Investitionen und Anschaffungen von rund 8,7 Millionen Euro sieht der im Gemeinderat vorbesprochene Haushalt des Marktes Zellingen für 2020 vor. Mit Abstand größter Einzelposten ist der Neubau des Retzbacher Kindergartens mit rund 3,5 Millionen in diesem Jahr und insgesamt 5,7 Millionen Euro bis 2021. Für die Sanierung des Zellinger Rathauses sind rund 1,6 Millionen Euro sowie 1,15 Millionen Euro in den Folgejahren eingeplant. Laut Kämmerin Ines Rössler müssen in diesem Jahr keine Kredite aufgenommen werden, weil aus dem Jahr 2019 über 4,6 Millionen Euro der allgemeinen Rücklage zugeführt werden und sogar 5,4 Millionen Euro der Rücklage entnommen werden können bis nur noch die Mindestrücklage vorhanden ist.
Finanziell war 2019 wieder ein gutes Jahr für den Markt Zellingen, allein vom Verwaltungshaushalt konnten fast 811 000 Euro der Rücklage zugeführt werden. Die Gemeinde nahm über 355 000 Euro mehr Gewerbesteuer ein, musste deshalb aber auch 28 000 Euro mehr Gewerbesteuerumlage bezahlen. Der Sommer ließ die Kasse im Freibad wieder klingeln, die verkauften Karten sorgten für fast 13 000 Euro mehr Eintrittsgelder als erwartet. Holz aus dem Gemeindewald war gefragt, sein Verkauf brachte 23 000 Euro mehr ein. Dazu kamen 56 000 Euro weniger Ausgaben bei der Bauleitplanung und viele kleine Posten wie niedrige Kosten für die Beheizung der Grundschule und die Mittagsbetreuung. Mehrausgaben von 53 000 Euro gab es beim Straßenunterhalt sowie von 14 000 Euro bei der Schülerbeförderung. Unterm Strich stieg die Zuführung zum Vermögenshaushalt vom Planansatz 1,1 auf tatsächlich 1,9 Millionen Euro.
Im Vermögenshaushalt konnten Investitionen für fast drei Millionen Euro nicht umgesetzt werden, es gab aber auch Mehrausgaben von 75 000 Euro. Bei den Einnahmen fehlten einerseits unterm Strich allerdings 770 000 Euro (inklusive nicht aufgenommener Kredite), es gab aber auch Mehreinnamen von 1,7 Millionen Euro.
Nicht realisierte Investitionen kritisiert
Die nicht zustande gekommenen Investitionen wurden teils scharf kritisiert. Das sei keine gute Bilanz, nachdem das Investitionsprogramm vor einem Jahr eigens reduziert worden sei, fand Philipp Kromczynski. Wie viele Negativzinsen die Gemeinde denn zahlen müsse, fragte Gemeinderätin Andrea Heßdörfer.
Die meisten Investitionen im Vermögenshaushalt sind schon länger geplant. Beim Radhaus Zellingen entfällt eine Million auf die Dachsanierung (insgesamt 2,15 Millionen Euro), 420 000 Euro auf die energetische Sanierung mit Tausch der Fenster und 180 000 Euro sind für die Container zur Auslagerung des Bauamts. Die Parkplätze am Rathaus und gegenüber sind mit 482 000 Euro berücksichtigt. Für das Jahr 2023 eingeplant ist der Neubau des Kindergartens St. Georg, für das nötige VGV-Verfahren werden nächstes Jahr 115 000 Euro vorgesehen.
Insgesamt 5,8 Millionen Euro soll die Generalsanierung der Friedrich-Günther-Halle kosten, in diesem Jahr sind 300 000 Euro eingeplant, ab 2021 dann die Millionenbeträge.
Für die Erweiterung des Gewerbegebiet in Retzbach sind insgesamt 2,5 Millionen Euro vorgesehen, heuer aber nur 150 000 Euro weil der Grunderwerb erst 2021 erfolgen soll. In Duttenbrunn soll die Erweiterung des Baugebiets "Dürre Wiese – Neubrunn" 320 000 Euro kosten, davon heuer 60 000 Euro für die Tiefbauplanung.
Relativ kleine Ansätze sind für das Freibad vorgesehen, die Dachsanierung samt neuer Solaranlage kostet 90 000 Euro, weitere Arbeiten 50 000 Euro. In den 47 000 Euro für Geräte und Badtechnik sind ein Beckenreinigungsgerät und eine neue Registrierkasse enthalten. Noch keine Entscheidung gibt es zu einer Rutsche, wie sie sich Zellinger Kinder wünschten, sie würde mindestens 100 000 Euro kosten und die Liegewiese verkleinern.
Was alles teurer kommt
Manche Ansätze wurden vom Gemeinderat auch erhöht. So sind jetzt 40 000 statt 15 000 Euro für den Wegebau in den Friedhöfen und Urnengräber enthalten. Für die Sanierungen im ehemaligen "Lehrerwohnhaus" am Schulplatz werden heuer 50 000 Euro, im nächsten Jahr aber 150 000 Euro eingeplant, damit eine Fluchttreppe angebaut werden kann, die Voraussetzung zur Vermietung der obersten Wohnung ist. Das war mit neun zu sieben Stimmen eine knappe Entscheidung. Bürgermeister Wieland Gsell wies auch darauf hin, dass diese Wohnung zwar jahrzehntelang genutzt aber nie beantragt wurde.
Für die Sanierung von Bildstöcken sind wieder 30 000 Euro eingeplant, die Verwaltung findet dafür seit Jahren keine Handwerker, obwohl mehrere Steinmetze Gemeinderäten gegenüber ihre Bereitschaft bekundet haben sollen. Dafür musste der Bürgermeister mal wieder Kritik einstecken.
Nach dem derzeitigen Entwurf würde der Markt Zellingen in diesem Jahr mit gut 150 000 Euro bestehende Kredite regulär tilgen. Der Verwaltungshaushalt soll 12,2 Millionen Euro umfassen, rund 670 000 Euro mehr als 2019.