Witze über fränkisch sprechende Franken sind billig, die wollen wir uns verkneifen. Worum es heute hier gehen soll, sind fränkisch sprechende Franken, die sich bemühen, nicht fränkisch zu klingen. Denn das führt zuweilen zu Heiterkeit und Verblüffung.
Los geht's mit einer Würzburgerin, die nach Norddeutschland zog, aber die Angewohnheit beibehielt, beim Buchstabieren von "hartem B" und "weichem B" sowie "hartem D" und weichem D" zu sprechen. Was im Fränkischen ein durchaus probates Mittel der Verständigung ist, sorgt in Niedersachsen nur für Verwirrung. Stellen Sie sich mal einen Franken vor, der einem Hannoveraner zu erklären versucht, was ein "hardes D" ist.
Einer, der's genau wusste, war mein ehemaliger Mathelehrer, ein ausgesprochen unangenehmer Zeitgenosse. Nicht, weil er ein Löhrer war, und nicht nur, weil er meinte, den bei der Sammelbestellung von Taschenrechnern gesparten Rabatt in die eigene Tasche stecken zu können (Begründung: "Bin zweimal in die Stadt gerauscht"), sondern vor allem, weil ihm jeglicher Humor fehlte.
In dieser Hinsicht war der Mathelehrer wie Pontius Pilatus in der Darstellung der britischen Anarcho-Humoristen Monty Python im Film "Das Leben des Brian". Jener Film-Pontius hatte einen Sprachfehler, durch den ihm jedes "sch" zu einem "ch" geriet. Wir kennen das auch von Hessen, die ihren angeborenen Dialekt zu kompensieren versuchen – dann klingt "Menschen" häufig wie "Männchen". So ähnlich war's auch beim Pontius, der aber darüber aufkommende Heiterkeit der umstehenden römischen Soldaten mit dem Abschneiden ihrer Zunge zu bestrafen pflegte. Im Film, wohlgemerkt.
Jedenfalls: Genau so war's auch bei meinem Ex-Mathelehrer. Der versuchte seine fränkische Herkunft zu kompensieren und schwang sich mehrfach zu Perlen der Pronunziation mit hartem P auf. Meine Lieblingsformulierung (und ich schwöre, dass sie wirklich so aus seinem Munde kam): "Die peiden Parallelen." Es kam wie es kommen musste. Ich lachte herzhaft, durfte meine Zunge behalten, aber habe von ihm den ein oder anderen Fünfer kassiert.
Heute weiß ich: Wer will es einem Franken verdenken, dass er mit seiner natürlichen Aussprache hadert? Die wäre ja im genannten Fall wirklich nicht besser. Und wer will es einem Franken verdenken, dass er sich bemüht, intelligent zu wirken und auch bei eigentlich in Sachen P und T eher ungefährlichen Begriffen seinem natürlichen Aussprache-Instinkt misstraut?
Wie sonst ist es zu erklären, dass Arnsteins Altbürgermeister Roland Metz seit Jahren den fränkischen Kabarettpreis in seiner Heimatstadt besucht und unterstützt und trotzdem nie von Kabarett spricht, sondern stets von "Cabaret"? Das klingt nun mal weltmännischer. Als Schulbub hätte ich darüber geschmunzelt, heute verstehe ich Metz'ens Impuls. Allerdings gab's auch Besucher der Preisverleihung, die einander zuraunten: "Des is e bissle beinlich, nedwoahr?"