Partner auf Augenhöhe wollen sie sein: Die Raiffeisenbanken Lohr, Marktheidenfeld und Karlstadt/Gemünden schließen sich zur neuen Raiffeisenbank Main-Spessart zusammen. Als Dritte im neuen Bunde stimmte die Vertreterversammlung der Raiffeisenbank Karlstadt-Gemünden eG am Mittwochabend in der Musikhalle in Gambach der Fusion zu – mit dem beachtlichen Ergebnis von 98 Prozent.
Die Stimmung im Konferenzraum des Karlstadter Hotels „Mainpromenade“ war am Donnerstagvormittag gelöst. Elf Jahre hatten die Vorstandsmitglieder der drei Raiffeisenbanken im Landkreis auf diesen Moment hingearbeitet. Dem designierten Vorstandsvorsitzenden der Main-Spessart-Bank, Helmut Kraft (Karlstadt-Gemünden), war es vorbehalten, der Presse zu verkünden, dass die Verschmelzung beschlossene Sache sei. Er sei „stolz und glücklich“, dass sich die Banken „aus einer Position der Stärke heraus“ vereinigten.
Dass die Marktheidenfelder bei der ersten Abstimmung geschwächelt hatten und die erforderliche Stimmenmehrheit erst bei der zweiten Vertreterversammlung zusammenkam, spielte am Donnerstag nur noch eine untergeordnete Rolle. Direktor Martin Endres (Marktheidenfeld) resümierte, es sei „allerhand Gesprächsbedarf nötig“ gewesen, „um die Vertreter zu überzeugen, dass unser Vorhaben viele Vorteile für die Region und besonders die Mitglieder mit sich bringt“. Auch wenn die Raiffeisenbank Marktheidenfeld die kleinste des Trios sei, sei sie stets als gleichberechtigt wahrgenommen worden – sei es bei der ausgeglichenen Besetzung des Aufsichtsrats oder bei der Anzahl der Arbeitsplätze vor Ort.
Jetzt, da die Fusion unter Dach und Fach ist, gehen die Vorbereitungen auf das „große Ganze“ in die heiße Phase. „Die Beschlüsse der letzten Tage geben klar den Takt vor“, sagte Direktor Michael Zeuch (Lohr). Anfang bis Mitte August soll die neue Bank ins Register eingetragen werden. Für die Mitglieder und Kunden wird die Fusion erst mit den technischen Umstellungen spürbar, die am 20. und 21. August stattfinden sollen. Einige bekommen neue Kontonummern, alle aus Lohr und Marktheidenfeld zumindest eine neue Bankleitzahl. Die Raiffeisenbank Main-Spessart wird die Bankleitzahl der Raiffeisenbank Karlstadt-Gemünden (790 691 50) übernehmen.
Kundennähe soll bestehen bleiben
In einem entscheidenden Punkt wird sich durch den Zusammenschluss nichts ändern: an der Nähe zum Kunden, versichert Direktor Kraft. Diese Nähe, die „beim Vorstand beginnt“, sei die ureigenste Stärke einer Genossenschaftsbank. „Wir kennen die Kunden und die Bedürfnisse hier in Main-Spessart – und die Kunden kennen uns“, so Kraft weiter. Es sei daher auch nicht daran gedacht, in den Filialen größere personelle Veränderungen vorzunehmen, ergänzte Michael Zeuch.
Stellenausschreibungen nur intern
Die Fusion wird trotzdem für den einen oder anderen „Banker“ mit einem Arbeitsplatzwechsel verbunden sein – angefangen beim Vorstandsvorsitzenden Helmut Kraft, der von Karlstadt nach Lohr geht, bis hin zum einfachen Bankangestellten. Die internen Stellenausschreibungen sollen zügig erfolgen, damit sowohl die Raiffeisenbank als auch die Mitarbeiter noch vor den Sommerferien wissen, wohin die Reise geht.
Für all jene, die künftig einen weiteren Weg zur Arbeit in Kauf nehmen müssen, wird es zwei Jahre lang einen Fahrtkostenzuschuss geben; bei „Härtefällen“ schießt die Bank sogar noch etwas mehr Geld hinzu. Fusionsbedingte Kündigungen wird es ebenfalls nicht geben: In der Beschäftigungssicherungsvereinbarung, die der Betriebsrat mit der Bankführung ausgehandelt hat, ist schriftlich fixiert, dass bis zum 31. Dezember 2013 niemand entlassen wird. Kraft sagte dazu am Donnerstag: „Wir wissen um die Qualität unserer Mitarbeiter und darum, dass wir nur mit ihnen erfolgreich für unsere Mitglieder und Kunden tätig sein können.“
Erfolgreich zu sein, bedeutet für die Raiffeisenbank, im Wettbewerb bestehen zu können und „unsere Selbstständigkeit in und für die Region langfristig zu sichern“, erläuterte Kraft weiter. Die Stärkung des Wirtschaftsraumes Main-Spessart zwischen den Metropolen Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt liege ihm sehr am Herzen. Außerdem wolle sich die Raiffeisenbank Main-Spessart als „starker Partner für den Mittelstand“ präsentieren.
Seit Mittwochabend steht auch fest, wie sich der Aufsichtsrat der neuen Bank zusammensetzt. Die Vertreterversammlung der Raiffeisenbank Karlstadt-Gemünden wählte Wolfgang Beck (Karlstadt), Martin Göbel (Karsbach), Walter Höfling (Rieneck), Dieter Schneider (Eußenheim-Bühler) und Franz Schüßler (Burgsinn). Den Aufsichtsrat komplettieren Erwin Fertig, Burkhard Geiger, Brigitte Kuhn, Elmar Menzel und Hildebert Steigerwald (alle Raiffeisenbank Lohr) sowie Wolfram Rapps, Richard Redelbach, Dieter Schäfer, Winfried Väth und Lothar Wiesmann (alle Raiffeisenbank Marktheidenfeld).
Den künftigen Wahlausschuss bilden: Gisela Heidrich, Georg Hopf, Horst Rützel, Reinhard Schubert (alle Karlstadt-Gemünden), Stephan Amend, Rudolf Grimm, Werner Müller, Gerold Wandera (alle Lohr), Oswald Behl, Silvia Ehehalt, Philipp Obmann und Reinhard Schubert (alle Marktheidenfeld).
Raiffeisenbank MSP
Durch den Zusammenschluss entsteht mit einer Bilanzsumme von rund 1,1 Milliarden Euro die zweitgrößte Genossenschaftsbank in Nordbayern nach der VR-Bank Würzburg. Die Raiffeisenbanken beschäftigen an 46 Standorten im Landkreis Main-Spessart 370 Mitarbeiter, darunter 25 Auszubildende. Die drei Banken betreuen insgesamt rund 72 000 Kunden und werden von nahezu 32 000 Mitgliedern getragen – in der Summe die größte Personengemeinschaft im Landkreis. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Helmut Kraft (Vorstandsvorsitzender), Martin Endres, Michael Zeuch (beide ordentliche Vorstandsmitglieder), Bernd Jacobs und Walter Löffler (beide stellvertretende Vorstandsmitglieder).