Das im April 2019 in Lohr eröffnete digitale Gründerzentrum "Starthouse Spessart" steht vor einer Erweiterung. Den entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung gefasst. Demnach soll die Mietfläche im Gebäude der Energieversorgung in der Vorstadtstraße ausgeweitet werden. Anfang 2022 sollen Gründern so weitere, allerdings voneinander abgegrenzte Büroflächen zur Verfügung stehen.
Im Herbst 2022 soll das Gründerzentrum dann um weitere rund 100 Quadratmeter wachsen. Wie genau diese Fläche genutzt wird, ist derzeit noch offen.
Anja Güll, die Leiterin des Gründerzentrums, schilderte zu Beginn ein "ungebrochenes Interesse" von Gründern an der Einrichtung. Aktuell hätten sich acht Teams eingemietet, weitere Anfragen lägen vor. Das Gründerzentrum sei "platzmäßig gut ausgelastet", so Güll. Die neuen Büroflächen seien deswegen hilfreich, weil neu gegründete Unternehmen, die die ersten Mitarbeiter einstellen, aus dem derzeit vorhandenen offenen Großraumbüro lieber in separate Räume wechselten.
Wegen Finanzlage verschoben
Eine Erweiterung sei von Anfang an vorgesehen gewesen, jedoch aufgrund der kritischen Finanzlage der Stadt und auch wegen der Corona-Pandemie verschoben worden, erklärte Güll. Zwar hat sich die Finanzlage der Stadt nicht gebessert, jedoch hat sie nun einen neuen Partner an ihrer Seite: Seit wenigen Tagen steht fest, dass der Landkreis finanziell und konzeptionell mit einsteigen wird.
Bei den ehemals für die Erweiterung auf 314 000 Euro veranschlagten Kosten ergibt sich laut Güll daher folgende Rechnung: 90 Prozent davon trägt der Freistaat. Die verbleibenden 31 400 Euro teilen sich Stadt und Landkreis, wobei der Anteil der Stadt auf zwei Haushaltsjahre verteilt werden könne. Insgesamt, so Güll, lägen die Kosten für die Stadt durch die neue Konstellation deutlich unter der ursprünglichen Planung. Allerdings kämen an laufenden Kosten pro Jahr rund 6000 Euro zusätzlich auf den städtischen Haushalt zu.
Zwei Vertreter der Lohrer Firmen Sorg und Rexroth warben sodann aus ihrer Erfahrung mit dem Gründerzentrum vehement für ein Weiterverfolgen des Konzeptes. Im Stadtrat gab es auch keine grundsätzlichen Zweifel, jedoch Bedenken wegen der Kosten.
Mieten sollen erhöht werden
So stellte Thomas Nischalke (SPD) den Antrag, die von den Gründern im Gründerzentrum verlangten Mieten, die derzeit "extrem günstig" seien, so schnell wie möglich zu verdoppeln. Dies, so sagte Güll, würde bedeuten, dass pro Arbeitsplatz zu je zehn Quadratmetern statt derzeit 40 künftig 80 Euro fällig wären. Güll sprach sich nicht grundsätzlich gegen eine Erhöhung aus. "Wir sind tatsächlich sehr günstig, wir sind aber auch im ländlichen Raum", gab sie zu bedenken. Matthias Schneider (CSU) regte an, die Miete zumindest so weit zu erhöhen, dass sie die Nebenkosten abdecken. Eine Entscheidung traf das Gremium zu diesem Thema vorerst nicht. Es will sich jedoch demnächst wieder damit befassen.
Befassen muss man sich auch noch mit der Frage, wie die in einem zweiten Schritt vorgesehene Erweiterung um den rund 100 Quadratmeter großen Raum genau aussehen soll. Laut Güll und Paul gibt es zwei Optionen: Entweder wird die Fläche als so genannter "Maker-Space" genutzt oder aber als Multimedia-Raum.
Letzterer könnte laut Güll beispielsweise die Möglichkeit für Videoaufnahmen bieten. Ein solcher Raum könne nicht nur Gründern dienen, sondern auch die Tür öffnen für Kooperationen mit Schulen.
"Überschaubare Kosten"
Mathilde Lembach (Grüne) freute sich über den Erfolg des Starthouses und sprach von "überschaubaren Kosten" der schrittweisen Erweiterung. Eric Schürr (Bürgerverein) regte gar an, die Erweiterung sofort in einem Rutsch zu vollführen.
Wolfgang Weis (Grüne) hingegen sprach davon, dass "alles nur im schönsten Licht dargestellt wird und dass Geldsparen offenbar keine Rolle mehr spielt". Dabei sei die Geldnot schon so groß, dass sich die Stadt nicht mal mehr die Instandhaltung der Toilette auf der Mainlände leisten könne und "die Leute dort in die Büsche gehen müssen". Weis forderte daher: "Erst die Pflicht, dann die Kür." Bürgermeister Paul sagte dazu, dass Lohr "natürlich sparen muss". Die Stadt müsse jedoch auch dort investieren, wo sie sich "aus eigener Kraft aus der Finanzmisere befreien" könne. Das Gründerzentrum jedenfalls sei "Wirtschaftsförderung par excellence".
Am Ende stimmte Weis dann doch für die Erweiterung, wie er sagte allerdings nur "mit geballter Faust in der Hose", aber man stehe halt nun mal gegenüber dem Freistaat als Fördergeldgeber in der Pflicht. So kam schließlich die einzige Gegenstimme gegen die Erweiterung von Christine Kohnle-Weis (SPD).