Mal ehrlich, nie zuvor war es schwerer, eine leichte Erkältung unauffällig durch die Gegend zu tragen. Sobald die Nase läuft, wird mit angsterfüllten Blicken, vorwurfsvollem Kopfschütteln und panischen Ausweichmanövern reagiert. Ein leichtes Hüsteln, ein unauffällig um den Hals gewickelter Schal oder lediglich eine Tasse Tee reichen aus. Sofort ist klar: Der ist infiziert! Der hat das Coronavirus! Der bringt den Tod! Zugegeben, letzteres mag etwas übertrieben klingen. Aber warum sonst drehen hier alle durch? Manche Regale sind leer gekauft, Infektionsmittel oder Nudeln vergriffen, ja sogar der Handschlag wird in guter alter Ramelow-Manier verweigert. Auch Hädefelds Bürgermeisterin Schmidt-Neder fragte im Stadtrat bei jedem Kollegen vorsichtshalber nach, ob er ihr auch wirklich die Hand schütteln wolle.
Bricht hier jetzt alles zusammen? Immerhin werden Veranstaltungen wie etwa die Esselbacher Regio-Messe abgesagt. "Ich halte nichts von Panikmache", sagte zwar kürzlich Marktheidenfelds Verwaltungsamtsrat Matthias Hanakam. Aber sieht das jeder so? Denn weiteren Veranstaltungen droht ebenfalls das Aus. Ein Mist, dass nun ein immens wichtiges Ereignis ansteht, die Kommunalwahl kommende Woche. Müssen die Bürgermeisterkandidaten dann ihre Wahlparty in Quarantäne feiern und werden Wahlscheine in Desinfektionsmittel getaucht? Oder fällt die Wahl komplett ins Wasser, weil sich kein Bürger mehr ins Wahllokal traut, aus Angst vor infizierten Kugelschreibern?
Apropos ins Wasser fallen: Bei all der Panik sollten wir längst begriffen haben, dass die Gefahr womöglich gar nicht aus der Bevölkerung kommt. Das Schrecken könnte im Wasser lauern. Vielmehr in den Maradies-Seen in Marktheidenfeld. Denn hat sich noch niemand gefragt, warum diese seit mehreren Wochen mit grünen, 90 Zentimeter hohen Zäunen umzingelt sind? "Hahaa" wird sich der ein oder andere jetzt denken, der glaubt den wahren Grund für den Sichtschutz zu kennen. Klar, die Stadt Marktheidenfeld nennt als Begründung die Bekämpfung der Nilgänse. Aber was wäre, wenn die Umzäunung gegen einen viel gefährlicheren Feind gerichtet ist? Was wäre, wenn die Nilgänse nur als Vorwand dienen? Was, wenn die Fische in den Seen mit Corona infiziert sind?
Nur eine Vermutung, aber eines hat die vergangene Woche doch klar gezeigt: Die Stadt will – auch wenn sie das Gegenteil behauptet – die Nilgänse auf keinen Fall loswerden. Warum sonst wird extra eine "kleine" Öffnung im Zaun angelegt, wodurch die Nilgänse nach Belieben spazieren können? Die "schlimmen" Tierchen, die angeblich niemand füttern darf, sind offenbar durchaus willkommen. Und warum sollen wir sie nicht füttern? Na ist doch wohl klar: damit sie hungrig sind und die kranken Fische auffressen.
Zugegeben, so richtig zu Ende gedacht ist diese Theorie nicht. Und vielleicht brauchen die Leute auch einfach etwas, worüber sie sich aufregen können. Aber in Tagen der Angst, in einer Zeit, in der die Nachrichten wie der Beginn eines spannenden Horror-Zombie-Films klingen, da darf man mal rumspinnen. Ohnehin ist Angst ein schlechter Begleiter. Sie führt dazu, dass Hartgesottene zu Hypochondern werden, nur wegen diesem Corona. Zum Glück gibt's Leute wie mich, die Ruhe bewahren. Wobei ich auch gerade so ein leichtes Kratzen im Hals spüre. Naja, wird schon nichts sein. Verschnupft aber noch nicht infiziert verabschiedet sich für heute Euer Fischers Fritz