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LOHR: Gitarrenzauber sorgt für atemloses Staunen

LOHR

Gitarrenzauber sorgt für atemloses Staunen

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    (gbü) „Die Gitarre bringt die Träume zum Weinen“, sagt der spanische Dichter Garcia Lorca. Liegt darin das Geheimnis des Instrumentes mit seiner starken poetischen Aussagekraft? Sologitarrist Martin C. Herberg löste das Rätsel mit technischer Präzision, Klangmalerei und nicht zuletzt starker Persönlichkeit.

    Die intime Atmosphäre des Josefskellers im Weinhaus Mehling war wie geschaffen für den aus dem Ruhrgebiet stammenden Saitenzauberer. Herberg, der heute in Wuppertal lebt, studierte klassische Gitarre, war Mitglied in verschiedenen Rock-, Blues- und Flamencoformationen und feierte 2005 sein 30-jähriges Bühnenjubiläum als Solist.

    Geheimnisvolle Eigenkompositionen und die eigenwillige Interpretation von Klassikern sorgten am Freitagabend für ein Konzerterlebnis der besonderen Art. Der Kultgitarrist teilt sich die Bühne mit sechs Gitarren, einer Mundharmonika und einem integrierten Synthesizer. Wobei die Technik die „handgemachte“ Musik keinesfalls verfälscht, sondern effektvoll unterstützt.

    Mit nur kleinen Hilfsmitteln klingt Herbergs Gitarre wie ein Banjo oder Ragtime-Klavier. Glanzstück unter den Instrumenten ist „Paradise“, die Rarität eines Schweizer Gitarrenbauers. Verblüffend: Um der Gitarre karibische Klänge zu entlocken, wird einfach ein Holzstück zwischen die Saiten geklemmt.

    Doch nicht nur den Saiten entlockt Herberg Töne, er schlägt, hämmert und klopft „auf Holz“. „Ich bin dafür berüchtigt, manchmal etwas seltsam in die Tasten zu greifen“, gesteht der Künstler. Zu allem gesellt sich eine sonore Stimme, die streichelt, tief eindringt und an Leonard Cohen erinnert.

    Mal märchenhaft verträumt, mal aufwühlend das Programm mit spanischen Klängen zur Einstimmung. Interessant die Interpretation des russischen „Säbeltanzes“ von Aram Khatchaturian, die zum leidenschaftlichen Saitentanz wird. „Ireland revisited“ und die Unplugged-Fassung von „Good old Ireland“ brachten Lebenslust und Temperament der Iren förmlich zum Greifen nah in die Zuhörerreihen.

    Musik zum Augenschließen waren die Ballade „Anna-Marie“ und der „Elfentanz“. Zum Herzstück gestaltete sich die Klangmalerei „Wasser“, untermalt von Echo-Tönen: Hören und erleben durfte man die sanft sprudelnde Quelle, die zum tosenden Wasserfall wird und im Meer endet.

    Nicht fehlen durfte „Lady Madonna“ als erste eigene Bearbeitung eines Beatles-Songs und das legendäre „Paint it black“ der Stones. Die Großstadteinsamkeit kam in “Leaving Los Angeles„ aus den 70ern zum Ausdruck.

    Die Musik versetzte die 30 Zuhörer in atemloses Staunen, das sich nach zwei Stunden in begeisterten Applaus auflöste und Zugaben forderte. Bleibt zu hoffen, dass der „Hendrix der spanischen Gitarre“ nicht erst nach einem viertel Jahrhundert wieder den Weg nach Lohr findet.

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