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KARLSTADT: Glaser-Kunst aus Karlstadt gefragt

KARLSTADT

Glaser-Kunst aus Karlstadt gefragt

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    Arbeitsteilung: Kunstglaser Wolfgang Feige öffnet die Bleiprofile und nimmt die runden Scheiben, die Zwickel und die bemalten Wappen heraus. Eine Restauratorin befreit sie vom Jahrhunderte alten Staub, Kalk und Schimmel, restauriert und trägt Farben auf. Danach bleit Feige die Scheiben wieder ein.
    Arbeitsteilung: Kunstglaser Wolfgang Feige öffnet die Bleiprofile und nimmt die runden Scheiben, die Zwickel und die bemalten Wappen heraus. Eine Restauratorin befreit sie vom Jahrhunderte alten Staub, Kalk und Schimmel, restauriert und trägt Farben auf. Danach bleit Feige die Scheiben wieder ein. Foto: Foto: Martina Amkreutz-Götz

    Der Ruf des innovativen und handwerklich fundierten Kunstglasers eilt Wolfgang Feige aus Karlstadt voraus. Architekten, Restauratoren, Bistümer und Landesamt für Denkmalpflege rufen in seiner Werkstatt Am Steinlein an, seitdem Feige eine Glasscheibe mit wellenförmiger Antikstruktur entwickelt hat. Sie verändert die Originalfarben nicht und wird den Jahrhunderte alten Kirchenfenstern vorgestellt, um die schädlichen UV- und Infrarotstrahlen abzuhalten, die Kunst- und Sakralschätze angreifen. Sie hält auch Vandalismus stand (wir berichteten).

    In seiner Werkstatt liegen 19 Antikfensterscheiben in der Größe von 86 mal 65 Zentimetern sowie bemalte Wappen mit 31 Zentimetern Durchmesser. Sie stammen aus drei evangelischen Kirchen im Nürnberger Umland, sind 500 und 600 Jahren alt und weisen unterschiedliche Schädigungsgrade auf. „Meine Aufgabe ist, diese Wappenscheiben aus der Bleiverglasung auszubleien“, berichtet Feige.

    Er hat die Fenster vor Ort fachmännisch ausgebaut. Nun liegen sie vor ihm, stumpf, verstaubt und mit Kalkkrusten. Sie tragen Schimmelpilze, deren Mikroorganismen besonders in den Feuchtigkeitszyklen Frühjahr und Herbst seit Jahrhunderten beste Lebensbedingungen finden, wenn das sich bildende Kondensat, Glas und Farbe beschädigt.

    „Darüber muss sich allerdings noch ein Elektriker den Kopf zerbrechen.“

    Wolfgang Feige zu seiner neuen Entwicklung

    Feige öffnet die Bleiprofile, in die die runden Antikscheiben, halbrunden Zwickel und bemalten Wappen gefasst sind. Hier wartet noch Arbeit auf die Restauratorin in Nürnberg, die den fortschreitenden Verfall der sich lösenden Farben stoppen und nachmalen muss. Der 46-Jährige gießt etwaige Sprünge im Antikglas mit Zinn aus. Er wird die restaurierten Wappen nach der Arbeit seiner Kollegin wieder in die Scheiben einfügen und in den Kirchen einbauen.

    Vor den wertvollen Originalscheiben stellte Feige etwa fingerbreit entfernt eine von ihm entwickelte Schutzglasscheibe gegen UV-Strahlen, die kleineren Aufprallungen und Schlägen standhält. „Der Abstand ist wichtig, damit die Luft in den Kirchenfenstern zirkulieren kann und das Kondensat abläuft“, berichtet Feige, der zur Optimierung gerade an einer steuerbaren Belüftung arbeitet mit einer Kupferrinne, die Schwitzwasser auffängt. Ein Servomotor, der auf Heiß- und Kaltluft reagiert, öffnet und schließt eine Belüftungsklappe. Das spart Heizung, die in Leitungen wie Schlangen die mehrere Meter hohen Kirchenfenster hochkriecht. „Darüber muss sich allerdings noch ein Elektriker den Kopf zerbrechen“, sagt Feige und lächelt.

    Noch effektiver ist Isolierglas, ebenfalls aus der Karlstadter Werkstatt. „Normale Isolierscheiben sind bis 25 Millimeter dick und passen nicht in die etwa sechs Zentimeter dicken Schmiede- und Steinfensterrahmen der Kirchen. Außerdem sind sie vom Landesamt für Denkmalpflege wegen ihrer Stärke nicht sehr erwünscht.“ Sein Isolierglas mit wellenförmiger Struktur ist zehn Millimeter stark. Der Kunstglaser: „Die Kälte bleibt draußen, die Wärme drinnen, und es bildet sich kein Kondensat.“

    Zu stark isolieren dürfen die Fenster aber nicht. Ein hoher Wärmedurchgangswert der Scheiben schadet dem alten Eisen und den Sandsteinmauern der Kirchen. „Die isolieren nicht so gut und fangen dann ihrerseits das Schimmeln an“, erzählt Feige aus dem Nähkästchen. Berechnungen und Gutachten von Fachleuten geben dem Karlstadter Ein-Mann-Betriebsleiter, der sich vor 14 Jahren selbstständig machte, Recht: Er ist auf dem richtigen Weg und leistet mit Neuentwicklungen einen wertvollen Beitrag, damit die jahrhundertealten bemalten Fenster noch weitere Dekaden trotz vieler schädlicher Umwelteinflüsse überstehen und Kirchen nach innen und nach außen erstrahlen lassen.

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