Der erste Chefarzt der neuen Hauptabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Main-Spessart, Kreiskrankenhaus Karlstadt, wird nicht Dr. Thomas Werner heißen. Einstimmig entschieden der Werk- und der Kreisausschuss am Montag in nicht öffentlicher Sitzung, dem Kreistag Main-Spessart zu empfehlen, den bereits gefassten Beschluss über die Einstellung von Dr. Thomas Werner aus Lohr aufzuheben. Erst eine Woche zuvor hatte der Kreistag der Anstellung Werners zugestimmt.
Gleichzeitig mit der Vorstellung des designierten Chefarztes in der Zeitung erschien am Dienstag ein Inserat in der MAIN-POST, wonach die Landesbank Baden-Württemberg Dr. Werner öffentlich seinen Darlehensvertrag kündigte. Dr. Werner, so erklärte die Landesbank auf Nachfrage, habe seine Kreditraten nicht mehr bezahlt und sei außerdem für die Bank "postalisch nicht ermittelbar" gewesen.
Dr. Werner hatte der MAIN-POST gegenüber erklärt, dass er 2004/05 eine gynäkologische Praxis im "Point-Center", Bad Neustadt/Saale, betrieben hatte. Dafür hatte er einen Kredit aufgenommen. Doch die Praxis scheiterte. In der Folge hatte Dr. Werner verschiedene Aufenthaltsorte, habe aber, so ließ er über das Landratsamt Main-Spessart erklären, die Pro Patient AG, Berlin, mit seinem Briefverkehr betraut.
Warum die Landesbank Baden-Württemberg Dr. Werner dennoch nicht erreichen konnte, wieso er seine Kreditraten nicht mehr bezahlte und ob die Landesbank darüber informiert gewesen war, das hätte die Sondersitzung von Kreisauschuss und Werkausschuss am Montag klären können. Landrat Grein hatte sich jedenfalls Ende der vergangen Woche geweigert, den vom Kreistag beschlossenen Anstellungsvertrag mit dem designierten Chefarzt zu unterzeichnen, "solange nicht völlige Klarheit in allen Punkten besteht".
Doch zum Zusammentreffen der Kreisräte mit Dr. Werner kam es nicht mehr. Warum, darüber schweigen sich Landrat und Kreisräte aus, die auf Nachfrage der MAIN-POST erklärten, keine weiteren Kommentare abzugeben. Stattdessen hieß es aus der Sitzung, dass das Treffen mit Dr. Werner keine Rolle mehr gespielt habe, "weil das Vertrauensverhältnis, das bei dieser ärztlichen Position so wichtig ist, so nachhaltig gestört ist, dass es nicht mehr repariert werden kann". Man werde nach einer neuen "schnellen und guten Lösung" für die Geburtshilfe in Karlstadt suchen. Dabei seien verschiedene Varianten im Gespräch.
Die Kreisräte diskutierten auch die öffentliche Ausschreibung der Chefarzt-Stelle, auf die der Kreistag auf Anraten des Landrats zu Gunsten von Dr. Werner ausdrücklich verzichtet hatte. Nach der nicht öffentlichen Sitzung der Kreisausschüsse veröffentlichte Landrat Armin Grein folgende Presseerklärung: "Ausdrücklich billigten die Mitglieder der Ausschüsse das Vorgehen von Landrat Armin Grein, dass er den Beschluss des Kreistages vom vergangen Montag, Dr. Thomas Werner als Chefarzt für die gynäkologische und geburtshilfliche Abteilung am Gesundheitsportal Karlstadt einzustellen, bisher nicht vollzogen hat.
Die beiden Ausschüsse beauftragten den Landrat, Dr. Werner darüber zu informieren, dass sie dem Kreistag einstimmig empfehlen, den Beschluss über die Einstellung als Chefarzt aufzuheben.
Dr. Werner wird aufgrund dieser Entwicklung und der Veröffentlichung in der Tagespresse seine Bewerbung um die Chefarztstelle zurückziehen.
Einigkeit bestand in der Sitzung darüber, dass am Konzept zur hauptamtlichen Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Karlstadt festgehalten wird.
Um die Weiterführung der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung sicher zu stellen, wird Landrat Grein zeitnah in Gesprächen mit Chefärzten und Verwaltungen benachbarter Kliniken die bereits bestehenden Kontakte intensivieren. Ziel sollte es sein, eine Kooperationslösung herbeizuführen."
Dr. Werner war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.