Gerd Schönfelder (44) ist der erfolgreichste Teilnehmer in der Geschichte der Paralympics. Sechsmal hat er an den Spielen teilgenommen und 22 Medaillen gewonnen, davon 16 in Gold im alpinen Skisport. Am Montagabend sprach er in der hervorragend besuchten gemeinsamen Veranstaltung der Sparkasse Mainfranken und des Arbeitskreises auf Burg Rothenfels im Betriebsrestaurant der Firma Bosch Rexroth über die Voraussetzungen, trotz Handicap Spitzenleistungen zu erzielen – und das nicht nur im Skisport.
Sportlich war der Elektroniker schon immer, spielte Fußball, Tennis uns fuhr Motorrad und wurde im Skisport schon mit zwölf Jahren Bayerischer Vizemeister. Als er bei einem Unfall am 9. November 1989 auf der Eisenbahn einen schweren Unfall erlitt, bei dem er den rechten Arm und vier Finger der linken Hand verlor und nur mit viel Glück überlebte, schien er zunächst vor dem totalen Aus zu stehen.
Er musste die einfachsten Verrichtungen des täglichen Lebens völlig neu bewältigen lernen. Aber „eine Krise ist immer auch eine Chance“, stellte Schönfelder fest. Wichtig bei der Bewältigung der Krise war für ihn die Unterstützung und die Motivation durch seine Familie und seine Freunde. Heute verfügt er über zwei Finger. Der linke „Daumen“ ist eigentlich ein transplantierter Großer Zeh.
Er konnte als Techniker wieder in seinem Beruf Fuß fassen und strebte auch wieder sportliche Erfolge an. Er spielte Fußball in seiner alten Mannschaft und begann auch wieder mit dem Skifahren. Dabei stellte er fest, dass ihn die Armprothese, die er „aus kosmetischen Gründen“ trug, mehr behinderte, als dass sie ihm Vorteile brachte. Er verzichtete darauf. Bei den Paralympics startete er 1992 erstmals in Albertville und zuletzt 2010 in Vancouver. „Mein Ziel war immer die Goldmedaille – am liebsten in der Abfahrt“, sagte Schönfelder.
Eine seiner Goldmedaillen hatte er „ganz zufällig“ dabei und ließ sie durch die Reihen gehen. Daneben machte er auch noch den Tauchschein und versuchte sich erfolgreich im Go-Cart-Fahren und im Golf. „Geht nicht, gibt’s nicht“ und „Sei offen für alles“ waren Kernsätze, die er seinen Zuhörern als Erfolgsrezepte auf den Weg gab, nicht nur für eine sportliche Karriere. Man müsse bereit sein, auch Rückschläge in Kauf zu nehmen.
Seinen Ratschlag, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, demonstrierte er auch seinen trockenen Humor und eine gehörige Portion Selbstironie. Er stellte aber auch fest: „Ohne Team geht nix!“
Er ließ seine Zuhörer teilnehmen an dem schönen Gefühl, das einen nach einem Abfahrtslauf erfüllt, wenn man im Ziel erfährt, dass man nicht nur wieder eine Goldmedaille gewonnen hat, sondern auch noch Papa geworden ist.
Seinen Vortrag illustrierte er nicht nur mit Bildern, sondern auch mit einer Video-Sequenz. Das Sammeln von Medaillen hat er inzwischen aufgegeben, aber er betätigt sich als Trainer. „Der Sport hat mir so viel gegeben, dass ich das weitergeben will.“ Seinen Zuhörern riet er: „Halten Sie sich fit – und wenn es nur durch Spazierengehen ist; nützen sie ihre Chancen und Talente. Und vor allem: Lassen sie sich nicht behindern!“
Bernd Fröhlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken, hatte Schönfelder zu Beginn vorgestellt. Herbert Schuhmann, Vorsitzender des Arbeitskreises, der die abschließende kurze Fragerunde leitete, sprach von einem faszinierenden Vortrag und stellte fest: „Ich habe mich keine Minute gelangweilt!“ Die Zuhörer bestätigten das mit großem Beifall.