Die Marktgemeinde Frammersbach wird der Bürgerinitiative gegen den Bau der B 26n beitreten. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend gegen vier Stimmen aus der CSU-Fraktion beschlossen.
Die Ratsmitglieder der Freien Wähler, der SPD-Fraktion und der Grünen sowie Martin Desch von der CSU stimmten für die Mitgliedschaft der Gemeinde in der Bürgerinitiative gegen die B26n. Bürgermeister Christian Holzemer hatte diesen Schritt empfohlen, da die Gemeinde keine andere Möglichkeit habe, ihren Belangen Nachdruck zu verleihen.
Für mehr Sicherheit
Holzemer sieht das gesamte Projekt kritisch. Sein Hauptantrieb ist, wie er mehrfach äußerte, wenigstens in Sachen Verkehrssicherheit Verbesserungen durchsetzen zu können. Diese hält er für dringend notwendig, wenn durch die künftige Ost-Westverbindung im Landkreis der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt in Frammersbach weiter zunimmt.
Ins Planungsverfahren ist die Gemeinde von der Regierung von Unterfranken nicht einbezogen. Den Antrag, über den Beitritt abzustimmen, hatten die Grünen gestellt. Sie sind im Gemeinderat mit zwei Sitzen vertreten. Als Mitgliedsbeitrag nannte Holzemer 25 Euro pro Jahr.
Elisabeth Ruby, Fraktionsvorsitzende der CSU und 2. Bürgermeisterin, machte in ihrer Stellungnahme deutlich, dass der Bau der B26n für Frammersbach nicht nur Nachteile bringe. Vorteil sei die bessere Anbindung des Ortes an die Autobahnen im Süden, Westen und Osten. Die komme den heimischen Gewerbetreibenden und Pendlern zugute.
Wichtig für Gewerbe
Als Beispiel nannte Ruby Marktheidenfeld, das durch seine Lage an der Autobahn 3 über reichlich Gewerbe und damit Steuereinnahmen verfüge. Schlimmstenfalls würden Frammersbacher Gewerbetreibende aufgrund schlechter Verkehrsverbindungen den Ort verlassen, was Einnahmeausfälle und den Verlust von Arbeitsplätzen im Ort bedeuten würde.
Nachteile für Frammersbach sieht Elisabeth Ruby im Wesentlichen erst mit der Vollendung des Bauabschnitts 4 der B26n. Mit dessen Planung werde frühestens 2035 begonnen. Das bedeute, dass die Zunahme des Verkehrs erst ab 2040 zu erwarten sei. Technische Neuerungen, die Zunahme elektrischer Antriebe und damit weniger Lärm sowie intelligente Verkehrsleitsysteme seien mögliche Veränderungen, die in Zukunft ein anderes Szenario ergeben könnten.
Solidarität mit Werntal
Außerdem forderte sie Solidarität mit den Werntalgemeinden, denen die B26n Entlastung bringe. Die Bürgerinitiative kämpfe nicht für eine Reduzierung des Verkehrs im Lohrtal, sondern mache auch den Werntalgemeinden die Entlastung streitig. Ruby sieht es nicht als Aufgabe der gewählten Vertreter der Gemeinde, einem parteipolitisch geprägten Interessensverband beizutreten. Es stehe den Bürgerinnen und Bürgern frei, der BI beizutreten.
Frage der Lebensqualität
Norbert Meidhof, Sprecher der Freien Wähler, und Werner Friedel für die Grünen schlossen sich den Argumenten des Bürgermeisters an. Meidhof wehrt sich gegen den Transitverkehr. Friedel geht es nicht um das Verhindern von Umgehungsstraßen im Werntal, sondern um die Westumgehung.
Sandra Völp, Fraktionsvorsitzende der SPD, sieht das Straßenbauprojekt zweischneidig, plädierte aber für den Beitritt. Mehr Verkehr bedeute weniger Lebensqualität im Ort, mit der Folge sinkender Miet- und Grundstückspreise. Das steht für Völp im Widerspruch zu dem Geld, das die Gemeinde in die Ortsgestaltung gesteckt hat. Holzemer ergänzte, dass die Gemeinde aus der BI wieder austreten könne, wenn die Richtung nicht passe.
Sachliche Auseinandersetzung
"Das hat mir gut gefallen", sagte Holzemer nach der Abstimmung und bezog sich auf die sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema. In der aufgeheizten Stimmung, die derzeit im Land herrsche, freue ihn das besonders.
Das Pro und Kontra zu der Abkürzungsroute zwischen den Autobahnen rund um den Spessart hatte der Gemeinderat in drei Sitzungen erörtert. Zweimal war das Staatliche Bauamt zur Information eingeladen, einmal die Bürgerinitiative.
Die Lohrtalgemeinden sind keine Anlieger der Trasse. Durch sie führt jedoch die B 276, die in Lohr von der B 26 und damit indirekt auch der künftigen B 26n abzweigt. Dadurch entsteht eine Abkürzung zur A 66 im Norden des Spessarts (Wiesbaden – Fulda) und letztlich eine Umfahrung des Knotenpunktes Frankfurt.