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Birkenfeld: Gerhard Müller verlässt nach 42 Jahren die politische Bühne

Birkenfeld

Gerhard Müller verlässt nach 42 Jahren die politische Bühne

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    Gerhard Müller war 42 Jahre Gemeinderat in Birkenfeld.
    Gerhard Müller war 42 Jahre Gemeinderat in Birkenfeld. Foto: Gerhard Schmitt

    Im März dieses Jahres kandidierte der 69-jährige Gerhard Müller nicht mehr für den Birkenfelder Gemeinderat, dem er von 1978 bis 2020 angehörte. Er verließ nach 42 Jahren die politische Bühne seiner Heimatgemeinde Birkenfeld. 18 Jahre bekleidete er auch das Amt des Zweiten Bürgermeisters.

    Mit 27 Jahren wurde der Elektroingenieur erstmals in den Gemeinderat gewählt. Dabei hat er drei Bürgermeister erlebt: Erwin Redelberger, Werner Schebler und Achim Müller. Der Vater von vier Kindern und Opa von fünf Enkelkindern ist aber auch weiterhin im Ehrenamt aktiv. So leitet er als Dirigent den Männergesangverein "Frohsinn" und den Birkenfelder Kirchenchor. Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählte er aus seiner langen politischen Karriere.

    Frage: An wie vielen Sitzungen haben Sie teilgenommen?

    Gerhard Müller: Genau kann ich es nicht sagen. Es dürften aber circa 750 Sitzungen gewesen sein.

    Was war Ihre größte Freude in all den Jahren oder auf was sind Sie stolz?

    Die Sitzungen haben mir überwiegend Freude bereitet. Stolz bin ich auf die Mitwirkung und Ausweisung der zahlreichen Baugebiete in beiden Ortsteilen.

    Was war in dieser Zeit für Sie persönlich schwierig?

    Unangenehm war manchmal, wenn es Kampfabstimmungen gab oder ein Gemeinderatsmitglied rechthaberisch auftrat. Da hat man am nächsten Tag schon mal ein bisschen gezweifelt.

    Was quälte Sie manchmal?

    Oft hat man gemeindliche Themen gedanklich mit nach Hause genommen, diese Themen mit der Frau besprochen, noch einmal überdacht oder eine Nacht darüber geschlafen.

    Was war Ihre Motivation für die Gemeinderatsarbeit?

    Im Vordergrund standen für mich immer die Sache über Parteigrenzen hinweg und das Bestreben, für die Gemeinde etwas zu erreichen. Dabei habe ich stets versucht, mit gesundem Menschenverstand die Themen anzugehen. Das sehr gute Stimmergebnis bei den Wahlen scheint ein Beweis für meine engagierte Arbeit gewesen zu sein.

    Werden Sie auch zukünftig die Sitzungen des Gemeinderates besuchen?

    Ab und zu sicherlich, wenn interessante und spannende Themen behandelt werden.

    Können Sie sich erklären, warum in der Regel nur wenige Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinderatssitzung beiwohnen?

    Behandelte Themen werden ja über das Amtsblatt der Gemeinde und die Presseberichterstattungen sehr gut an die Öffentlichkeit transportiert. Da muss man nicht mehr persönlich in der Sitzung sein. Es gefällt mir allerdings nicht, dass man in den Veröffentlichungen nur das Abstimmungsergebnis erfährt, aber nichts über die Diskussion, die zu diesem Ergebnis geführt hat.

    Ist Ihrer Meinung nach Parteipolitik auf kommunaler Ebene sinnvoll und wie ist Ihre Meinung zu Einheitslisten?

    Es muss in der Gemeinde immer um die Sache gehen und nicht um Parteipolitik. Das zeigen auch die klaren Abstimmungsergebnisse. Ich bin kein Freund von Einheitslisten, da ich denke, die Wählerin oder der Wähler sollten die Möglichkeit haben, aus verschiedenen Parteien oder Gruppierungen die besten Bewerber auszuwählen.

    Wie sehen Sie eine gewisse Streitkultur im Gemeinderat?

    Streitkultur ist wichtig und gehört dazu. Allerdings kann nicht jeder mit Kritik umgehen, und sie muss sachlich bleiben.

    Haben Sie in Ihrer Zeit als Gemeinderat auch etwas für Ihr Leben gelernt?

    Ja, man muss miteinander reden und nicht übereinander. Und Beschlüsse über hohe Geldsummen werden schneller gefasst als über kleine Summen (lacht).

    Haben Sie sich in ihrer Zeit als Gemeinderat auch Feinde gemacht oder Freunde hinzugewonnen?

    Ja, einmal musste ich als Gemeinderat aufgrund der Vorschriften entsprechend entscheiden, was mir der Grundstücksbesitzer bis heute übel genommen hat. Es jedem recht zu machen, geht eben nicht. Freunde hinzugewonnen vielleicht, aber zumindest gab es zahlreiche Menschen in Birkenfeld, die mich in meiner Arbeit bestärkt haben.

    Haben sich die Gemeinderäte nach den Sitzungen noch auf ein Bier zusammengesetzt?

    Anfangs ja, in den letzten Jahren leider nicht mehr. Das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass es in Birkenfeld leider keine Gaststätte mehr gibt, die unter der Woche offen hat. Dabei halte ich es für enorm wichtig, dass man sich menschlich näherkommt und sich auch abseits der Gemeinderatsarbeit austauscht.

    Was war Ihr lustigstes Erlebnis in den 42 Jahren als Gemeinderat?

    Ich wurde einmal in meiner Eigenschaft als Zweiter Bürgermeister angerufen, dass ein Ferkel im Ort auf der Hauptstraße unterwegs ist. Wir haben es dann eingefangen und in einem nicht mehr genutzten Stall untergebracht.

    Was hat sich in all den Jahren verändert?

    Die Gemeinderäte sind heute informierter als früher. Aber auch die Erwartungen der Bevölkerung an den Gemeinderat sind gestiegen.

    Haben Sie drei Tipps für die jungen Gemeinderäte oder Politikeinsteiger?

    1. Man soll seine Entscheidung gut überdenken oder eine Nacht darüber schlafen; 2. Mit den Finanzen der Gemeinde so umgehen, als ob es das eigene Geld wäre; 3. Keine reinen Prestigeobjekte vorantreiben.

    Was machen Sie jetzt an den sitzungsfreien Tagen?

    Ich unternehme mit meiner Frau Maria auf unseren Pedelecs gerne Radtouren. Sie hat mich in den 42 Jahren übrigens immer bestens unterstützt und mir den Rücken freigehalten. Und auch die große Familie und die Chorleitung im Männergesangverein und im Kirchenchor lassen sicher keine Langeweile aufkommen.

    Gerhard Müller spielt gerne auf dem Akkordeon und leitet zwei Chöre in Birkenfeld.
    Gerhard Müller spielt gerne auf dem Akkordeon und leitet zwei Chöre in Birkenfeld. Foto: Gerhard Schmitt
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