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MAIN-SPESSART: Günther Felbingers Freunde frohlockten: Du bist drin

MAIN-SPESSART

Günther Felbingers Freunde frohlockten: Du bist drin

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    „Wir haben gemäß dem Landestrend verloren, liegen aber in Main-Spessart etwas besser“, sagt Eberhard Sinner telefonisch in München am Wahlabend zum Ergebnis des Landkreises. Dass er diesen Stimmkreis als Direktkandidat gewinnen würde, war ausgemacht.

    Die Bindungskraft der großen Volksparteien lasse nach, sagt Sinner mit etwas Sorge in der Stimme. Man könne heute einen Trend zur Individualisierung feststellen. „Das sehe ich draußen bei den Diskussionen – das reicht vom Bauernverband bis zu den Ärzten.“

    Einen Grund für die schwindende Popularität der Volksparteien sieht Sinner auch in der Politik der Berliner Koalition. In einer solchen Situation sei man immer gezwungen, Kompromisse mit dem Koalitionspartner einzugehen, die der Wähler dann nur schwer nachvollziehen könne – siehe Pendlerpauschale.

    Die CSU habe nun den Auftrag, die Regierung zu bilden. Auch Sinner sieht in der FDP den wahrscheinlichsten Partner. Das Lager der Freien Wähler biete keine Verlässlichkeit. Das zeige sich am breiten Spektrum der Äußerungen, die von dort kommen. Es gehe jetzt darum, möglichst schnell handlungsfähig zu sein und neues Vertrauen zu schaffen. „Die Stimmung ist nicht gerade überschäumend“, beschreibt Sinner, als er während des Telefonats von der Staatskanzlei zum Fraktionssaal geht, um dort Gespräche zu führen und die Wahl zu analysieren.

    Ein gutes Dutzend vornehmlich Freie Wähler beziehungsweise deren Anhänger verfolgen das Eintreffen der Wahlergebnisse im Sitzungssaal des Landratsamts, darunter Landrat Thomas Schiebel, der Karlstadter Bürgermeister Paul Kruck und vor allem der Main-Spessart-Direktkandidat Günter Felbinger mit Ehefrau Erika.

    Wohnrod am schnellsten

    Landratsamts-Pressesprecher Holger Steiger und EDVler Ralf Krämer projizieren die aktuellen Zwischenergebnisse auf die Leinwand. Um 18.15 Uhr kommt aus Wohnrod das erste Ergebnis. Bis alle 227 da sind, wird es noch bis nach 20 Uhr dauern.

    Felbinger fiebert den ganzen Abend, ob er den Sprung in den Landtag packt. „Du bist drin“, muntern ihn seine Freunde auf. Er selbst will nicht voreilig daran glauben.

    Wie auch immer, der Langenprozeltener ist rundum glücklich über ein so „ausgezeichnetes Ergebnis, das wir in Main-Spessart einfahren“. Felbinger freut sich über den sprunghaften Zuwächse gegenüber der letzten Wahl: „Ich hätte mich nicht getraut, das zu prophezeien. Es spiegelt aber das wider, was ich draußen erlebt habe.“ Als ihn kurz nach 20 Uhr das Bayerische Fernsehen interviewt, sagt er sinngemäß: „Die Leute sind verdrossen gegenüber der CSU. Das haben wir immer gespürt.“

    Landrat Thomas Schiebel spricht den Kameraleuten etwas von phänomenal ins Mikrofon und davon, dass die Freien Wähler sich noch professionellere Strukturen schaffen müssen. An der Spekulation über eine übergreifende Koalition gegen die CSU wolle er sich nicht beteiligen. Dann bricht Beifall los unter den wenigen Zuhörern im Saal.

    Harald Schneider von der SPD, der den Wahlabend zu Hause verbringt, sagt: „Ich bin enttäuscht vom Ergebnis in Main-Spessart. Wir haben einen themenbezogenen Wahlkampf geführt, aber das hat niemanden interessiert.“ Mindestlohn und Bildung seien die Themen gewesen, auf die die SPD setzte. Schneider: „Ich habe mit den Verlusten der CSU gerechnet. Dass aber die Freien so viel gewinnen, hätte ich nicht gedacht.“

    „Von so einem Tag haben wir lange geträumt“, freut sich am Telefon die grüne Landtagsabgeordnete Simone Tolle über die Tatsache, dass die CSU ihre absolute Mehrheit verlor. Auch mit ihrem persönlichen Ergebnis und mit dem Abschneiden ihrer Partei im Landkreis ist sie hoch zufrieden: „Wir haben uns bisher in jeder Wahl steigern können – auch in dieser.“ Nun gehe es darum, ein Regierungsbündnis jenseits der CSU hinzukriegen. FDP und Freie Wähler dürften nicht „Filzverlängerer der CSU“ sein, mahnt die Grüne.

    Reiner Hellbrück, der Direktkandidat der FDP, freut sich über das Abschneiden seiner Partei, hatte sich selbst jedoch mehr ausgerechnet – und dies, obwohl er mehr als doppelt so viele Stimmen bekommen hat wie der FDP-Kandidat 2003. „Wirklich zufrieden bin ich nicht“, gesteht er. Es sei wichtig, dass sich die FDP in Main-Spessart besser aufstelle – dies soll durch die Gründung weiterer Ortsverbände bald geschehen.

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