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Lohr: Graureiherkolonie ist verflogen

Lohr

Graureiherkolonie ist verflogen

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    Horst von Graureihern im Wipfel einer Fichte 2008 in Schaippach. Die Vögel hatten zuvor am Salzberg gebrütet. 
    Horst von Graureihern im Wipfel einer Fichte 2008 in Schaippach. Die Vögel hatten zuvor am Salzberg gebrütet.  Foto: Hans Schönmann

    Kann ein Naturschutzgebiet aufgehoben werden, wenn sein ursprünglicher Zweck verflogen ist? Ja. Aber im konkreten Fall der Graureiherkolonie am Salzberg wird es vorerst nicht dazu kommen.

    In dem rund 150 Hektar großen Gebiet auf den Gemarkungen von Steinbach und Halsbach informierte der Staatsforstbetrieb Hammelburg kürzlich über die Fällung von Fichten, die vom Borkenkäfer befallen waren. Das hatten Bürger kritisiert. Der Staatsforst entgegnete, die ordnungsgemäße Waldwirtschaft sei in einem Naturschutzgebiet möglich, überdies habe man eine Genehmigung.

    Dezimiert Uhu die Graureiher?

    Zudem würden kaum noch Graureiher am Salzberg brüten. 2017 seien es zwei Paare gewesen, 2018 seien dort keine gesichtet worden. Revierleiter Axel Scholz vermutete, dass die Reiher durch den Uhu dezimiert und vertrieben wurden, der in der Nähe einen Horst habe. Ansonsten sei der Wald am Salzberg naturschutzfachlich kaum interessant, hieß es. Zu dem Naturschutzgebiet gehört aber auch eine längere Strecke am Mainufer.

    Wie geht es nun weiter, wenn die Graureiherkolonie gar nicht mehr besteht? Sollte der Schutzstatus aufgehoben werden? Das wäre grundsätzlich möglich und sogar geboten, wenn der Schutzzweck weggefallen ist, erklärt die Regierung von Unterfranken auf Anfrage unseres Medienhauses. Es kommt jedoch äußerst selten vor. In Erinnerung geblieben ist zum Beispiel ein Fall von 2015, als die Regierung von Oberfranken ein Naturschutzgebiet im Steigerwald einkassierte; dabei spielten aber weniger fachliche, sondern mehr politische Gründe eine Rolle.

    Schutzgebiet soll bleiben

    Am Salzberg will die Regierung von Unterfranken jedenfalls festhalten. Die »Besatzschwankungen« der Graureiherkolonie seien bekannt, »es wird jedoch derzeit nicht von einem gänzlichen Wegfall der Schutzbedürftigkeit und Schutzwürdigkeit ausgegangen«. Deshalb gebe es »keine Pläne, die Verordnung über das Naturschutzgebiet Graureiherkolonie am Salzberg aufzuheben«. Die Regierung verweist auf den Schutzzweck: »... eine bedeutende Kolonie des Graureihers zu erhalten sowie dieser Kolonie den erforderlichen Lebensbereich einschließlich der notwendigen Nahrungsquellen und Brutgelegenheiten zu sichern«. Ferner sollen Störungen ferngehalten und die Eigenart des Gebiets bewahrt werden.

    Störungen waren es freilich, die 2005 auf einen Schlag zum Ende der Graureiherkolonie führten, die seit mindestens hundert Jahren am Salzberg bestanden hatte. In den 1930er-Jahren soll es dort noch 80 bis 100 Reiherhorste gegeben haben. Die Zahl ging danach wegen der Jagd auf die Vögel auf 15 Brutpaare im Jahr 1974 zurück.

    Ein Graureiher auf Beutezug an einem Bach.
    Ein Graureiher auf Beutezug an einem Bach. Foto: Karl Scherer

    Einst bis zu 100 Brutpaare

    Dann wurde 1976 das Naturschutzgebiet Graureiherkolonie am Salzberg ausgewiesen. Doch im Frühjahr 2005 kam das plötzliche Aus für die Kolonie, die als eine der größten in Unterfranken galt. Zuletzt sollen es 20 bis 30 Brutpaare gewesen sein.

    Flucht vor Holzfällung

    Was war passiert? Eine ungenehmigte Holzfällaktion am Fuß des Salzbergs habe die Vögel verscheucht, berichtete der Naturschützer Hans Schönmann im Lohrer Echo: »Diese Kolonie existiert nicht mehr, nachdem eine massive Störung im Frühjahr 2005 die großen Schreitvögel für immer von ihrem hundert Jahre alten Brutplatz vertrieben hat.«

    Zunächst habe man gehofft, »dass sich die Gemeinschaft der Brüter wieder am angestammten Platz einfinden könnte. Jetzt wird erkennbar, dass die Kolonie verloren ist und somit der Zweck für das Naturschutzgebiet nicht mehr besteht.« Das sieht die Regierung von Unterfranken anders. Momentan werde geprüft, »wie der Besatz in Zukunft wieder gesteigert werden kann«, heißt es in Würzburg. Dabei würden unter anderem Maßnahmen der Landschaftspflege angedacht.

    Kolonie teilte sich auf

    Die Graureiher vom Salzberg verschlug es 2005 an mehrere andere Stellen entlang des Mains, zum Beispiel südlich von Pflochsbach, bei Erlach und Hafenlohr. Auch an der Sinn in Schaippach wurde eine Splitterkolonie beobachtet.

    Doch eine ähnlich große Ansammlung von brütenden Graureihern wie einst am Salzberg gibt es heute in ganz Main-Spessart nicht mehr.

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