Dampfwolken und ein Krach fast wie von Düsenjägern waren dieser Tage zeitweise am ehemaligen Übergang von der Saale- zur Winterhaltbrücke gegenüber dem Huttenschloss zu beobachten beziehungsweise zu hören. Es handelt sich um die Sanierung und Ertüchtigung des Betons der Unterführung an der Hafenstraße mit Hochdruckwasserstrahltechnik.
Unterführung bleibt
Wie mehrfach berichtet, wurde im Zuge der Mainbrückenertüchtigung und der Neuordnung der Verkehrsführungen die Anbindung der Kleingemündener Saalebrücke an die Mainbrücke abgerissen und wird auch nicht mehr hergestellt. Stattdessen entsteht (weiterhin parallel zur Hafenstraße) eine Abfahrt zur Bundesstraße. Die Fußgängerunterführung Saalebrücke–Hafenstraße bleibt dabei erhalten. Ihre Überdeckung wird derzeit saniert und verstärkt.
Saniert und ertüchtigt
Wie Gemündens Bauamtsleiter Jörg Breitenbach auf Nachfrage der Redaktion erklärt, kann die Metallbewehrung der Unterführung weiterhin verwendet werden. Die Stahlstangen und -matten werden zurzeit freigelegt und, wenn nötig, ergänzt oder verstärkt (ertüchtigt). Danach wird frisch betoniert. Die Tragkraft und die Haltbarkeit entsprechen damit denen eines neuen Bauwerks.
Die Freilegung des Bewehrungsstahls erfolgt mit einem Hochdruckwasserstrahl. Die Kompressoren entwickeln einen Druck von um die 1000 bar. Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat je nach Typ in der Regel einen Fülldruck zwischen zwei und drei bar. Der Hochdruckwasserstrahl trifft den Beton wie eine Geschossgarbe und lässt ihn platzen. Schlechter Beton zerbröselt, harter zersplittert in feine bis kieselsteingroße Brocken.
Enormer Rückstoß
Eine Absicherung ringsum mit Planen und Ganzkörperschutzanzüge für den Arbeiter sind unabdingbar. Er führt eine sogenannte Handlanze, die einen enormen Rückstoß erzeugt. Wie an der Baustelle zu beobachten, muss sich der Strahler manchmal mit seinem Körpergewicht gegen den Rückstoß stemmen. Die Belastung für den Arbeiter ist hoch.
Die Hochdruckwasserstrahltechnik kam auch schon bei der Sanierung der Übergangsbauwerke der Saale- und der Winterhaltbrücke zwischen dem Fischmarkt und Kleingemünden zum Einsatz. Die Vorteile dieses Verfahrens gegenüber dem Einsatz von Presslufthämmern sind die geringere Lärmentwicklung und der schonende Abtrag des Betons, da die Bewehrung und der verbleibende Beton nicht beschädigt werden.
Sieben neue Pfeiler
Jenseits der Bundesstraße hat der Neubau der Mainbrücke begonnen. Einer der sieben neuen Pfeiler, die die ebenfalls neue Auffahrt von der Bundesstraße her tragen werden, steht bereits, ein zweiter ist betoniert und wird laut Jörg Breitenbach diese Woche ausgeschalt. Von der alten Mainbrücke bleiben nur die Pfeiler im Fluss stehen.
Die Bauarbeiten an der Mainbrücke begannen am 1. Februar. Anstelle der bisherigen Stahlbetonbrücke mit einer Tragkraft von insgesamt 60 Tonnen kommt eine kombinierte Stahlbeton-/Stahlkonstruktion mit einer Tragkraft von 60 Tonnen je Fahrspur. Die Arbeiten sollen Ende 2018 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten liegen bei derzeit 28,4 Millionen Euro, vier Prozent über dem prognostizierten Wert.