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Geschmückte Palmen statt Christbäume

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Geschmückte Palmen statt Christbäume

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    Der Frammersbacher Martin Büdel im Gespräch mit neu gewonnenen Freunden in Mtwara . . .
    Der Frammersbacher Martin Büdel im Gespräch mit neu gewonnenen Freunden in Mtwara . . . Foto: FOTOS (2) PRIVAT

    Mit dem Advent kam auch der Regen und wenn es regnet, dann regnet es richtig. Den ganzen Dezember hindurch gab es immer wieder einige Tage oder Nächte mit heftigen Schauern, gefolgt von einigen trockenen Tagen. Die Straßen wurden so natürlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Besonders während der Regenfälle ist selbst das Fahren mit einem geländegängigen Wagen nicht leicht, verwandeln sich doch einige der Straßen in Bäche.

    In Tanzania gibt es zwei Regenzeiten, eine kleinere im November/Dezember und eine größere im April/Mai. Hier an der Küste ist dies aber sehr unterschiedlich. Gerade durch die Regenzeit merken wir in Mtwara, dass wir am südlichsten Ende Tansanias sind. Zwar wird an verschiedenen Stellen die Straßenverbindung nach Daressalam verbessert, doch wird es noch einige Zeit dauern, bis man die knapp 600 Kilometer vernünftig mit dem Auto befahren kann. Derzeit benötigt man oft mehr als zwölf Stunden.

    Nach den ersten schweren Regenfällen war die Straßenverbindung sogar völlig unterbrochen. Für Mtwara hatte dies einige Folgen. Tagelang kam kein Diesel in die Stadt und die Stadtwerke konnten keinen Strom mehr liefern. In der Pfarrei St. Paul waren wir ohne Strom; ab und an liefen die Generatoren, doch auch diese werden mit Diesel betrieben. In Mtwara gibt es jedoch einen Hafen und so war es unverständlich, dass keine Lieferung mit einem Tanker kam. Ein Zeichen dafür, wie sehr die südliche Region Tansanias politisch und wirtschaftlich vernachlässigt wurde und noch wird.

    Der Regen bringt aber auch positive Seiten mit sich. So blüht die Landschaft auf, alles wird grün und wenn man aus der Stadt hinausfährt zeigt sich die Region Mtwara von ihrer schönsten Seite. Für die Menschen ist der Regen sehr wichtig, können sie in dieser Zeit doch endlich ihre Felder bestellen. Der Boden wird per Hand umgepflügt und auf den Feldern, manchmal auch mitten in der Stadt, werden Mais, Reis oder Erbsen gesät.

    Der Regen gehört hier, wie bei uns der Schnee, zur Weihnachtszeit. Das Weihnachtsfest selbst wurde in der Pfarrei St. Paul mit großer Freude begangen, gerade die Begeisterung in der Christmette war mitreißend.

    Konnte man in der Adventszeit kaum äußere Anzeichen dafür erkennen, dass es auf Weihnachten zugeht, tauchten kurz vor Weihnachten Glitzerschmuck und Leuchtketten in den Geschäften, Häusern und Kirchen auf - wie in den USA. Bei uns in der Pfarrei gab es statt des Weihnachtsbaumes eine Weihnachtspalme und die Krippenfiguren sind eine Arbeit eines der berühmten Makonde-Schnitzer. Die Makonde sind der ursprünglich in dieser Region angesiedelte Stamm und bekannt für ihre abstrakten Schnitzereien aus schwarzem Ebenholz.

    Kassetten sind der letzte Schrei

    Durch die Ferien in den verschiedenen Schulen und durch die Reisen vieler Leute zu ihren Verwandten hatte auch ich Zeit für andere Dinge. So bin ich gemeinsam mit dem Chor der Pfarrei nach Daressalam gefahren, um dort eine Kassette mit Weihnachtsliedern aufzunehmen. Die Aufnahme einer Kassette zum kommerziellen Verkauf scheint derzeit unter den Kirchenchören Tansanias der letzte Schrei zu sein.

    Mit den Leuten vom Chor durfte ich mehrmals den traditionellen Ugali "genießen" - einen Maisbrei, der mit Bohnen oder einer Art Spinat, falls vorhanden auch Fisch oder Fleisch, gegessen wird. Ugali schmeckt nach nichts und so bin ich an einem der Abende auch einmal in eine der typischen Straßenkneipen geflüchtet, wo man zumeist Kuku na Chipsi (Huhn mit Pommes) genießen kann.

    Ein Freund aus dem Chor hat mir dort auch gleich vorgeführt, wie er als Mann hier in Tanzania mit einer Frau anbandeln würde. So lädt er sie nicht etwa auf ein Bier ein. Ein Winken mit der Hand oder eine Anweisung an die Bedienung der Kneipe reichte, um eine junge Frau zum Gespräch zu sich zu bitten. Mein Suaheli wird nach und nach besser. So komme ich leichter mit den Menschen ins Gespräch und erfahre mehr über sie und ihr Leben.

    Mit dem neuen Jahr haben wir ein neues Projekt begonnen: die Renovierung des "Boys Hostel" der Pfarrei. Wenn es die Zeit zulässt, packe ich dort mit an und kontrolliere zumindest ab und an die Jugendlichen, die dort arbeiten. Die Arbeitsmoral ist bei ihnen nicht die beste, was bei den hohen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit manchmal auch verständlich ist.

    Viel Freude bereitet mir der Kinderchor, mit dem ich seit etwa zwei Monaten zusammenarbeite. So still ich die Kinder hier in den Kindergärten erlebt habe, um so mehr gehen sie aus sich heraus, wenn sie etwas älter sind. Die Proben werden dadurch manchmal sehr anstrengend. Das Ergebnis am Sonntag in der Heiligen Messe entschädigt dann aber für vieles.

    Geschäft im "kleinen" Stil

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    Das Cashew-Projekt geht leider nicht so schnell voran, wie ich mir das wünschen würde. Immer noch warten wir auf einen Abschluss des Zertifizierungsprozesses für den Fairen Handel. So läuft das Tagesgeschäft im "kleinen" Stil weiter; im gerade vergangenen Jahr haben wir etwa 1,5 Tonnen Cashewnüsse aufgekauft und verschickt.

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