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MARGETSHÖCHHEIM: Geprüfte Pfleger: Gekonnt dem Baum zu Leibe rücken

MARGETSHÖCHHEIM

Geprüfte Pfleger: Gekonnt dem Baum zu Leibe rücken

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    Im dichten Gewirr aus Ästen: Erst schauen, dann schneiden, lautet die Devise beim Baumschnitt. Das haben die Kandidaten der ersten Abschlussprüfung zum zertifizierten Baumpfleger Streuobst in der Region Mainfranken gelernt – darunter (im Bild) Prüfling Peter Piesch aus Randersacker.
    Im dichten Gewirr aus Ästen: Erst schauen, dann schneiden, lautet die Devise beim Baumschnitt. Das haben die Kandidaten der ersten Abschlussprüfung zum zertifizierten Baumpfleger Streuobst in der Region Mainfranken gelernt – darunter (im Bild) Prüfling Peter Piesch aus Randersacker. Foto: Foto: Wilma Wolf

    Ein kalter, grauer Wintermorgen: Das Gras der Streuobstwiese ist nass. Und nach nur wenigen Minuten klettert einem schon die Nässe durch die Klamotten am Körper entlang. Füße und Hände frieren. Doch den zwei Frauen und 15 Männern, die sich heute hier versammeln, macht das offensichtlich nichts aus: Sie absolvieren ihre Abschlussprüfung zum zertifizierten Baumpfleger Streuobst. Es ist die allererste in der Region.

    Was sie in der Theorie im vergangenen Jahr gelernt haben, sollen die Kandidaten nun in der Praxis beweisen. Eine halbe Stunde hat jeder dafür Zeit. „Jetzt nehmen Sie mal die Leiter und überlegen gewisse Eingriffe und führen sie dann durch“, sagt Kreisfachberater Günter Gerner zu seinem zweiten Prüfling. Timo Nees aus Holzkirchhausen ist leicht nervös. Das spürt man.

    Ob die Äste zu eng oder über Kreuz stehen, soll er überprüfen. Erst genau schauen, dann schneiden, lautet die Devise. Von unten und von oben. Dazu steigt Nees mit der Leiter hoch hinauf. „Die Prüflinge sollen einen Grundschnitt in die Bäume bringen und effektiv arbeiten“, meint Gerner. Nötig haben die es allemal auf der alten Streuobstwiese der Gemeinde. Einige haben lange Zeit keine Säge mehr gesehen.

    Immer wieder runter und schauen

    Und manche neigen dazu, besonders dicht zu wachsen. So wie der Rheinische Winterrambour, eine sehr alte Apfelsorte. „Der wächst kreuz und quer und macht seine Krone dicht, sodass man gar keine Leiter mehr rein stellen kann, wenn man ihn nicht schneidet“, erklärt Ernst Wolfert, der ebenfalls prüft.

    Klaus Stacek aus Karlstadt klettert immer wieder rauf und runter, um den Baum zu betrachten. Erst dann könne man entscheiden, welche Äste wirklich weg sollen, meint Wolfert. Xenia Mannsberg, die ursprünglich aus Leinach kommt und jetzt in Karlstadt wohnt, hat die Prüfung noch vor sich. Doch sie ist ganz ruhig.

    Eine Baumansprache gehört zur Prüfung auch dazu. Muss jetzt jeder eine Rede vor dem Baum halten? Nein, weit gefehlt. „Baumansprache bedeutet die Beschreibung des Ist-Zustands des Baumes und vielleicht des Werdeganges. Danach muss man Maßnahmen ableiten, um dem Baum wieder eine Struktur zu geben“, erklärt Helmut Lutz aus Reichenberg. Den Baum stabil, im Gleichgewicht und vital halten – das sind die Anforderungen an die zertifizierten Baumpfleger.

    Begeistert von der Ausbildung sind er und seine Mitstreiter, die aus der ganzen Region Mainfranken kommen. „Was wir hier im Kurs für die Streuobstpflege gelernt haben, war auf sehr hohem Niveau“, lobt Christian Schäflein aus Schonungen im Landkreis Schweinfurt. Von der Pflanzung über die Jungbaumerziehung bis hin zum Erhaltungsschnitt. Altbaumpflege, Baumgesundheit, Unterwuchspflege und Sommerschnitt gehörten auch dazu.

    Und warum macht man überhaupt eine solche Ausbildung? Die Prüflinge haben unterschiedliche Motivationen. „Wir vom Bund Naturschutz haben eine Wiese mit 200 alten Obstbäumen gepachtet, da muss man wissen, wie man da richtig rangeht“, erzählt einer. In Schonungen gibt es sogar rund 1000 alte Obstbäume, die zum Teil gar nicht mehr gepflegt sind. Und in Mainfranken schätzt man die Anzahl der Streuobstbäume auf rund 30 000. Zu tun gibt es also genug.

    Gründlicher Schnitt hilft

    Inzwischen ist Peter Piesch aus Randersacker mit der Prüfung dran. „Licht, Luft und Sonne muss in den Baum“, sagt er und klettert hinauf in das dichte Gewirr aus Ästen. Zwar gäbe es hier massenhaft Früchte, aber die Qualität und Größe leide darunter. Außerdem vergreist der Baum, wenn man nicht schneidet. Piesch ist in seinem Element. Man merkt, hier ist ein Profi am Werk. Immerhin hat der Edelbrenner zu Hause 200 Bäume, die er hegt und pflegt.

    Am Ende haben alle sowohl die theoretische als auch die praktische Prüfung erfolgreich bestanden. Organisator Hubert Marquart vom Landschaftspflegeverband ist stolz. „Die Ausbildung soll den naturnahen und extensiven Obstbaumschnitt vermitteln, mit dem Hochstämme auf Streuobstwiesen fachgerecht gepflegt werden können“, erläutert er. Damit könne der Pflegeaufwand stark reduziert und die Bewirtschaftung deutlich erleichtert werden.

    Näheres: www.streuobst-bienen.de.

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