Etwa 50 Teilnehmer, darunter viele Politiker aus der Region und Vertreter befreundeter Naturschutzverbände, waren am Montagabend zur Jahresversammlung der Bürgerbewegung "Freunde des Spessarts" ins Gasthaus "Hochspessart" in Lichtenau gekommen. Hier, wo sich einst über Jahrzehnte das Zentrum des Widerstands gegen die Stauseepläne der CSU-Staatsregierung manifestierte, zeigte der Verein deutlich Zähne gegen das im Hofgut Erlenfurt geplante Eichenzentrum. Die Freunde des Spessarts fürchten, der damit verbundene Verkehr werde die Idylle im Hafenlohrtal empfindlich stören.
Über 7000 Unterschriften haben sie inzwischen gegen das aus ihrer Sicht konzeptlose Projekt gesammelt. Stolz zeigten Vorsitzender Bernd Kempf und seine Stellvertreterin Heidi Wright zwei Ordner mit Protestbekundungen. Das Sammeln gehe nun in die Endphase, denn in den nächsten Wochen wolle man die Protestunterschriften dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder übergeben.
"Wir haben nicht den Stausee im Hafenlohrtal verhindert, damit jetzt das nächste unsinnige Projekt umgesetzt wird"
Sebastian Schönauer, langjähriger Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal
Unter dem Titel "Rettet das Hafenlohrtal!" könne man sich über die Website www.freunde-des-spessarts.de noch an einer Online-Petition beteiligen. Wright sah "erheblich Sand im Getriebe" und war sich sicher, dass das Projekt nicht so kommen werde, wie sich die Initiatoren das einmal vorgestellt hatten. Die Millionen sollten sehr wohl im Spessart ankommen, aber nicht für dieses Projekt.
"Wir haben nicht den Stausee im Hafenlohrtal verhindert, damit jetzt das nächste unsinnige Projekt umgesetzt wird", hieb Sebastian Schönauer aus Rothenbuch in die gleiche Kerbe. Der langjährige Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal und stellvertretende Landesvorsitzende des Bund Naturschutz berichtete, dass er Ministerpräsident Söder (CSU) bereits mitgeteilt habe, dass es "in der nächsten Legislaturperiode Rabatz geben" werde. Söder und seine Koalition von CSU und Freien Wählern müssten sich entscheiden, ob sie wirklich 26,5 Millionen Euro für ein Projekt des Ex-CSU-Abgeordneten Peter Winter aufbringen wollten, der das Eichenzentrum lediglich als Ersatz für den Nationalpark in die Diskussion gebracht habe.
Für Informationszentrum im Jagdschloss Luitpoldshöhe
"Das ist die falsche Schwerpunktsetzung am falschen Platz und trägt in keiner Weise zum Schutz der Spessartwälder bei", formulierte es Kempf in seinem Bericht. Dabei habe man grundsätzlich nichts gegen Naturinformationszentren. Aber besser als ein Hofgut im idyllischen Hafenlohrtal sei dafür das Jagschloss Luitpoldshöhe bei Rohrbrunn geeignet.
Dieses liege im Schnittpunkt der drei bayerischen Spessart-Landkreise und habe über die A3 die beste Verkehrsanbindung. Der dortige Eigentümer habe Winter das Schloss "wie sauer Bier" angeboten, ohne Reaktion. Erst als er sich an die "Freunde des Spessarts" gewandt habe, sei Bewegung in die Sache gekommen und sogar die Süddeutsche Zeitung habe berichtet. Kempf lobte ausdrücklich die Kooperation mit Spessartbund, Bund Naturschutz und LBV beim Thema Eichenzentrum.