Mehr als 250 Zaungäste erlebten das öffentliche Gelöbnis am Mittwoch auf dem Karlstadter Marktplatz. Störungen gab es keine, lediglich eine Person zeigte ein Schild mit der Forderung "Du sollst nicht töten!" Das besondere an diesem Gelöbnis aber war, dass die 50 Männer und Frauen keine Rekruten im herkömmlichen Sinne waren, sondern dem "ungedienten Zivilpersonal der Bundeswehr" angehören.
Dies sind in der Mehrzahl Fachleute mit Hochschulstudium und qualifizierter beruflicher Ausbildung. Diese verbeamteten Mitarbeiter durchlaufen im Vereinte Nationen Ausbildungszentrum der Bundeswehr in Hammelburg den zweiteiligen Lehrgang "Allgemeine soldatische Ausbildung", vergleichbar mit einer militärische Grundausbildung. Nach dem ersten Teil dieser Ausbildung legen sie das Gelöbnis ab. Während ihres Einsatzes in Krisengebieten haben sie Soldatenstatus.
Spannender Job, finanziell sicher
Eine Neu-Soldatin ist Meike Weber, die ein BWL-Studium als Personalmanagerin absolviert hat und diesen Beruf nun in der Bundeswehr ausübt. Auch Martin Ruland legte in Karlstadt das Gelöbnis ab. Er ist gelernter Industriemechaniker und hat anschließend Maschinenbau studiert. Beide sind augenblicklich Oberleutnant.
Wieso wählen junge Menschen mit Hochschulstudium, die als Fachkräfte zurzeit in der freien Wirtschaft händeringend gesucht und dort wahrscheinlich besser bezahlt werden könnten, den Dienst bei der Bundeswehr? Meike Weber hat dafür gleich zwei Gründe: "Mein Freund ist auch Soldat." Die Armee nehme heutzutage durchaus Rücksicht auf familiäre oder persönliche Situationen: Dass sie in Afghanistan und ihr Freund gleichzeitig in Mali eingesetzt wird, sei unwahrscheinlich. Außerdem locke sie das "spannende Aufgabenfeld" des militärischen Personalmanagements sowie die berufliche und finanzielle Sicherheit.
Martin Ruland sieht das ähnlich. "Natürlich könnte man anderswo mehr Geld verdienen", sagt er. Aber er werde demnächst im Bundeswehrzentrum für Qualitätsmanagement eingesetzt und sieht dort "sehr gute Karriere- und Einkommenschancen". Außerdem gebe ihm der Dienst in der Armee ein gewisses Maß an Sicherheit und Planbarkeit des persönlichen Lebens.
Den Soldatenstatus behalten Weber, Ruland und ihre Kameraden, die am Mittwoch in Karlstadt das Gelöbnis abgelegt haben, nur während eines Auslandseinsatzes. Danach dürfen sie die Tarnkleidung wieder ablegen und als Zivilbedienstete für die Bundeswehr arbeiten.