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Gemünden/Karlstadt: Frau trotz Ticket in Karlstadt aus dem Regionalzug geworfen

Gemünden/Karlstadt

Frau trotz Ticket in Karlstadt aus dem Regionalzug geworfen

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    Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn.
    Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn. Foto: Patrick Pleul/dpa

    Obwohl sie ein Ticket gekauft hatte, hat ein Schaffner eine 33-Jährige vergangenen Donnerstag im Regionalexpress von Gemünden nach Würzburg in Karlstadt aus dem Zug geworfen. "Unmöglich" findet das ihr Freund aus Gräfendorf, der sich an die Presse gewandt hat. "Das Mädel muss zur Arbeit und er schmeißt sie aus dem Zug."

    Folgendermaßen hat sich die Geschichte laut der Frau und ihrem Freund zugetragen: Die junge Frau kaufte sich im Gemündener Bahnhof eine 6er-Karte des VVM, die vor Fahrtantritt entwertet werden muss. Allerdings war der Fahrscheinentwerter defekt. Damit sie keine Schwierigkeiten bekommt, machte sie ein Foto von dem Gerät. Die Strecke fährt sie öfter, erzählt sie, die Schaffner seien in den allermeisten Fällen höflich und nett.

    Frau ging nicht von sich aus auf Zugbegleiter zu

    Da gleich zwei Schaffner in der Nähe der Tür gewesen seien, in die sie einstieg, sei sie nicht von sich aus in Richtung Zugbegleiter gelaufen. "Ich dachte, die kommen eh gleich." Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis einer der beiden bei ihr war. Dem habe man gleich angemerkt, dass er schlechte Laune hatte, so die 33-Jährige. Aber mit der Fahrkarte und dem Beweisfoto habe sie keine Angst gehabt.

    Der VVM-Fahrkartenentwerter am Gemündener Bahnhof war neulich defekt.
    Der VVM-Fahrkartenentwerter am Gemündener Bahnhof war neulich defekt. Foto: Weisse

    Recht barsch habe der sie jedoch bezichtigt, eine Schwarzfahrerin zu sein, als sie ihr nicht abgestempeltes Ticket zeigte. Das Bild auf dem Handy habe er nicht sehen wollen. "Das interessiert mich nicht", habe er gesagt. Stattdessen wollte er ihren Ausweis und 60 Euro von ihr, zudem müsse sie beim nächsten Halt den Zug verlassen. Ihren Ausweis hatte die Italienerin nicht dabei, sie habe Angst ihn zu verlieren, und 60 Euro zu zahlen sah sie nicht ein. Der Zugbegleiter sei dann zunächst fortgegangen, nur um in Karlstadt angerannt zu kommen und "raus, raus, sofort raus" zu rufen und sie rauszuschmeißen.

    War nicht einwandfreies Deutsch ein Grund für die barsche Reaktion?

    Die Frau, die in einem Würzburger Café arbeitet, sagt: "Ich weiß, wie man mit Leuten umgehen muss." Sie sei ganz höflich gewesen. Aber in dem Moment hätten ihr etwas die Worte gefehlt, auch wenn sie seit drei Jahren in Deutschland lebt. Der Schaffner habe ihr keine Chance gegeben, sich zu rechtfertigen. "Ich war sauer", sagt die Frau. Womöglich habe die unfreundliche Reaktion des Schaffners auch etwas damit zu tun gehabt, dass sie nicht so gut Deutsch könne, vermutet sie.

    Eigentlich wollte sie von Karlstadt aus dann den nächsten Zug nach Würzburg nehmen, sie kaufte sich auch ein Ticket. Der Zug habe allerdings massiv Verspätung gehabt, weshalb sie nicht rechtzeitig auf die Arbeit gekommen wäre. Also rief sie ihren Freund an, der sie mit dem Auto in Karlstadt abholte und nach Würzburg brachte. "Ich bin ja vom Glauben abgefallen", sagt der. Sein ganzer Tag sei "geschrottet" gewesen.

    Frau hätte auf den Schaffner zugehen müssen

    Im Würzburger Bahnhof meldete er den Vorfall der Deutschen Bahn. Diese habe unverzüglich reagiert: Bei einem Fahrtantritt ohne entwerteten Fahrschein müsse der Zugbegleiter aktiv aufgesucht werden, ansonsten sei der Tatbestand des Schwarzfahrens erfüllt, habe es geheißen. So sei das Regelwerk des VVM. Es spiele dabei keine Rolle, ob ein Entwerten des Fahrscheins aufgrund eines Defekts des Entwertungsgeräts nicht möglich ist.

    Eine Bahnmitarbeiterin in Würzburg habe ihm gesagt: Rechtlich gesehen hätte der Zugbegleiter hier richtig gehandelt, menschlich betrachtet aber wäre dieses Verhalten durchaus kritikwürdig. Ein Bundespolizist, der den Vorgang mitverfolgte, habe ihm gesagt, dass es ein paar wenige Zugbegleiter gebe, die das Regelwerk zu rigoros anwenden würden.

    Bahnsprecher: Frau musste "folgerichtig den Zug verlassen"

    Auf Anfrage der Redaktion bestätigt ein Sprecher der Bahn, der nicht namentlich genannt werden möchte, dass sich die Frau aktiv beim Zugbegleiter hätte melden müssen. Da sie sich nicht habe ausweisen können und man auch kein "sofort-inkasso" habe betreiben können, "musste sie folgerichtig den Zug verlassen". "Sollte sich der Zugbegleiter im Ton vergriffen haben, bitten wir die Reisende um Entschuldigung."

    Ihr Freund findet, dass hier mit Kanonen auf Spatzen geschossen wurde. "Sie hat sich ja nichts zu Schulden kommen lassen." Seiner Freundin sei ein Entschädigungsgutschein für den zusätzlich gekauften Fahrschein von Karlstadt nach Würzburg in Aussicht gestellt worden. Er sagt: "Die zusätzlichen Kosten von 7,10 Euro sind im Vergleich zu dem Ärger, Zeitaufwand und Unannehmlichkeiten, den wir hatten, das deutlich kleinere Übel." Ihm sei wichtiger, dass so ein "übereifriger, möglicherweise vorurteilsbehafteter Zugbegleiter" sich nicht einfach folgenlos so fahrgastunfreundlich verhalten könne.

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