwesenden konnte er Adele Hauck begrüßen, die Enkelin Keßlers und Ehrenringträgerin der Stadt Lohr.

    Sichtbare Zeichen gesetzt

    Laut Gerd Walter war Keßler eine "Persönlichkeit, die unsere Stadt geprägt und noch heute sichtbare Zeichen gesetzt hat". Seine Amtszeit fiel in eine Ära des Umbruchs und der Modernisierung. Sein Vater Andreas Keßler, ein Lohrer Schmied, wurde 1799 geboren und stammte aus einer anderen Zeit.

    Obwohl er das neunte Kind der alteingesessenen Lohrer Familie war, genoss Franz Joseph Keßler in Lohr und Aschaffenburg eine gute Schulbildung und studierte die Rechte in Würzburg. In der Domstadt war er für kurze Zeit Magistratsrat, bevor ihn die Lohrer Gemeindebevollmächtigten (heute: Stadtrat) 1869 zum "rechtskundigen Bürgermeister" wählten.

    Keßlers erstes Großprojekt, der Bau einer Mainbrücke, die heute die Alte genannt wird, war in der Stadt umstritten. Die Gegner fürchteten die Kosten, Keßler hatte nach Walters Worten die Förderung der Wirtschaft und des Verkehrs im Auge. Denn es gab zu diesem Zeitpunkt nur eine Mainbrücke zwischen Würzburg und Aschaffenburg in Marktheidenfeld.

    Der Bürgermeister setzte sich im Stadtmagistrat knapp durch. Im Mai 1873 begann der Bau, zwei Jahre später weihte der Würzburger Bischof das Bauwerk ein. Im Nachhinein hatten beide Seiten recht. Die Brücke entfaltete die erwartete Wirkung, kostete mit 622.000 Mark aber mehr als doppelt so viel wie veranschlagt. Lohr musste 30.000 Eichen im Stadtwald fällen und ein Darlehen aufnehmen.

    Von 1878 bis 1881 wurde die Bahnstrecke von Lohr nach Wertheim gebaut. Die Fahrzeit betrug zwei Stunden und zehn Minuten. Ein Jahr nach der Eröffnung bekam Lohr auf Betreiben Keßlers einen eigentlich vom Staat gar nicht vorgesehenen Stadtbahnhof.

    Bedeutende Schulstadt

    Mit zwei Projekten machte Keßler Lohr zur bedeutendsten Schulstadt zwischen Würzburg und Aschaffenburg. 1888 bekam Lohr eine von fünf Waldbauschulen im Königreich Bayern (heute Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Lohr am Schlossplatz). Als Einzige hielt sie bis 1923 durch, also bis in die zeit des Freistaats. Der Forstschulbetrieb wurde in den 1930er Jahren wieder aufgenommen, erst im früheren Forstamtsgebäude, nach dem Neubau 1937/38 auf der anderen Straßenseite am heutigen Standort.

    Krönender Abschluss von Keßlers Bautätigkeit war das Gymnasium am heute nach ihm benannten Platz, in dem sich nunmehr die Realschule befindet. Lohr besaß seit 1838 eine Lateinschule mit vier Klassen, die 1894 zum sogenannten Progymnasium mit sechs Klassen ausgebaut worden war. Nach langem Bohren Keßlers bewilligte der Landtag 1902 den Bau eines humanistischen Vollgymnasiums mit neun Klassen.

    Die Einweihung im September 1904 erlebte er nicht mehr mit. Denn Keßler war nach einem Schicksalsjahr am 18. Juni 1904 gestorben. Im Januar war ihm sein Sohn Karl mit 22 Jahren vorausgegangen, im März seine zweite Frau Anna mit 53 Jahren. Keßler bekam einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte.

    In Keßlers lange Amtszeit fallen auch die Eröffnung des heute Alte Turnhalle genannten Gebäudes 1892, eine der ersten Sportstätten ihrer Art in Unterfranken, und der Lungenheilstätte Luitpoldheim 1901. Neben der Bürgermeistertätigkeit fand Keßler noch Zeit für ein Landtagsmandat (1881 bis 1904) und eine Periode im Reichstag (1893 bis 1898) für die katholische Zentrumspartei.

    Ruhiger Charakter

    Laut Gerd Walter hatte Keßler einen ruhigen, ausgleichenden und versöhnlichen Charakter. Selbst in aufgeregten Versammlungen habe er nie die Ruhe verloren. Keßler habe die besondere Gabe besessen, mit allen Leuten gut auszukommen, und sei allseits angesehen und geschätzt gewesen.

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