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LOHR: Handy-Entzug im Haus Offline

LOHR

Handy-Entzug im Haus Offline

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    Die „Smombies“ im Therapiegespräch mit ihren Ärzten.
    Die „Smombies“ im Therapiegespräch mit ihren Ärzten. Foto: Foto: Frank Zagel

    Sieben Jugendliche finden sich zur einwöchigen Therapie im Haus Offline ein. Eine Therapieeinrichtung, die jungen Menschen beim Handy- Entzug helfen möchte. Ihren Blick können die Schüler nicht vom Display ihres Smartphones abwenden, als ihnen die drei Therapeuten zu Beginn erklären, dass sie von heute an den Umgang erlernen, ohne ihr Gerät zurecht zu kommen.

    „Das werde ich nicht überleben“ äußert die 15-jährige Fiona. Von den behandelnden Ärzten wird sie mit den anderen Patienten als MM bezeichnet: als mediensüchtigen Menschen.

    Die Theatergruppe der Realschule Lohr führte am Donnerstag vor gut 100 Besuchern das Jugendstück „Smombies“ von Volker Zill auf, das nicht aktueller sein könnte. Medienkritisch und hinterfragend. In witzigen Dialogen gaben die Schauspieler der siebten bis zehnten Klasse unter der Regie von Claudia Schubert einen hervorragenden Einblick in das ganz normale Medien- Suchtverhalten vieler Jugendlicher und hielten diesen in knapp 90 Minuten den Spiegel vor die Augen:

    Zur ersten Therapiestunde mit den weiblichen Ärzten Dr. Karnikehl (Sarah Noll), Dr. Nodani (Felicitas Hirsch) und Dr. Henschel-Diel (Romy Dildey) müssen die Smartphone-Zombies (Smombies) unter heftigsten Protest ihre Smartphones in eine Kiste legen. Der Schüler Horst-Uwe Schindler, überzeugend in Szene gesetzt von Jakob Franz, der nur Shindy genannt werden möchte, bleibt der ersten Einheit gleich einmal fern. Auf seinem Laptop muss er unbedingt noch ein Computerspiel beenden, um nicht im Ranking abzustürzen. Zur Strafe erhält er eine zusätzliche Stunde Einzeltherapie. Warum er denn überhaupt auf Therapie sei, wird er in der Stunde gefragt: „Meine Eltern drohten mein Zimmer pink anzustreichen“ erklärt Shindy. Wie das Verhältnis zu seinen Eltern sei, möchte Dr. Karnikehl wissen. Shindy stellt die Gegenfrage: „Wie wäre Ihr Verhältnis zu denjenigen, die sie Horst- Uwe genannt haben?“ Abwechselnd treten die MM?s bei ihren Therapeuten an. „Zum zocken und chatten“ braucht Anania (Mia Reckentin), die ihre Befriedigung durch möglichst viele Likes erhält, ihre Maschine. Zwei bis dreimal postet sie auf Facebook. „Am Tag?“ fragt die Ärztin „Nein, in der Stunde.“

    Die Musiksüchtige Jacky, stets Kaugummi kauend, samt Tanzeinlage gespielt von Anjali Holbach, hat immer einen Stöpsel im Ohr. Sie kann die Stille nicht ertragen, berichtet sie. Lucie- Marie (Lena Achterling) ist japanischen Anime- Filmen verfallen und Laura (Sabrina Appelt) ist sowieso immer „on“. Vor dem letzten Wochenende sammelt Dr. Nodani die Handys zum Abschluss der Therapie ein und verlässt mit diesen die Klinik. Es kommt, wie es kommen muss: Die Küche ist abgeschlossen, es gibt nichts zu essen, die Lüftung fällt aus, Fenster und Türen sind über das Wochenende verriegelt. In diesem ganzen Trubel bekommt Dr. Karnikehl auch noch einen Krampfanfall. Natürlich ist kein Handy in der Klinik verfügbar. Auf die Atemübung zur Beruhigung „pfeift“ Shindy, der nur noch raus will. Spontan wird das Spiel „Blinde Kuh“ ausgerufen, das Fiona (Lena Schital) nicht kennt, da sie bei ihren Geburtstagsfeiern immer nur im Kino war. Die Gruppe beginnt über die reale Welt zu sinnieren. Selbst das herein geschmuggelte Ersatz- Handy „Bert“ von Angelina (Lena Ammersbach) ist jetzt keine Hilfe mehr. Dr. Karnikehl erlöst erst am Sonntag Abend die Jugendlichen und öffnet wieder die Türen der Klinik. Der Einschluss erweist sich als von den Ärzten fingiert, die Schüler sind therapiert. Im abschließenden Chat berichten die ehemaligen MM?s aus ihrem Leben in der Realität – beim Urlaub in Japan und vom Praktikum beim Rettungsdienst. Fiona lädt alle Teilnehmer zu ihrem 16. Geburtstag ein. Alle zusammen sollen Topfschlagen spielen.

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