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"German, go home"

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"German, go home"

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    Manuel Bartsch fühlt sich in
Amerika zu Hause, soll aber nach
Deutschland abgeschoben werden.
Das Bild zeigt ihn bei der
Schulabschlussfeier seiner Freundin im
vergangenen Jahr.
    Manuel Bartsch fühlt sich in Amerika zu Hause, soll aber nach Deutschland abgeschoben werden. Das Bild zeigt ihn bei der Schulabschlussfeier seiner Freundin im vergangenen Jahr. Foto: FOTO PRIVAT

    Die Geschichte ist so kompliziert wie die Familienverhältnisse von Manuel Bartsch, und vielleicht ist er überhaupt nur deshalb in den Fallstricken der Bürokratie hängen geblieben. Wie berichtet, saß Bartsch bis vor kurzem in einem amerikanischen Gefängnis, weil er sich nach Ansicht der US-Behörden illegal im Land aufhält. In Kürze will ein Gericht darüber entscheiden, ob Bartsch auf Dauer in den USA bleiben darf, wenigstens seinen Schulabschluss machen kann oder aber ohne Aufschub nach Deutschland zurückkehren muss.

    Bartschs Großvater, der 58-jährige US-Amerikaner Toby Deal, ist zurzeit bei seiner Schwester in Lengfurt zu Gast. Er erzählt der MAIN-POST die ungewöhnliche Lebensgeschichte seines Enkels, den er liebt wie einen Sohn.

    Als Deals Stieftochter vor mehr als 18 Jahren Manuel zur Welt brachte, lebte sie mit dessen Vater in Scheidung. Toby Deal nennt die damaligen Familienverhältnisse "schwierig" und erinnert sich: "Manuel ging es nicht gut." Seine Frau und er entschlossen sich daraufhin, das vier Monate alte Baby bei sich aufzunehmen. Deal war als Angehöriger der US-Armee von 1973 bis 1976 in Deutschland stationiert; anschließend blieb er in Deutschland und arbeitete bei hiesigen Unternehmen, darunter 17 Jahre lang bei Rexroth in Lohr, während er unter anderem in Marktheidenfeld wohnte.

    Mit seiner Frau und Manuel lebte er fast zehn Jahre lang in Esselbach - bis seine Frau starb. Deal entschied sich 1997, zusammen mit Manuel in seine Heimat in Gilboa (Ohio) zurückzukehren, um dort zu arbeiten und für den Jungen zu sorgen.

    An eine offizielle Einbürgerung von Manuel dachte er damals nicht. Weil er inzwischen den Kontakt zu Manuels Eltern verloren hatte, konnte er auch deren Einwilligung zur Adoption nicht einholen. So lebte sein Enkel aus heutiger Sicht der US-Behörden illegal bei ihm. Viele Jahre interessierte sich allerdings niemand für die Staatsbürgerschaft des Kindes. Erst als Manuel 13 Jahre alt war, wurde der Staat auf ihn aufmerksam. Es begann ein Papierkrieg, der sich über Jahre hinzog. Deal schüttelt rückblickend den Kopf: "Die Papiere kamen mir zu den Ohren raus; immer war irgendetwas falsch ausgefüllt oder hat gefehlt."

    Krieg auf dem Papier

    Der Papierkrieg zog sich hin, bis Manuel vergangenes Jahr 18 wurde. Im Laufe des Jahres stellten die Behörden dann offiziell fest, dass Manuel illegal im Lande sei. Mitte Dezember inhaftierten sie den jungen Mann sogar; erst am vergangenen Donnerstag kam er gegen Auflagen frei. Inzwischen geht er wieder zur Schule. Nun muss ein Gericht über seine Zukunft befinden.

    Manuels Großvater weiß keinen Rat. "Manuel ist in den USA groß geworden. Er geht dort zur Schule, er hat amerikanische Freunde, er interessiert sich für Sport, und weiß, was er will. Er hat noch nie Probleme gemacht. Und wenn er im Mai die Schule beendet haben wird, will er eine Ausbildung als Steuerberater beginnen." Manuel sei Amerikaner und die Behörden würden ihm jetzt alles nehmen wollen. "Geh zurück in deine Heimat, haben sie ihm gesagt, aber Amerika ist seine Heimat", sagt Deal fassungslos.

    Manuels Großvater wohnt seit 7.  Dezember mit seinem Sohn Patrick in Lengfurt, weil der in Marktheidenfeld die Hauptschule besucht. Kurios: Der 15-jährige US-Amerikaner will in Deutschland bleiben und hier eine Taucherausbildung machen, während sein 18-jähriger deutscher Neffe längst in den USA seine Heimat sieht. Vater/Großvater Deal steht dazwischen; er hat für sich noch nicht entschieden, was er machen wird. Doch für ihn steht fest: Wenn Manuel nach Deutschland zurückkehren muss, dann will auch er hier bei seinem Sohn und bei seinem Enkel bleiben.

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