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Karlstadt: Gambacher Zeuge Jehovas wurde ins KZ gesperrt

Karlstadt

Gambacher Zeuge Jehovas wurde ins KZ gesperrt

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    Valentin Steinbach mit Ehefrau Luise und Stieftocher Else im Jahr 1919.
    Valentin Steinbach mit Ehefrau Luise und Stieftocher Else im Jahr 1919. Foto: Jehovas Zeugen, Archiv Zentraleuropa

    Nicht nur Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle und Andersdenkende sperrten die Nationalsozialisten in Konzentrationslager. Die Zeugen Jehovas ereilte ab 1935 mehr und mehr dasselbe Schicksal. Einer von ihnen war der Gambacher Valentin Steinbach. Er hat am 1. Oktober seinen Todestag. Geboren wurde er vor 130 Jahren – am 15. Juli 1991.    

    Stadtarchivar Manfred Schneider hat im Karlstadter Jahrbuch 1920/21 einen Beitrag geschrieben, der im Wesentlichen auf den Forschungsergebnissen der Frankfurterin Erika Krämer fußt. Sie war zu ihm ins Stadtarchiv gekommen, um Erkundigungen zu Valentin Steinbach einzuholen.    

    Valentin Steinbach soll ein strebsamer Schüler gewesen sein. Nach einer Lehre als Steinhauer, wie Steinmetze und Steinbildhauer früher hießen, zog es ihn schon mit 18 Jahren in die Fremde nach Frankfurt, wo er in den Dienst beim Postscheckamt Frankfurt eintrat. Zehn Jahre später heiratete er und gründete eine Familie.

    Sie lehnten den Hitlergruß ab

    Um 1920/21 trat er aus der katholischen Kirche aus und wandte sich den "Bibelforschern" zu, wie sich die Zeugen Jehovas bis 1931 nannten. Er übernahm ab 1923 die Leitung der kleinen Frankfurter "Versammlung" mit ihren etwa 60 "Brüdern" und "Schwestern".  Die "Bibelforscher" versahen "Felddienst", indem sie im Umkreis von rund 50 Kilometern missionierten.

    1933 wurde die Organisation in Deutschland verboten. Jehovas Zeugen verweigerten den Hitlergruß und lehnten den Kriegsdienst ab. Für Steinbach war seine Entlassung aus dem Postdienst 1935 ein erstes Warnsignal. Im selben Jahr wurde er erstmals verhaftet. Sein Vergehen: eine Trauerrede bei einem Begräbnis.

    Steinbach fand eine neue Tätigkeit als Vertreter für Waschmittel. 1936 folgte einer erneute Verhaftung. Zwar hielt er sich an das Betätigungsverbot, gab aber an, nach den Grundlinien der Heiligen Schrift zu leben. Nach Stationen in Frankfurter Gefängnissen kam Steinbach 1937 ins KZ im sächsischen Lichtenburg. Im selben Jahr wurde er ins KZ Buchenwald verlegt, von 1942 bis zum Kriegsende ins KZ Mauthausen.

    Er nahm seinen Dienst bei der Post wieder auf, war aber immer wieder wegen starker Magenbeschwerden dienstunfähig. Als endlich eine Kur bewilligt wurde, musste er sie aufschieben, weil seine Frau stark erkrankte. Sie starb 1949 und er am 1. Oktober 1960. Vor dem Haus seiner letzten Wohnung in der Frankfurter Schwarzburgstraße wurde 2019 ein Stolperstein in den Belag des Gehwegs eingelassen.     

    Valentin Steinbach um 1950.
    Valentin Steinbach um 1950. Foto: Privatbesitz
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