Das Ziel der Motorsportfreunde Sinngrund und Umgebung (MSF) auf Verlagerung ihrer Rennstrecke ist in greifbare Nähe gerückt: Das Landratsamt erteilte die unbefristete Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb einer Rennstrecke. Beim Vorsitzenden Olaf Würfel, seinem aktiven Team und den 40 aktiven Fahrern brach Jubel aus.
Für Würfel ist dies Anlass, über die Hintergründe, die umfangreichen Genehmigungshürden, den Verein und seine Bedeutung für Obersinn zu sprechen. Nachdem die alte Cross-Strecke, der "Ludwig-Zeller-Ring" auf dem "Löwersberg" immer wieder Ziel von Beschwerden und Auseinandersetzungen unter anderem über Lärmbelästigungen war, der Trainingsbetrieb somit nur eingeschränkt möglich war, musste eine Streckenalternative her. Würfel und sein Vorstandsteam wurden auf einem Areal in der "Hohen Leite" fündig, das am Rande der Gemarkung liegt. Flächen konnten getauscht werden, um ein Areal für eine 1,38 Kilometer lange Rennstrecke zur Verfügung zu haben.
Dass die naturschutz- und immissionsrechtlichen Genehmigungen derart hohe und teure Hürden aufbauen, war vorher unbekannt. Würfel spricht von rund 30 000 Euro, die sein Verein bislang für das Ziel "Streckenverlagerung" aus eigener Kraft investierten. Für die neue Strecke musste die Gemeinde den Flächennutzungsplan und die Naturparkgrenzen ändern, was nach 60 Jahren ohnehin überfällig gewesen war. Der im MSF aktive Max Ruppert, in einem europaweit tätigen Planungsbüro beschäftigt, legte dem von der Kommune beauftragten Büro einen fast fertigen, digitalisierten Änderungsplan vor, was für die Gemeinde eine erhebliche Preisersparnis bedeutete. Für diese Leitplanänderungen registrierte Würfel eine gute Unterstützung durch die Kommune.
Dieser Beistand hielt sich jedoch in Grenzen: So wurde die Bewilligung einer Bürgschaft für eine Kreditaufnahme mit der nicht erfüllbaren Auflage eines Verzichts auf eine eigene Brunnenbohrung zur Streckenbewässerung und Staubbekämpfung belegt.
Dann folgte das ein Jahr dauernde und rund 8500 Euro teure artenschutzrechtliche Gutachten. Dem Verein ist es gelungen, alle zur Immissionsschutz-Genehmigung notwendigen Lärmgutachten, topografischen Karten, Baupläne, Katasterauszüge und Planungen von Landschaftsarchitekten beizuschaffen. Dazu kamen noch rund 20 weitere Einsichten, Genehmigungen, Auszüge, Bestätigungen und Luftbilder. Der Genehmigung des Bauantrags für den abgespeckten, sieben Meter hohen Turm für Sprecher und Zeitnahme sollte jetzt nichts mehr im Wege stehen. Der noch fehlende Gestattungsvertrag mit der Bahn, der die Benutzung des Abfahrtswegs bei Veranstaltungen entlang der alten Bahnlinie regelt, traf Ende 2018 ein. Jubel löste das Ja des Wasserwirtschaftsamtes für eine Brunnenbohrung aus.
Leider gab die Gemeinde dem Verein beim Wunsch nach einem Bebauungsplan keine Rückendeckung, sagt Würfel. "So darf der Verein jetzt nur das bauen, was zum Betrieb einer Rennstrecke wie Fahrerlager, Turm und Strecke gebraucht wird". Bei einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan hingegen wären alle künftigen Planungswünsche wie sanitäre Einrichtungen oder Unterstellhallen für Geräte beinhaltet.
Jetzt in der vegetationsarmen Zeit darf die Strecke trassiert werden. Mitglied Gerald Dittmeyer schiebt täglich mit der mächtigen Kettenraupe Kubikmeter an Erde und das Streckenprofil ist bereits erkennbar. Anschließend kommt ein Spezialist aus den USA, der mit einem kleinen Kettenfahrzeug Sprünge, Kurven und Streckendetails modelliert. Eine zwischen Fahrerlager und Rennstrecke befindliche Gruppe Altbäume bleibt als Biotop erhalten. Bis Ende Februar müssen die Erdarbeiten abgeschlossen sein. "Wir sind froh, auf der Zielgeraden zu sein, damit die Cross-Sportler ihren Sport als Freizeitvergnügen ausleben können", so Würfel.
Wenn die neue Strecke fertig gestellt ist, wird der Trainingsbetrieb sofort verlagert und die Rennstrecke "Ludwig-Zeller-Ring" eingestellt. Im oberen Streckenteil haben der Rückbau und die Renaturierung begonnen.