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MARKTHEIDENFELD: Gespiegelter Zeitgeist: Deutsch-Rap aus Marktheidenfeld

MARKTHEIDENFELD

Gespiegelter Zeitgeist: Deutsch-Rap aus Marktheidenfeld

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    Alles in Eigenregie: Felix Barthel aus Marktheidenfeld macht deutsche Rap-Musik und veröffentlicht seine Videos auf Youtube.
    Alles in Eigenregie: Felix Barthel aus Marktheidenfeld macht deutsche Rap-Musik und veröffentlicht seine Videos auf Youtube. Foto: Foto: Franziska Jünger

    Ein junger Mann, die dunkle Kapuze tief ins Gesicht gezogen, läuft langsam auf den Zuschauer zu. Die Umgebung grau und trist, ist das einzig Leuchtende ein entzündendes Bengalofeuer, das er vom Boden aufliest. Ein unterschwelliger Bass baut Spannung auf und dann beginnt der Gesang oder besser gesagt: der Rap.

    Der junge Mann in dem Video, das mittlerweile über 1000 Mal bei Youtube angeklickt wurde, ist Felix Barthel aus Marktheidenfeld. Nicht nur sein Äußeres, das dunkle locker zurück gestylte Haar oder der Bart lassen an den bekannten Deutschrapper Casper erinnern, sondern auch die tiefgründigen Texte.

    Der Titel „Kein Held“ ist für den Musiker ein Stück Verarbeitung. „In meiner Familie gab es ein, zwei Schicksalsschläge mit Krankheiten. Das hat mich dazu gebracht, Texte mit mehr Hintergrund zu schreiben“, sagt Barthel. Der aktuelle Song besteht aus Zeilen wie: „Und ich war nie ein Held, verdammt, ich war zu oft zu schwach, doch manchmal ist es zu viel, zu viel, was die Welt verlangt“.

    Der Song spiegelt den Zeitgeist von Barthels Generation wider: Junge Leute, die gerne Spaß haben und feiern, deren Leben aber auch ein Auf und Ab ist, wenn es Probleme mit Freunden oder Familien gibt. „Auch, wenn im Leben etwas schief läuft, man probiert über die Runden zu kommen“, erklärt der Nachwuchsrapper den Hintergrund seines Liedes. „Man ist eben kein Held, aber versucht das Beste aus seinem Leben zu machen.“ Das Video zu seinem aktuelle Song ist der dritte Clip, den der 18-Jährige auf Youtube veröffentlicht hat.

    Musik macht Barthel aber schon seit seiner Kindheit. Mit sieben Jahren beginnt er Klavier zu spielen, zwei Jahre später gründet er die Band „High Spirit“. Die fünf Jungs treten mit ihrem Alternative Rock bei Veranstaltungen wie „Rockin' MSP“, in der Erlenbacher Festhalle oder dem Marktheidenfelder „Lichtspielhaus“ auf. „Unsere Glanzzeit hatten wir 2012, als wir in der Posthalle in Würzburg auftreten konnten“, erinnert sich Barthel. „Das war schon krass.“

    Seit eineinhalb Jahren macht der Gymnasiast unter dem Künstlernamen „Lowcut.t“ Deutschrap. Wie sich dieser Name zusammensetzt? Lowcut ist ein Tool, das man beim Schnitt am Computer nutzen kann. „Das klang für mich einfach cool“, erzählt Barthel. Das zweite „t“ steht für „Triple Fresh“. Unter diesem Namen hatte er mit zwei weiteren Jungs mit dem Sprechgesang begonnen.

    Besonders wichtig bei seiner Musik ist dem 18-Jährigen aber vor allem eines: „Meine Musik ist selbst gemacht und ich stehe dafür ein.“ Lieder von anderen zu covern, kommt für ihn nicht in Frage. Auch zu seinen Bandzeiten hat er sich dagegen gesträubt. Barthel ist Perfektionist. „Ich habe den Song geschätzte drei Millionen-mal gehört und immer wieder was geändert, bis er mir gefallen hat“, sagt er schmunzelnd. „Wenn ich schon so viel Aufwand reinstecke, dann muss es für meine Ansprüche auch perfekt sein.“ Unter dem Perfektionismus muss auch die Familie leiden. „Die beste Akustik ist im Wohnzimmer.“

    Das Video zu „Kein Held“ hat er zusammen mit zwei Kumpels in verschiedenen Locations in der Umgebung gedreht. Die Eingangsszene und die Aufnahmen während des Refrains sind auf dem Modellflugplatz in Karbach entstanden. Zwei Kameras liefen. Die Bengalos aus dem Internet zündeten die Jungs aus Schutz vor dem Wind hinter dem Auto an, aus dem die Musik schallte. Barthel musste im richtigen Moment zwischen die beiden Kameras laufen, als der Rauch der Pyrotechnik in der Luft hing.

    „Das Ganze haben wir mit total viel Improvisation gemacht“, erzählt der 18-Jährige. Die übrigen Szenen entstanden in der Wohnung eines Freundes und im Beat-Club „Mad“ am „Felsenkeller“. Insgesamt 15 Stunden Arbeit. Das Ergebnis ist sehenswert. Das jedenfalls bestätigen ihm viele Leute aus seiner Umgebung. „Meine Freunde finden es fast ausschließlich sehr geil“, freut sich Barthel. Viel und gutes Feedback habe er bekommen, unter anderem von einigen regionalen Tonstudios. Seit kurzem findet man Barthel auch als Lowcut.t bei Facebook.

    Insbesondere viele Mädels haben ihren Gefallen an dem Gymnasiasten gefunden. „Nach Veröffentlichungen kamen schon einige Freundschaftsanfragen bei Facebook“, erzählt er mit einem verschmitzten Grinsen. Das schmeichle, mehr aber auch nicht. Schließlich hat der 18-Jährige bereits eine Freundin.

    Vor Jahren hat Barthel in einem Tonstudio ein Praktikum gemacht. Das meiste aber hat er sich selbst beigebracht, durch Tutorials, filmische Schnellkurse im Internet. Vor dem Technischen, wie der Beatproduktion und dem Schnitt, muss aber der Text stehen. Barthel selbst beschreibt seinen Weg zu einem guten Text „als einen Prozess, bei dem immer mal wieder was kommt“. Einfälle kämen oft nebenbei, wenn er gerade nichts zu tun habe.

    Die größte Inspiration für seine Musik ist die amerikanische Band „Linkin Park“. „Sie ist meiner Meinung nach die einzige Band, die es in Perfektion schafft, Rock und Rap zu verbinden.“ Was Barthel in seiner Freizeit hört, hängt von seiner Stimmung ab: von Old School Hip-Hop über Deutschrap, Rock bis zu Heavy Metal. „Ich kann aber auch auf Charts feiern“, sagt Barthel und lacht. In der nächsten Zeit will er musikalisch etwas zurückfahren. Im Frühjahr steht das Abitur auf dem Programm. Danach sei wieder mehr Zeit für Musik.

    Felix Barthel

    Der Nachwuchsrapper wohnt mit seiner Familie in Marktheidenfeld und besucht die Q 12 des Balthasar-Neumann-Gymnasiums. Neben der Musik spielt er in seiner Freizeit Handball beim DJK Waldbüttenbrunn und unternimmt viel mit seinen Freunden. Um sich etwas dazuzuverdienen, liefert er zweimal die Woche Pizza aus. Nach dem Abitur will er sich als Pilot bewerben oder in einer großen Stadt studieren.

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