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Lohr: Großinventur im Lohrer Stadtwald

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    Wie viel Holz kann im Lohrer Stadtwald nachhaltig genutzt werden? Unter anderem mit dieser Frage wird sich die Forstbetriebsplanung für die nächsten 20 Jahre befassen. Am Anfang steht eine im Herbst beginnende Stichprobeninventur.
    Wie viel Holz kann im Lohrer Stadtwald nachhaltig genutzt werden? Unter anderem mit dieser Frage wird sich die Forstbetriebsplanung für die nächsten 20 Jahre befassen. Am Anfang steht eine im Herbst beginnende Stichprobeninventur. Foto: Johannes Ungemach

    Im Lohrer Stadtwald steht eine Inventur bevor. Dabei werden zwar nicht alle Bäume, Käfer und Rehe gezählt, wohl aber an gut 1100 zufällig ermittelten Messpunkten wesentliche Daten zu Holzvorrat und Waldzusammensetzung erfasst. Die Daten dienen als Basis für die auf einen Zeitraum von 20 Jahren ausgelegte Betriebsplanung für den Stadtwald. Sie dient den Forstleuten mit Vorgaben für jeden einzelnen Waldbestand als Richtschnur für die zu erntende Holzmenge und die grundsätzliche Zielrichtung forstlicher Eingriffe.

    Der Stadtrat beauftragte am Montag einstimmig das Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF), die Ausschreibung der von einem freiberuflichen Sachverständigen zu erledigenden "Waldinventur" in die Wege zu leiten. Die fertige Forstbetriebsplanung soll 2024 vorliegen. Die Kosten wurden in der Sitzung auf rund 240 000 Euro geschätzt. Die Stadt muss davon die Hälfte tragen, die andere Hälfte übernimmt der Freistaat.

    Dass für den mit rund 4140 Hektar drittgrößten Kommunalwald Bayerns eine mittelfristig ausgerichtete Forstbetriebsplanung zu erstellen ist, ergibt sich aus dem Waldgesetz. Dieses schreibt für öffentliche Wälder eine vorbildliche Bewirtschaftung vor. Dafür brauche es eine fundierte Datenbasis, erklärte Christoph Kirchner vom AELF Karlstadt den Räten. Da die Forsteinrichtung eine Staatsaufgabe ist, ist das AELF im Fall des Stadtwaldes die federführende Instanz.

    1130 Messpunkte

    Laut Kirchner wird es das Ziel der Forstbetriebsplanung sein, die naturgemäße Wirtschaftsweise im Stadtwald fortzuführen. Daneben könne die Datenerhebung auch Informationen dazu liefern, wie sich die Natur in den dauerhaft aus der Nutzung genommenen Bereichen des Stadtwaldes entwickle. Bei der Inventur soll der Wald an 1130 per Gitternetz gleichmäßig über den Stadtwald verteilten Messpunkten untersucht werden, erklärte Michael Neuner, der neue Leiter der städtischen Forstverwaltung. Rund um jeden Messpunkt werde der Sachverständige auf 500 Quadratmetern alle dickeren Bäume und in kleineren Radien auch jüngere Waldbäumchen bis zu einer Höhe von nur 15 Zentimetern erfassen. Jeder Messpunkt werde mit einem eingegrabenen Magneten markiert. So sei sichergestellt, dass man bei künftigen Erhebungen exakte Daten beispielsweise zum Holzzuwachs oder zur aus ökologischen Gründen gewünschten Mehrung des Totholzanteils erhalte.

    Die Kosten für die Forstbetriebsplanung liegen knapp unter dem Schwellenwert, der eine europaweite Ausschreibung erfordern würde. Unter den Räten gab es die Diskussion, ob es nicht sogar ein Vorteil wäre, wenn man europaweit ausschreiben müsste, weil so vielleicht günstigere Preise zu erwarten seien. Es sei doch "egal, ob ein Österreicher oder Däne" die Inventur mache, sagte beispielsweise Eric Schürr.

    Stadtwald ein "Juwel"

    Das sahen Kirchner und Neuner anders. Sie erklärten, dass eine solide Forstbetriebsplanung für den Stadtwald nur erstellen könne, wer sich mit den Laubmischwäldern des Spessarts und den Besonderheiten des hiesigen Naturraums auskenne. Auch Stadtrat Wolfgang Weis (Grüne), ebenfalls gelernter Forstmann, warnte vor Experimenten. Ohne eine an die örtlichen Gegebenheiten angepasste Forstbetriebsplanung sei die künftige Bewirtschaftung des Stadtwalds wie ein Roulettespiel. Michael Kleinfeller (CSU) sah das ebenso. Der Stadtwald sei ein "Juwel", das es zu bewahren gelte.

    Die Erhebung der Daten im Wald soll laut Kirchner im Herbst beginnen. Zuvor wird es noch einen "Grundlagenbegang" mit dem Rat geben. Die Ergebnisse der Inventur sollen im Sommer 2022 vorliegen. Die 20-jährige Laufzeit des neuen Forstbetriebsplans soll am 1. Januar 2024 beginnen. Nach zehn Jahren ist eine Zwischeninventur vorgesehen.

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