Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen in der Kino-Auslese der Vhs Karlstadt am Sonntag, 2., um 11.15 Uhr, sowie am Dienstag, 4., und Mittwoch, 5. September, jeweils um 20 Uhr „Eleanor & Colette“.
Bereits in seinem 1963 entstandenen Psychothriller „Schock-Korridor“ entwarf Samuel Fuller ein düsteres Panoptikum individueller und sozialer Neurosen der US-Gesellschaft. Zwölf Jahre später sorgte Milos Formans mit fünf Oscars ausgezeichnetes Drama „Einer flog über das Kuckucksnest“, in dem ein Patient die Regeln in einer psychiatrischen Klinik in Frage stellt, landesweit für ein Umdenken in Sachen Patientenbevormundung. Nun rückt der dänische Oscar-Preisträger und zweifache Cannes-Gewinner Bille August das Tabuthema wieder ins Blickfeld, in dem er, basierend auf einem realen Präzedenzfall, das Schicksal der Psychiatriepatientin Eleanor Riese in den Focus des Geschehens rückt, das ins San Francisco des Jahres 1985 führt.
In der psychiatrischen Abteilung des St. Mary-Hospitals zerren vier Pfleger die sich verzweifelt wehrende Eleanor Riese über den Flur in die Isolationszelle und schnallen sie fest, weil die mit paranoider Schizophrenie diagnostizierte Patientin sich weigert, das ihr verordnete Medikament einzunehmen. Trotz ihrer Krankheit erkennt Eleanor nämlich die starken Nebenwirkungen des Medikaments, die ihren Zustand nur verschlimmern. Sie erhält Hilfe von der Anwältin Colette Hughes, und zusammen beginnen die beiden Frauen einen scheinbar aussichtslosen David-gegen-Goliath-Kampf gegen die übermächtige Krankenhausindustrie, der sie schließlich vor den Supreme Court of California führt.
Geradlinig chronologisch und faktenbasiert inszeniert Regisseur Bille August, der bereits mit erfolgreichen Literaturverfilmungen wie „Das Geisterhaus“ brillierte, den klassischen Filmstoff vom Kampf eines Underdogs gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner. Konventionell im dramaturgischen Aufbau vermeidet der Regisseur weitgehend die bei diesem Thema häufig lauernden Klischees; das Drehbuch setzt vor allem auf die Prägnanz der Dialoge und die optisch gefälligen Bilder, die Kameramann Filip Zumbrunn dazu liefert, entsprechen dem Genre-Repertoire.
Stets auf dem schmalen Grat zum Overacting verkörpert mit ihrer gesamten Palette der Emotionen und Kauzigkeiten das Londoner Ausnahmetalent Helen Bonham-Carter die Figur der Eleanor als letztlich unerschrockene Alltagsheldin aus der Psychiatrie. Hilary Swank ist als Colette einerseits der Inbegriff einer aufopfernden Heldin, die nicht nur ihre Gesundheit für die gute Sache gefährdet. Gleichwohl gelingt es der zweifachen Oscar-Preisträgerin, die engagierte Anwältin zu einer glaubhaften Protagonistin werden zu lassen.
Fazit: Bille August jüngster Film erweist sich erneut als solides Regiehandwerk, dem allerdings etwas mehr künstlerischer Wagemut in der Umsetzung gutgetan hätte.
Freigegeben ab zwölf Jahre, Dauer: 115 Minuten.