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Lohr: Gelingt der Neustart der Lohrer Starthilfe?

Lohr

Gelingt der Neustart der Lohrer Starthilfe?

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    Die Lohrer Fußgängerzone hat wie viele andere in vergleichbaren Städten mit Veränderungen beim Einkaufsverhalten zu kämpfen. Die Stadt ist mit einem eigenen Förderprogramm seit Jahren bemüht, Leerstände zu beheben und Existenzgründern den Start zu erleichtern – ab sofort mit neuen Modalitäten.
    Die Lohrer Fußgängerzone hat wie viele andere in vergleichbaren Städten mit Veränderungen beim Einkaufsverhalten zu kämpfen. Die Stadt ist mit einem eigenen Förderprogramm seit Jahren bemüht, Leerstände zu beheben und Existenzgründern den Start zu erleichtern – ab sofort mit neuen Modalitäten. Foto: Johannes Ungemach

    Im Bemühen, die Innenstadt als Einkaufsort attraktiv zu halten, geht die Stadt Lohr andere Wege. Schon zum kommenden Monatswechsel vereinfacht sie die Modalitäten ihres "Starthilfe"-Programms. Dessen Ziel ist es, Leerstand zu bekämpfen und Gründern unter die Arme zu greifen. Zuletzt allerdings hatte es für das Programm keinerlei Bewerbungen gegeben.

    Die 2021 vom städtischen Citymanagement initiierte "Lohrer Starthilfe" funktioniert wie folgt: Die Stadt mietet leerstehende Geschäftsräume an und zahlt dabei 70 Prozent der zuletzt erzielten Kaltmiete. Sodann vermietet sie die Räume für 40 Prozent der Altmiete an jemanden weiter, der in die Selbstständigkeit einsteigen oder mit einer pfiffigen Idee expandieren will. Der satte Zuschuss in Höhe von knapp einem Drittel der Altmiete fließt über zwölf Monate.

    Wie Anja Güll, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, im Wirtschaftsausschuss des Stadtrats darlegte, konnten mit dem Starthilfe-Programm bislang sieben Leerstände in der Innenstadt temporär behoben werden. In drei Fällen sei der Förderzeitraum mittlerweile ausgelaufen, wobei danach ein Mietverhältnis wieder beendet worden sei. Zwei Gründer führten ihr Geschäft seither ohne städtischen Zuschuss weiter, berichtete Güll. Mit Spannung sei zu erwarten, wie es in den vier anderen Fällen weitergehe, wenn der Förderzeitraum Ende Juni auslaufe.

    Impuls, aber auch Skepsis

    Bürgermeister Mario Paul bezeichnete die Lohrer Starthilfe als "wichtiges Instrument, um der Innenstadt Impulse zu geben" und Leerstand zu begegnen. Er erinnerte jedoch auch an im Stadtrat mehrfach aufgekommene Stimmen, die den Nutzen des Projektes für die Besucherfrequenz in der Innenstadt anzweifelten.

    Zweifel daran, ob der Zuschnitt des Starthilfe-Projektes passt, kamen zuletzt auch auf, weil es bei einer 2024 gestarteten zweiten Bewerbungsrunde keinerlei Bewerbungen von Gründern gab, was Güll als "ernüchternd" bezeichnete. Ein Problem sei es auch, Immobilieneigentümer zu finden, die beim Starthilfe-Projekt mitmachen wollten.

    Auf Gülls Empfehlung beschlossen die Räte einstimmig, die Modalitäten des Starthilfe-Programms zu ändern. Die Stadt tritt künftig nicht mehr als Zwischenmieter in Aktion. Vielmehr müssten Vermieter und Gründer direkt einen Mietvertrag abschließen. Die Stadt würde dann einen nach Mietfläche gestaffelten Zuschuss gewähren. Dieser beginnt bei 300 Euro bei einer Mietfläche bis zu 100 Quadratmetern. Bei einer Mietfläche zwischen 100 und 200 Quadratmetern würde die Stadt 400 Euro zuschießen, bei einer Fläche bis 300 Quadratmetern 600 Euro. Die neue Regelung sei viel einfacher zu handhaben und erspare der Stadt einen immensen Verwaltungsaufwand, sagte Güll.

    Vermieter aus der Pflicht?

    Allerdings lenkten mehrere Redebeiträge aus dem Gremium den Blick auf einen speziellen Aspekt der neuen Regelung: Diese sieht anders als die bisherige keinen verpflichtenden Verzicht des Vermieters auf 30 Prozent der zuletzt erzielten Kaltmiete vor. Stattdessen, so erklärte Güll, verlange die Stadt als Zuschussgeber lediglich einen Nachweis, dass die zwischen Vermieter und Gründer vereinbarte Miete den ortsüblichen Rahmen nicht übersteige.

    Eric Schürr (Bürgerverein) folgerte, dass der nicht mehr zwingend vorgeschriebene Mietnachlass seitens des Vermieters die Sache für Gründer teurer werden lassen dürfte. Es "wäre schön", wenn Vermieter von Leerstandsimmobilien bei den noch immer vergleichsweise hohen Mieten in der Lohrer Innenstadt Abstriche machten, so Schürr.

    Das sah Brigitte Kuhn (CSU) ebenso: "Wenn mein Geschäft leer stehen würde, würde ich die Miete reduzieren". Der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Nischalke sprach davon, dass man mit der neuen Regelung "Vermieter aus der Verantwortung lasse". Er erwarte, dass Vermieter "mit der Miete runtergehen", wenn die Stadt einen Zuschuss geben solle. Am Tag nach der Sitzung erklärte Güll auf Nachfrage zu diesem Aspekt, dass man seitens des Citymanagements die aufgerufenen Mieten natürlich beobachten werde. Mit der Bedingung, dass die für leer stehende Geschäfte verlangte Miete nicht über der zuletzt erzielten Kaltmiete liegen dürfe, sei eine Grenze nach oben gesetzt. Die Erfahrung zeige jedoch, dass Vermieter von Leerstandsimmobilien sehr wohl bereit seien, Abstriche bei der Miete zu machen.

    Das sah in der Sitzung Mathilde Lembach (Grüne) ebenso. Die Stadträtin, selbst Vermieterin von Geschäftsräumen in der Fußgängerzone, sprach davon, dass sich "der Markt selbst regelt". Man könne auf dessen Mechanismen und darauf vertrauen, dass Vermieter bei Leerständen die Miete reduzierten oder in Renovierungen investierten.

    Wirtschaftsförderin Güll erklärte schließlich, dass die neuen Modalitäten des Starthilfe-Projektes vom Initiativkreis City- und Stadtmarketing einstimmig befürwortet worden seien. In dem beratenden Gremium sitzen neben Vertretern der Stadt auch solche aus Werbegemeinschaft, Verkehrsverein und Vereinen.

    Paul: Sehr gutes Zeichen

    Dass das Lohrer Starthilfe-Projekt – wenn auch in neuem Zuschnitt – fortgeführt wird, wertete Bürgermeister Paul als "sehr gutes Zeichen für die Innenstadt in wahrlich schwierigen Zeiten". Das freiwillige Programm sei Beleg dafür, dass man im Rathaus weiter hinter der Innenstadt stehe. Durch die Kriterien, die man bei der Vergabe des Mietzuschusses anlege, habe die Stadt überdies eine Steuermöglichkeit hinsichtlich des Branchenmixes.

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