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BURGSINN: Hausärzte auf der Achterbahn

BURGSINN

Hausärzte auf der Achterbahn

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    Als Achterbahnfahrt empfindet Dr. Matthias Schmidt aus Burgsinn den ständigen Kampf um eine leistungsgerechte und zukunftsichernde Bezahlung.
    Als Achterbahnfahrt empfindet Dr. Matthias Schmidt aus Burgsinn den ständigen Kampf um eine leistungsgerechte und zukunftsichernde Bezahlung. Foto: FOTO Hofmann

    Seitdem befindet sich Dr. Schmidt mit seinen Angestellten und seiner Familie wie auf einer Achterbahnfahrt, sagt er. Vor einem Jahr sah der Arzt seine berufliche und damit auch die Existenz seiner Angestellten bedroht. Inzwischen zeigten die Proteste Wirkung: Im Herbst kam der Beschluss, dass die Ärzte sechs Prozent mehr bekommen sollen.

    Absturz vor Weihnachten

    Doch dann folgte in einem lapidaren Schreiben wenige Tage vor Weihnachten der totale Absturz. Darin wurden die Details mitgeteilt und anstatt mehr, bekamen die bayerischen Ärzte plötzlich weniger Geld für ihre Arbeit. Gab es vorher laut Regelleistungsvolumen (RLV) im Durchschnitt 52 Euro, sah der neue RLV nur noch 45 Euro pro Patient vor. Das Regelleistungsvolumen regelt die Bezahlung des Hausarztes für einen Patienten pro Quartal, egal wie oft dieser in diesem Zeitraum behandelt werden muss.

    Die angekündigten sechs Prozent sind weder beim Hausarzt, noch beim Facharzt angekommen, sondern in andere Bundesländer geleitet worden, sagt Schmitt. Natürlich weiß er, dass die bayerischen Hausärzte im Vergleich mit Berufskollegen in anderen Bundesländern besser dastehen, doch es müsse der Einzelfall gesehen werden.

    „Solche Zahlen nützen mir nichts, wenn ich aufgrund ständiger Leistungskürzungen meine Darlehen aus der Praxisübernahme nicht tilgen kann“, erklärt der Mediziner. Deutlich macht Dr. Schmidt dies an der aktuellen Grippewelle, schon Mitte Februar ist das Regelleistungsvolumen für das erste Quartal ausgeschöpft. Für alle weiteren Behandlungen von Kassenpatienten erhält die Praxis keine Vergütung von den Kassen.

    „In diesem Quartal werden wir einen fünfstelligen Betrag an Verlust erwirtschaften“, sagt Schmitt. In dem Wissen, dass unter diesen Voraussetzungen die Praxis nicht zu halten ist, lagen vor Weihnachten die Nerven blank. „Wir können nicht wie in einem Industriebetrieb die Produktion drosseln oder Leute in Kurzarbeit schicken“, erläutert der Arzt. „Unsere Patienten sollen eine gute Versorgung erhalten und die stehen auch vor der Tür, wenn wir nicht oder nicht leistungsgerecht bezahlt werden.“ Zum Glück hätten sie die Praxis erst vor kurzem auf den neuesten technischen Stand gebracht, denn das sei jetzt undenkbar, sagt Schmitt. Allerdings werde ein neues Ultraschallgerät gebraucht, die Anschaffung sei heute nicht finanzierbar.

    Hoffnung auf Kassenverträge

    Trotz allem gibt es seit Januar Hoffnung. So hat die AOK Bayern einen eigenen Vertrag mit den Hausärzten geschlossen, der ab 1. April 2009 eine angemessene Bezahlung regelt. Doch haben die anderen Kassen sich bisher geweigert, sich diesem Vertrag anzuschließen. Wenig Verständnis hat Dr. Schmidt für den Streik der Fachärzte. Diese, so meint er, waren bisher schon immer besser gestellt und haben gegenüber Hausärzten meistens geregelte Arbeitszeiten. „Wenn der Facharzt streikt, gehen die Patienten halt zu einem Hausarzt“, meint er.

    Zunächst sieht Dr. Schmidt seine Zukunft, die seiner Mitarbeiter und seiner Familie gesichert. Doch man wisse nicht, was im Gesundheitswesen in den nächsten Monaten vielleicht wieder passiere. „Aber nur wenn eine angemessene Bezahlung erfolgt, wird der Beruf wieder attraktiv und die Landbevölkerung auch künftig noch von Hausärzten betreut werden können“, prophezeit Schmitt.

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