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Lohr: Glockenturm Wombach: Der schwarze Peter liegt jetzt beim Bistum Würzburg

Lohr

Glockenturm Wombach: Der schwarze Peter liegt jetzt beim Bistum Würzburg

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    Der Glockenturm der Wombacher Rundkirche ist dringend sanierungsbedürftig, doch Stadt und Bistum ringen um Zuständigkeit und Finanzierung.
    Der Glockenturm der Wombacher Rundkirche ist dringend sanierungsbedürftig, doch Stadt und Bistum ringen um Zuständigkeit und Finanzierung. Foto: Johannes Ungemach

    Die Stadt Lohr erklärt sich, das Bistum Würzburg noch nicht. Das ist der Zustand im Ringen dieser beiden Instanzen um die dringend erforderliche und kostenträchtige Sanierung des Glockenturms der Wombacher Rundkirche.

    Bislang war öffentlich nur bekannt, dass sich die Stadt Lohr und das Bistum Würzburg nicht über die Zuständigkeit einigen können. Jetzt kommt zumindest etwas Licht ins Dunkel. Das Lohrer Rathaus, das bei einer ersten Anfrage lediglich von vorhandenem Gesprächsbedarf sprach, begründete nach einer erneuten Anfrage unserer Redaktion seine Rechtsauffassung. Nach mehrfachen Gesprächsangeboten warte man schon seit einiger Zeit auf eine Reaktion aus Würzburg, so das Rathaus.

    Gesprächsangebot vom Bistum

    Das Bistum Würzburg indes bleibt weiterhin bei seiner nicht näher begründeten Aussage, wonach die Stadt Lohr für die Baulast zuständig sei. Das weitere Vorgehen lasse sich erst klären, wenn die Stadt diese Baulast anerkenne, gab die Pressestelle des Bistums die knappe Aussage von Katja Mark-Engert, Leiterin der Abteilung Liegenschaften und Bau, weiter. Das Bistum sei gesprächsbereit. Man habe der Stadt im Mai und im Juni 2021 per Schreiben ein Finanzierungsgespräch angeboten.

    Soweit die Darstellung des Bistums. Eine detaillierte Schilderung der Stadt legt einen anderen Ablauf nahe. Der städtische Pressesprecher Dieter Daus schildert in einer längeren Stellungnahme den Schriftverkehr. Demnach habe man im Spätherbst 2020, nachdem das alarmierende Gutachten des Lohrer Bauingenieurs Matthias Ruf zum Zustand des Glockenturms vorlag, alle Informationen unmittelbar an alle Beteiligten weitergeleitet. Auch das Bischöfliche Ordinariat und die Wombacher Kirchenstiftung wurden informiert.

    Bereits mit Schreiben vom 2. November 2020 habe die Stadt ein Gespräch über die Sanierung und die Finanzierung "angeregt beziehungsweise erbeten", schreibt Daus. Dabei und in einem weiteren Schreiben im Februar 2021 habe die Stadt mitgeteilt, dass das Bistum und die Pfarrgemeinde an den Kosten der Maßnahme beteiligt werden müssten.

    Sodann listet Daus in zeitlicher Abfolge den Schriftverkehr auf: Am 3. Mai 2021 habe man das Ordinariat daran erinnert, dass noch eine Antwort auf die vorangegangenen Schreiben ausstehe. Am 10. Mai habe das Bistum der Stadt sodann seine Rechtsauffassung mitgeteilt. Am 27. Mai habe die Stadt auf dieses Schreiben "ausführlich" geantwortet, so Daus. Am 30. Juni habe wiederum das Bistum geantwortet.

    Wer ist zuständig?

    Zum Inhalt der Schreiben äußert sich Daus nicht näher. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es in der Frage der Zuständigkeit keine Annäherung gab. Am 9. Juli 2021 schickte die Stadt laut Daus schließlich einen weiteren Brief nach Würzburg und bat "erneut um ein Finanzierungsgespräch mit der bischöflichen Finanzkammer". In einer E-Mail vom 9. Dezember habe die Stadt das Bistum wegen der bei ihr anstehenden Finanzplanung auf das noch nicht geführte Finanzierungsgespräch hingewiesen. Außerdem habe man um einen Termin bis spätestens Mitte Januar gebeten, so Daus.

    Einen Tag später habe das Bistum geantwortet und mitgeteilt, dass "umfangreiche Recherchearbeiten notwendig seien und es aufgrund des hohen Arbeitsvolumens zu längeren Bearbeitungszeiten komme", teilt der Lohrer Pressesprecher mit. Ein Termin bis Mitte Januar sei nicht möglich, man komme jedoch wieder auf die Stadt zu, habe das Bistum mitgeteilt. Doch dann "haben wir nichts mehr aus Würzburg gehört", schildert Daus.

    Kosten von über 300 000 Euro

    Auch dazu, weswegen sich die Stadt bei der Sanierung des Glockenturms nicht an erster Stelle zuständig sieht, nimmt der städtische Pressesprecher Stellung. Die Rechtsauffassung der Stadt basiert demnach "auf zwei Fakten". Zum einen habe das früher eigenständige und später nach Lohr eingemeindete Wombach 1963 per Beschluss geregelt, dass die Gemeinde die Baulast für die weitere Unterhaltung der damals geplanten neuen Kirche übernehme. Die nun anstehende Generalsanierung mit geschätzten Kosten von deutlich über 300 000 Euro "verlässt aber unzweifelhaft die reine Unterhaltung des Bauwerks, das im Eigentum der katholischen Kirchenstiftung steht", schreibt Daus.

    Schon einmal saniert

    Als zweiten Aspekt nennt er, dass der Beton des Glockenturms Mitte der 1990er-Jahre schon einmal saniert worden sei. Die Kosten in Höhe von damals 70 000 Mark habe zur Hälfte das bischöfliche Ordinariat getragen. 10 000 Mark habe die Kirchenstiftung St. Peter und Paul beigesteuert, den Rest die Stadt, berichtet Daus. Folglich habe damals die Kirchenseite knapp zwei Drittel der Kosten getragen, die Stadt gut ein Drittel. Für die nun dringend erforderliche Sanierung strebt die Stadt offenbar eine ähnliche Kostenverteilung an. Deshalb hat sie für das Jahr 2022 einen freiwilligen Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro eingeplant, was rund ein Drittel der Kosten decken könnte.

    Die Stadt, so betont Daus, habe von Anfang an nicht nur auf die Dringlichkeit der Sanierung hingewiesen, sondern auch darauf, dass sie bereit sei, sich finanziell zu beteiligen. Das mehrfach von der Stadt Lohr angeregte Gespräch mit dem Bistum und der Kirchenstiftung kam laut Daus "bislang zu unserem Bedauern nicht zustande".

    Vom Bistum lag trotz mehrfacher, sich über insgesamt fast eine Woche erstreckender Nachfragen bis Redaktionsschluss für diesen Artikel keine detaillierte Stellungnahme zu den Vorgängen vor.

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