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Go-go-Tänzerin mit Betriebsgeheimnis

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Go-go-Tänzerin mit Betriebsgeheimnis

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    Ellen in der Diskothek: "Go-go-Tanzen ist leichte Erotik und hat nichts mit Striptease zu tun".
    Ellen in der Diskothek: "Go-go-Tanzen ist leichte Erotik und hat nichts mit Striptease zu tun". Foto: MP

    Uettingen - In Diskotheken tanzen sie in Käfigen, auf Podesten und an Stangen. Unters Party-Volk mischen sie sich nicht. Sie ziehen alle Blicke auf sich, bleiben aber doch unbekannte Wesen. Ellen aus Uettingen ist eine von ihnen. Ellen ist Go-go-Tänzerin.

    Eigentlich arbeitet Ellen als Zahnarzthelferin. Wenn der Feierabend beginnt, wechselt sie die Dienstkleidung. Statt sterilem Weiß bedecken Bikini-Oberteil, Hot Pants und hohe Stiefel knapp den zierlichen Körper. Spärlich ist das Party-Outfit. Aber es bleibt an. "Go-go-Tanzen ist leichte Erotik und hat nichts mit Striptease zu tun", stellt Ellen klar. "Ein Go-go zieht sich nicht aus." Unkompliziert wirkt die 22-Jährige, wie sie in Jeans und T-Shirt im Schneidersitz auf der Couch in ihrer Uettinger Wohnung sitzt. Sie krault ihrer Katze "Baby" das Fell und erzählt von ihrer Leidenschaft: "Das ist ein super Gefühl, wenn die Gäste Spaß haben, Stimmung machen und dich anlachen."

    Aushängeschild

    Sie weiß nichtsdestotrotz, wie schnell manch einer Gogo-Tanzen mit Rotlicht-Milieu oder gar Prostitution in Verbindung bringt. "Wir animieren Besucher zu tanzen", beschreibt sie ihren Nebenberuf, den sie als Gewerbe angemeldet hat. Und: "Wir wollen ein Aushängeschild für den Veranstalter sein; ein ästhetischer Blickfang, den die Leute gern sehen." Viele wollten das sein, aber nicht jede sei deswegen Gogo-Tänzerin, schränkt Ellen ein. Eine "echte" werde von Veranstaltern angesprochen _ und nicht umgekehrt _ und regelmäßig gebucht, wie das in Fachkreisen heißt. Angefangen hat die Uettingerin in den Käfigen des "Capitols" im Dettelbacher Mainfrankenpark. Damals war sie 19 Jahre alt und privater Stammgast. "Wenn ich ohnehin tanze, kann ich das auch für Geld machen", habe sie sich gedacht, als  ein Discjockey sie ansprach. Erste Auftritte folgten, aus einem Kontakt ergab sich der nächste. Veranstalter unter anderem aus Schweinfurt, Singen, Sinsheim, Stuttgart, Saarbrücken und Parchim bei Schwerin haben sie bisher gebucht. Bei der fränkischen Vorausscheidung zum bundesweiten Go-go-Award 2003 wurde sie am Ostersonntag Dritte.

    Go-go-Familie

    In der Regel tritt Ellen mit mindestens einer anderen Tänzerin auf und nutzt auch deren Kontakte: "Wir sind eine große Go-go-Familie." Als "absolut techno-orientiert" beschreibt sie ihren Musikgeschmack. Allerdings: "Ein gutes Go-go muss auf alles tanzen können, auch Hip-Hop oder Rock'n Roll." Schritte oder Bewegungen studiere sie nicht ein: "Wenn ich Musik höre, bewegt sich mein Körper von allein." Ellen erntet nicht nur bewundernde Blicke: "Vor allem Frauen verstehen mich manchmal falsch und sehen mich als Konkurrenz." Um so mehr freue sie sich über eine positive Reaktion. Denn dieses Kompliment nehme sie ernster als die Reaktion von Männern: "Die sehen die Tänzerin auch als Lustobjekt." Angst hat sie nicht vor zudringlichen Disco-Besuchern, aber sie ist vorsichtig: Sie hält Blickkontakt mit dem Discjockey, bleibt bis zum Auftritt in der Garderobe und hat einen Parkplatz direkt am Eingang. Wenn ein Gast partout nicht von ihr weiche, genüge es manchmal, ihn etwas provokativer "anzutanzen". "Bedrohliche Situationen hat es noch keine gegeben."

    Nebenkosten

    Offen und spontan erzählt Ellen. Nur ein "Betriebsgeheimnis" wahrt sie: ihr Honorar. Nur so viel verrät sie: "Ein professionelles Go-go fängt nicht unter 100 Euro an." Zumal "Nebenkosten" wie Kosmetik, Nagelstudio oder Solarium die Einkünfte schmälern. Auch wenn Ellen leidenschaftlich tanzt und über Angebotsmangel nicht klagen kann, möchte sie die Auftritte nicht zu ihrem einzigen Standbein machen. Noch übt sie den Beruf der Zahnarzthelferin aus, ab September will sie an der Fachoberschule ihr Fachabitur nachmachen. Die 22-Jährige weiß, dass mit dem professionellen Tanzen irgendwann Schluss sein wird: "Ein 40 Jahre altes Go-go will keiner mehr sehen." Sorgen um ihre Zukunft macht sie sich nicht: "Ich nehme es, wie es kommt."

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