Egal ob schrille Farben, Dauerwelle oder „Vokuhila“, in den 80er Jahren war nichts auffällig genug. Ob die Trends von damals wirklich schön waren, muss jeder für sich selber entscheiden, aber eins ist sicher: Der „Young Fashion Style“ bleibt unvergesslich.
So nannte man die schrille Kleidungsrichtung die damals getragen wurde. „Es ist das Jahrzehnt, in dem Männer und Frauen besonders experimentierfreudig waren“, sagt Nicole Rummel (Foto Rummel) aus Birkenfeld. „Die Leute waren mutig; sie wollten schockieren und um jeden Preis auffallen.“ Die 31-Jährige ist seit 16 Jahren Friseurin, hat ihren eigenen Salon in Birkenfeld und vertritt die Friseur-Innung Main-Spessart seit Mai 2010 als Obermeisterin.
Sie erzählt, dass Frauen und Männer sich in dieser Zeit in Sachen Frisur, bei Farbe und Schnitt, annäherten. Frauen trugen kurze Haare und Männer trugen lange. Vor allem die „Vokuhila“-Frisur, bei der das Haar vorne kurz geschnitten war und hinten lang gewachsen, war bei Männern beliebt. Während Frauen dagegen eher Dauerwelle trugen. „Ab 18 Jahren waren die Menschen besonders offen, was Frisurentrends betrifft, weil die Jugendlichen damals noch kindlicher waren als heute,“ blickt Rummel zurück.
Neben dem Kreppeisen, welches dem Haar kleine Knicke verleiht, wurde viel mit Gel und Haarspray gearbeitet, wie der österreichische Sänger und Trendsetter Falco es vorführte. Andere Vorbilder in Sachen Haar waren außerdem Neue-Deutsche-Welle-Star Nena mit ihrer Dauerwelle und die „Spider Murphy Gang“. Auch die Föhnfrisur der britischen Popsängerin Kim Wilde ist Obermeisterin Rummel noch gut in Erinnerung.
„In meiner Lehre hatte ich auch alle möglichen Frisuren. Pinke, rote oder lila Haare. Lange und kurze Schnitte“, blickt Rummel zurück. Neben den wilden Lockenköpfen waren bunte Strähnchen oder zweifarbige Köpfe, also oben helles und unten dunkles Haar, nichts Außergewöhnliches. Alles war erlaubt und nichts zu auffällig. Doch eine ganz bestimmte Frisur war trotz der damaligen Offenheit nur etwas für Mutige: der Irokesenschnitt. Dabei werden an den Seiten die Haare abrasiert und nur oben in der Mitte bleibt ein Streifen langer Haare stehen, der mithilfe von Haarspray und Gel aufgestellt wird. In allen möglichen Farben, Längen und Ausführungen wurde der „Iro“ vor allem von Punks getragen.
„Egal, ob in den Achtzigern oder noch eher – alles, was damals modern war, kommt heute wieder“, hat Rummel entdeckt. Heute ist der „Ombré-Look“ besonders bei jungen Frauen gefragt. Dabei werden die Haare von oben nach unten heller oder dunkler. Besonders mutige probieren das mit bunten Farben aus.
Ebenfalls ähnelt der heutige „Undercut“, bei dem das Haar an den Seiten und am Hinterkopf abrasiert ist, dem damaligen Popper-Haarschnitt.
Was sich heute außergewöhnlich anhört, war vor 30 Jahren völlig normal und gehörte zum Alltag eines jeden Friseurs, erinnert sich Rummel. Es war alles erlaubt. Sie weiß aber: „Gar nicht modern waren lange, glatte Haare.“ Das Ziel der Frisuren in den 80er Jahren war zu schockieren und zu provozieren.
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