Die Atmosphäre war angespannt bei der Sondersitzung des Stadtrats, zu der auch rund 50 Gäste kamen. Wer erwartet hatte, dass man sich konstruktiv mit Alternativen zum Abriss des Hallenbads auseinandersetzte, wurde herb enttäuscht. Dritter Bürgermeister Axel Knauff (SPD) gab sich Mühe, bewusst neutral mehrere Varianten zur Zukunft des Bades aufzuzeigen. Alles hätte noch gut werden können, wenn man über die Sache dann auch diskutiert hätte. Doch es gab keinerlei Gesprächsbedarf. Lediglich CSU-Stadtrat Leo Pfennig wollte Knauffs Konzept für die Zukunft sichern, was seine Fraktionskollegen zusammen mit Neue Wege jedoch verhinderten (Beschlussergebnis 10:11).
Knauff hatte sich intensiv mit Fakten und Zahlen beschäftigt. Sein Vergleich von sechs Alternativen zur Zukunft des Bades – die Variante Lehrschwimmbad war ausgenommen – basiert, wie er sagt, auf betriebswirtschaftlichen Grundlagen. Eine solche Analyse könne er sich auch künftig bei anderen wichtigen Entscheidungen im Stadtrat vorstellen, sagte der Diplom-Ingenieur, denn so würden Entscheidungen „für alle nachvollziehbar“ gefällt.
Warum man sich nochmals mit dem Bad beschäftigen sollte, ist für den Dritten Bürgermeister klar: Das Hallenbad muss zwar saniert werden, sagte er, „aber es ist weder baufällig noch einsturzgefährdet“. Seinen Recherchen zufolge käme man bei einer Sanierung mit drei Millionen Euro aus. 80 Prozent Zuschuss sind hierfür in Aussicht gestellt. Blieben für die Stadt laut Knauff Kosten in Höhe von 600 000 Euro. Der Dritte Bürgermeister hatte dazu Baukosten anderer Bäder zum Vergleich herangezogen: „Mit drei Millionen Euro Kosten liegen wir richtig.“
Senken könnte man, nach Knauffs Konzept, die Ausgaben im Hallenbad beispielsweise, indem man den Betrieb einem Verein oder einer Betreibergesellschaft überlässt, aber auch durch den Bau eines Blockheizkraftwerks, das Eigenstrom erzeugt. Beim Vergleich der Ergebnisrechnungen des Bades von 2005 bis 2009 war Knauff darauf gestoßen, dass im letzten Betriebsjahr plötzlich der Gaspreis in die Höhe schnellte und die Verwaltungskosten explodierten. Er machte klar, dass diese Kosten sich im Fall eines Erhalts des Bades verringern müssten.
Variante eins von Knauffs Konzept beschreibt den herkömmlichen Betrieb des Bades: 600 000 Euro müsste man für die Sanierung berappen, jedoch weiter mit einem Defizit von 70 000 Euro leben. Variante zwei sieht die Sanierung des Bades durch die Stadt vor. Danach ginge es an eine Betreibergesellschaft über, die Stadt hätte so das Defizit los.
Die dritte Alternative beschäftigt sich mit dem Verkauf des Bades an eine Betreibergesellschaft, die dann die Einrichtung auch in Eigenregie sanieren würde. Kosten für die Stadt: null. Der vierte Vorschlag des Konzepts beleuchtet den Verkauf des Bades an eine Genossenschaft, die das Areal gegebenenfalls anderweitig nutzen könnte. Die beiden letzten Varianten fünf und sechs befassen sich damit, dass die Stadt das Bad abreißt und das Areal entweder nicht vermarkten oder (Variante 6) anschließend weiter verkaufen würde.
Nachdem Knauff verschiedene Parameter aus den Varianten verglichen und eine Nutzwertanalyse vorgenommen hatte, ergab sich für ihn eine vielversprechende Möglichkeit für das Hallenbad: Man könnte eine Sportstätten-Betriebsgesellschaft als gGmbH gründen, welche die Sanierung von Sportzentrum und Schwimmbad forcieren und die Sportstätten betreiben soll. Wenn dann die Vereine (Bürgerbadverein, DLRG, Wasserwacht) einsteigen, könnte man die Personalkosten gering halten, ist Knauffs Idee.
Die Sanierung des Bades sollte seiner Ansicht nach nur in der „abgespeckten“ Version, von der Architekt Andreas Halboth (Münnerstadt) früher mal gesprochen hatte, erfolgen („Also ohne die goldenen Wasserhähne.“) Zudem sollte ein Blockheizkraftwerk gebaut werden, das das Bad und vielleicht sogar die umliegenden Schulen mit Wärme versorgt. So hätte man zusätzliche Einnahmen für den Betrieb des Bades.
Bürgermeister Helmut Blank (CSU) nannte Knauffs Konzept kurz „nachvollziehbar“ und lud zur weiteren Diskussion ein. Doch da war Stille angesagt. Bis CSU-Mann Pfennig den Antrag stellte, dass die eben vorgestellte Konzeption vom Stadtrat „zur Kenntnis genommen“ und „in die weiteren Diskussionen um das Hallenbad-Areal mit einbezogen“ werden soll.
Nach kurzem Gerangel mit Bürgermeister Blank darüber, ob man einen Sachantrag in einer Sitzung mündlich stellen dürfe und ein Beschluss des Gremiums erfolgen dürfe, ohne dass der Sachverhalt explizit auf der Tagesordnung steht, wurde dann doch abgestimmt.