Wenn das Karlstadter Freibad geschlossen hat, soll es zügig zur Baustelle werden und sich im kommenden Jahr in völlig neuem Gewand präsentieren – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Becken werden dann aus Edelstahl sein und neue Formen haben (wir berichteten).
Am 1. Mai 2014 soll es wieder öffnen, was Bürgermeister Paul Kruck in der Stadtratssitzung als ein ambitioniertes Ziel bezeichnete: „Es darf keinen achtwochigen Winter geben und kein unpassendes Hochwasser.“ In der Sitzung wurden die Aufträge für die Bauarbeiten vergeben.
Zunächst müssen noch einige Einwinterungsarbeiten vorgenommen werden, ehe die Baufirmen kommen. Dann beginnen die Abbrucharbeiten. Dabei werden die Startblöcke, der Übergang zwischen dem Schwimmer- und dem Nichtschwimmerbecken, das Planschbecken, die Durchschreitebecken und der Beckenkopf – also die Umrandung der Becken – entfernt. Die Wände sind teilweise aufzubrechen und die Bodenplatte ist für die Sprunggrube aufzuschneiden.
„Es darf keinen achtwöchigen Winter geben und kein unpassendes Hochwasser.“
Bürgermeister Paul Kruck zum Zeitplan im Karlstadter Freibad
Das alles wird die Firma Sendner (Güntersleben) für knapp 95 000 Euro (Angaben jeweils brutto) ausführen. Fünf Fachfirmen waren angeschrieben worden, die allesamt auf Abbrucharbeiten sowie das Sägen und Bohren von Beton spezialisiert sind. Daher gehörte keine Karlstadter Firma dazu. Drei Angebote wurden abgegeben. Das teuerste lag bei 140 000 Euro. Die Kostenschätzung von 2010 belief sich auf 106 000 Euro.
Nach dem Abbruch folgen Rohbauarbeiten. Beispielsweise müssen die Fundamente für die Edelstahlbecken betoniert werden. Als Schwerpunkt der Rohbauarbeiten aber nannte Karsten Krajewski von der städtischen Bauverwaltung den Schwallwasserbehälter mit einer Länge von 19, einer Breite von sieben und einer Höhe von rund vier Metern.
Diese „Kiste“ entsteht unterirdisch auf der Mainseite neben dem Nichtschwimmerbecken unter den Rutschen und dem Aufsichtsturm. Herzstück sind zwei Wasserspeicher, die als Puffer das Wasser aufnehmen, das von den Überlaufrinnen der Becken kommt. Springt beispielsweise eine Schulklasse ins Wasser, läuft dieses über und gelangt in den Schwallwasserbehälter. Von dort wird es zur Wasseraufbereitung geleitet. Außerdem wird das hier gespeicherte Wasser zur Rückspülung der Filter verwendet. Der Schallwasserbehälter steht im Grundwasser und bei Hochwasser sogar komplett unter Wasser, enthält auch Pumpentechnik und muss wasserdicht ausgebildet werden.
Bei der Kostenschätzung 2010 waren 417 000 Euro für alle Rohbauarbeiten angesetzt worden. Weil nachträglich der Bau einer Sprunggrube und eines Wasserspielplatzes hinzukamen, stiegen die Kosten spürbar an. Den Auftrag erhält die Firma Siegler-Bau (Lohr) für 606 000 Euro. Acht Firmen waren angeschrieben worden. Die teuerste hatte für 827 000 Euro angeboten.
Die höchsten Kosten jedoch verursacht der Bau der Edelstahlbecken. Hier war man 2010 von 1,65 Millionen Euro ausgegangen. Auf die bundesweite Bekanntmachung bewarben sich sechs Fachfirmen, fünf gaben ein Angebot ab. Den Auftrag erhält die Hinke Schwimmbad GmbH (Berlin) für rund 1,52 Millionen Euro. Der teuerste Anbieter lag bei 1,63 Millionen. Der Wasserspiegel wird nach dem Einbau 26 Zentimeter und der Beckenrand 40 Zentimeter höher liegen als bisher.
Diesen Winter sollen außerdem die Außenverrohrung erneuert, die die von der Baumaßnahme betroffenen Außenanlagen neu gestaltet und der Wasserspielplatz angelegt werden. Diesmal wird sich also auch äußerlich viel tun, während die Arbeiten an der Badewasseraufbereitung im vergangenen Winter das Bad optisch kaum verändert hatten. In der Wintersaison 2014/2015 soll dann das Funktionsgebäude mit den Umkleiden modernisiert werden.
Nach bisherigem Zwischenstand werden die 2010 angenommenen Sanierungskosten für das komplette Bad in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro (ab hier alle Angaben netto) trotz Bau des Wasserspielplatzes und der Sprunganlage in etwa eingehalten. Karsten Krajewski listete in der Stadtratssitzung einen Kostenvergleich auf: Der im vergangenen Winter aufgeführte Umbau des Technikgebäudes kostete 129 000 statt 123 000 Euro, die Heizungstechnik 59 000 statt 68 000 Euro, die Badetechnik 462 000 statt 593 000 Euro.
Für den Abbruch waren 89 000 Euro geschätzt worden. Der Auftrag liegt nun bei 90 000 Euro. Der Rohbau wird mit 509 000 statt 350 000 Euro zu Buche schlagen. Dafür wird bei den Edelstahlbecken gespart: 1,27 Millionen statt 1,38 Millionen Euro.