Mit dem Circus Carelli gastierte am Dienstag einer der größten deutschen Reisezirkusse auf der Mainlände. Die rund anderthalb stündige Galapremiere und „Reise ins Wunderland“ bescherte unübersehbar mehr als 200 großen und kleinen Gästen jede Menge Spaß. Ihn läutete der Clown und Kommödiant Timmy Barelli mit „Zwiegesprächen“ in Richtung Publikum beziehungsweise seines Esels Manolito ein.
Das Tier komme aus Würzburg und sei das schönste Pferd der Welt. Dafür gab's ein schmatzendes feuchtes Küsschen von dem Vierbeiner, der sich nach einer Ehrenrunde durch das Publikum den roten Teppich in der Manege selbst ausgerollt hatte. Traurig sei er, klagte Timmy. Seine Frau habe den Klingelton auf ihrem Handy verändert. Sobald er anrufe, ertöne das Lied „Lebt denn der alte Holzmichel noch.“
Danach griff der Allrounder zu Trompete und Saxophon und gab unter tosendem Applaus den heißen Neapolitaner mit dem „russischen Traditionslied“ O sole mio, das schon Luciano Pavarotti oder Enrico Caruso Ruhm eingebracht hat. Manegendebüt feierte der dreijährige Antony, Sohn von Direktor Francesco Spindler. Unübersehbar und -hörbar pocht in den Adern des Nachfahren („der neueste Clown aus Barcelona“) der Zirkusdynastie Spindler Zirkusblut.
Nachwuchsartistin und ein kleines Pferd
Der schlagfertige Knirps im schwarzen Frack und Fliege gab mit seinem Partner, dem Berner Rüden Balu, ein famoses Paar ab. Bereits versiert in der Manege ist die elfjährige Ashley. Als „Schneekönigin Elsa“ lässt die Nachwuchsartistin ganze 16 Hula Hoop-Reifen mit Grazie um ihre Hüften kreisen. Da verschlug es selbst ihrem Schneemann-Freund Olav die Sprache. Den Atem anhalten ließen der leichtfüßig anmutende Tanz auf dem Seil und die Luftakrobatik der Spanierin Arabella Air ebenso wie Salima Sydneys Vorstellung am Luftring.

Das war Eleganz, Sinnlichkeit, Temperament und perfekte Körperbeherrschung in einem. Sydney kommt vom spanischen Nationalzirkus und ist Preisträgerin des Festivals in Monte Carlo. Nicht minder herausragend zeigte sich der Kubaner Chico an Eisenstange und Schwungseil. Die Künstler lassen sich ohne Sicherungsvorkehrungen von der Zeltkuppel in die Tiefe stürzen. Chico und Sydney wurden für die Saison 2017 als Gastkünstler von Carelli verpflichtet.
Mit Raritäten wartete auch die tierische Zirkusseite auf: Mini Akhari, das kleinste Pferd der Welt, schritt im stolzen Duett neben ihrem großen Schimmel-Freund Maxi. Die schönsten Frauen der Welt kommen laut Moderator Mr. John aus Bad Tölz. Es sind die Kühe Heidi und Milka, schwarz-weiß und braun-weiß gefleckt, je 19 Zentner auf den Rippen.

Die Parade von sechs aufs Wort gehorchenden Kamelbullen stand unter dem Kommando von Chef Francesco. Laut Moderator John hält der Zirkus keine Wild- oder Käfigtiere. Für seine Tierhaltung wurde er mit der Note eins ausgezeichnet. Die Kühe zum Beispiel werden bei nachlassender Vitalität nicht geschlachtet, sondern erhalten ihr Gnadenbrot auf dem Hof in Pirmasens.
Einer der größten Zirkusse Deutschlands
Der Circus Carelli besteht in neunter Generation der Familie Spindler. 2014 wurde er von Jakel Bossert aus Pirmasens neu als großer Reisezirkus mit 70 Tieren und 70 Menschen verschiedener Nationalität gegründet. Er zählt er zu den größten Zirkussen Deutschlands. Die Kosten pro Tag belaufen sich auf 6000 Euro. Die letzte Vorstellung in Lohr ist am Donnerstag um 15.30 Uhr.
Danach zieht Carelli weiter auf die Lindenwiese in Gemünden. Auftritte sind dort am Samstag um 15.30 Uhr und 19 Uhr und am Sonntag um 11 und 15 Uhr. Bei der letzten Veranstaltung gibt es verbilligte Eintrittspreise für alle Mütter.