Der November gilt als Trauermonat. Passend zu dieser Zeit hatten Kindergartenleitung und Elternbeirat des Kindergartens St. Sebastian zu einem Elternabend eingeladen, in dem Michaela Gerlach vor 30 Zuhörern über das Thema „Kinder und Trauer“ referierte.
Die verheiratete Krankenschwester ist Mutter von zwei Kindern und absolviert derzeit eine Ausbildung als Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie begleitete schon viele Menschen in den letzten Stunden. Nach ersten Erfahrungen, wie Kinder mit der schwierigen Situationen umgehen, hat sie sich intensiver mit diesem „Tabuthema“ beschäftigt, sagte sie zu Beginn ihres Vortrags.
Die Trauerphasen
Die von der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross beschriebenen verschiedenen Trauerphasen, wie Wut und Zorn oder Verhandeln – „Oma kommt wieder, wenn ich lieb bin?“ – erklärte Gerlach anhand von Beispielen, wie sie in jeder Familie bei einem Trauerfall festzustellen sind. Das Annehmen, Frieden schließen mit dem Verstorbenen, könne bei Erwachsenen wie bei Kindern Jahre dauern. Man solle daher in allen Phasen die jungen Trauernden nicht mit Informationen überschütten oder ablenken, sondern alles zulassen und immer wieder das Gespräch anbieten.
Das Wichtigste sei es, den Kindern mit Ehrlichkeit zu begegnen und ihnen die Wahrheit zu sagen. Auch beim Reden über den Tod, wenn die Oma schwer krank ist. Dazu seien nicht viele Details notwendig, aber Offenheit für Rückfragen.
Zur Frage „Was ist eigentlich der Tod?“ empfahl die Krankenschwester ein Beispiel aus dem Kinderbuch von der Raupe Nimmersatt, die sich auch verändert, wenn sie sich verpuppt: „Der Tod ist wie eine Verwandlung, nur die Hülle bleibt da.“
Wie man mit den eigenen Gefühlen bei Tod oder dem Erkennen unheilbarer Krankheiten umgehen soll und wie sie von den Kindern reflektiert werden, war eine der Hauptfragen in der folgenden Diskussionsrunde. Gerlach riet, generell Gefühle zuzulassen und sie zu zeigen, obwohl in der Gesellschaft die Meinung noch vorherrsche, dass Väter nicht weinen dürften. Das Zulassen beuge Verwirrungen vor. Ein Kind bis zum sechsten Lebensjahr könne nicht unterscheiden zwischen einem todbringenden Krebsleiden des Großvaters und der Erkältung der Mutter, die ja dann auch „krank“ ist.
Das Abschiednehmen
Zum Tod gehöre das Abschiednehmen, vor allem das begreifbare, auch im Wortsinn, sprach Gerlach einen weiteren Themenpunkt an. Auf eine entsprechende Frage solle man dem Kind ruhig zeigen und erklären, dass bei einem lieb gewonnen Verstorbenen die Gliedmaßen noch dran sind. Auch das verhindere spätere Ängste, die sich bis hin zu Depressionen aufbauen können.
„Nimmt man ein Kind mit auf eine Beerdigung?“ Diese Frage beantwortete Gerlach mit der Empfehlung, es dem Kind freizustellen. Wenn man selbst überfordert damit ist, dann könne vielleicht jemand aus dem Bekanntenkreis zur Begleitung mitkommen. Der solle dann allerdings auf Erklärungen vorbereitet sein. In jedem Fall gelte es, nichts zu beschönigen oder abzulenken. Im Regelfall genügen einfache Antworten.
Zur Problembewältigung hatte die Referentin verschiedene Vorschläge. Rituale seien wichtig, dazu gehören bestehende alte Alltagsrituale. Reden, Humor einbauen – „Wenn die Oma das sehen könnte!“ – und Gefühle gegenüber dem Verstorbenen äußern: Briefe schreiben oder Bilder malen seien dafür geeignet, es können auch Verbindungen durch Gegenstände mit besonderem Bezug sein, die einen positive „greifbare“ Erinnerung auslösen. Solche bedeutsamen Sachen wären beispielsweise die Lieblingsmütze des Verstorbenen oder das Modellschiff, von dem der Opa gesagt hat, „das kriegst Du einmal, wenn ich gestorben bin“.
Als Kernelemente gelten: Die Wahrheit sagen, Kinder in jedem Lebensalter nach und nach mit einbinden und sie beteiligen, wenn sie es wünschen.