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KARLSTADT: Hausbezeichnung verschmolz mit Besitzer

KARLSTADT

Hausbezeichnung verschmolz mit Besitzer

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    Der Augustinerhof ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus. Seit 20 Jahren verkauft hier eine Schlecker-Filiale.
    Der Augustinerhof ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus. Seit 20 Jahren verkauft hier eine Schlecker-Filiale. Foto: FOTO Amkreutz-Götz

    Hausnamen sind Ortsnamen im eigentlichen Sinne des Wortes. Sie kennzeichnen den Ort der kleinsten Siedlungseinheit – den Wohnplatz, den Hof, das Anwesen, das Wohnhaus. Viele ursprüngliche Wohnplatznamen sind im Laufe der Siedlungsentwicklung zu heutigen Ortsnamen geworden.

    Haus- und Häusernamen sind nicht dasselbe. Der Hausname bezeichnete die Siedlungsstätte. So spricht man von „Haus und Hof verlieren“. Der Häusername bezeichnete die städtische Adresse: Max Mustermann wohnt im Grünen Baum.

    Hausnamen sind im dörflichen Raum entstanden. In vielen ländlichen Regionen, besonders in Altbayern, vereinzelt auch im Fränkischen, sind noch heute die traditionellen Hausnamen im Gebrauch. Die Bewohner eines Anwesens werden umgangssprachlich nicht mit ihrem Familiennamen bezeichnet, sondern mit ihrem Hausnamen, der dem Vornamen vorangestellt wird, wie beispielsweise „Huber Jörg“.

    Hausnamen entstanden aus der Notwendigkeit, ein Anwesen lagemäßig eindeutig zu definieren, also den Ort zu kennzeichnen, in einer Zeit, als es noch keine Grundbücher und Hausnummern gab. Das war wichtig für den Einzug von Steuern und Abgaben.

    In ländlichen Gegenden wurden die Hausnamen fast nur mündlich überliefert und deshalb im Laufe der Generationen verballhornt und verschliffen. Namen gehen auf Häuser über und wieder zurück auf die Bewohner. Namensgebend waren meist Berufe wie Tünchnersch Adels (von Tünchner Adam (Büttner) oder Vornamen der Besitzer oder deren Kurzform (Klaase Käth von Nikolaus und Katharina). Aus jüngster Zeit sind dabei in Karlstadt das Raabe-Haus oder das Söfjer-Haus, benannt nach ihren vormaligen Besitzern. Sie sind unter diesen Namen immer noch bekannt – trotz Eigentümerwechsels schon vor Jahren.

    Im Mittelalter war es üblich, auch in den Städten Häuser mit Hausnamen zu versehen. Die Häuser hatten oft auffällige Hausmarken, die mit dem Namen des Hauses zusammenhingen. Diese erleichterten die Orientierung in einer Zeit, in der die meisten Menschen Analphabeten waren. In Städten besitzen markante Häuser heute noch individuelle Namen, die sich oft von denen ihrer Besitzer, analog der Hausnamen auf den Dörfern, oder markanten Details am Haus ableiten. Erhalten haben sich diese Hausnamen bei den Namen von Apotheken oder Wirtshäusern und auch bei Privathäusern mit Gästezimmern.

    Aus der Entstehungszeit der Stadt Karlstadt sind Besitzungen von Klöstern innerhalb der Stadtmauer bekannt. So hatte das Kloster Neustadt am Main Weinberge auf Karlstadter Gemarkung und ein Kelterhaus in der Schulgasse. In der Hauptsache hatten aber die großen Würzburger Klöster Häuser in der Stadt.

    Der Augustinerhof

    Der frühere Augustinerhof ist die heutige Hauptstraße 69 mit der Schlecker-Drogerie. Im Geschworenenbuch von 1400 bis 1558 ist vermerkt: „Heinz Hertwig und Michel Achtsnit Behausung gegen dem Spital über gelegen, neben dem Augustinerhoff, des ersten sein Trauff soll in des Michels Garten sein Recht haben.“ Und weiter: „Zwischen dem würdigen Herrn Priors Augustiner Ordens zu Würzburg und Hans Schüssler haben die Geschworenen mit Zugeben vom Rat gebilligt und erkannt, dass Herr Prior und Convent jeder Besitzer ihres Hauses nicht Recht haben, gegen Hans Schüsslers Garten ein heimblich Gemach zu machen oder etwas darein zu schütten oder zu werfen. Das Traufrecht hat er“ (um 1550).

    Um 1630 wurde es als Spitalhaus neben der Spitalkirche St. Jakobus bezeichnet. Das Haus wurde vom Medico – dem Amtsarzt – bewohnt. Kurz darauf heißt es: „Der Medico soll anderweitig untergebracht und kranke Soldaten in das Haus gelegt werden.“

    Vor 1700 wohnte dort der Arzt Dr. Ernst, von 1700 bis 1714 der Apotheker Heinrich Scheppler, von 1720 bis 1732 Stadtschreiber Michael Pfeil, von 1732 bis 1760 Stadtschreiber Valtin Breunig und dann Zollverwalter Rost von der Zollstation Zwing bei Gemünden. Ab 1776 führte Andreas Brendel dort eine Metzgerei und Garküche, ab 1850 dessen Enkel Johann Brendel, der später als Privatier den Neubau der Mainbrücke 1880 mitbetrieb. Es folgte die kinderlose Ursula Brendel, Wohltäterin der Pfarrei, die testamentarisch ihr Haus dem Pfarrer von St. Andreas für ein Mädchenwaisenhaus vermachte, das aber nicht realisiert wurde. Nach 1955 richtete sich das Überlandwerk Unterfranken (ÜWU) ein. Seit 20 Jahren ist der Drogeriekonzern Schlecker im Haus.

    Auch die Karmeliter hatten ein Haus – den Carmeliterhof. Leider sind keine näheren Aufzeichnungen mehr vorhanden.

    •Fortsetzung folgt

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