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FRAMMERSBACH: Hilfe für die Kreuzotter im Spessart

FRAMMERSBACH

Hilfe für die Kreuzotter im Spessart

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    Zwei Kreuzottern.
    Zwei Kreuzottern. Foto: Foto: Pleul/DPA

    Mit einem kräftigen Ruck zieht Christian Salomon die schwarze Folie weg. Und tatsächlich: Da liegen sie: zwei Kreuzottern. Zusammengerollt auf einer Wiese bei Frammersbach. Kurz lassen sich die beiden bräunlichen Schlangen mit dem markanten Zickzack-Muster auf dem Rücken bestaunen. Dann schlängeln sie, erschrocken über den Verlust des künstlichen Verstecks, lautlos davon. In Sekundenschnelle sind sind sie im angrenzenden Gebüsch verschwunden.

    Erster Schritt: Überblick über vorhandene Population

    Ein solcher Anblick dürfte für Spessartwanderer vorerst eine Seltenheit bleiben. Salomon jedoch hatte ihn zuletzt häufiger. Der Biodiversitätsbeauftragte der Regierung von Unterfranken hat ein Artenhilfsprogramm für die in hiesigen Gefilden vom Aussterben bedrohte Kreuzotter gestartet. Dessen Ziel ist es, zunächst einen Überblick über die spärlichen Restbestände der Kreuzotter im Spessart zu erlangen. In einem zweiten Schritt sollen diese Lebensräume dann aufgewertet und im Idealfall vernetzt werden.

    Früher gab's eine Prämie für getötete Ottern

    Ursprünglich war die Kreuzotter in weiten Bereichen des Spessarts verbreitet. Doch in der Bevölkerung herrschte eine wahre Phobie gegenüber der einzigen in Bayern lebenden Giftschlange. Wo immer eine Kreuzotter auftauchte, wurde sie möglichst erschlagen. Bis in die 1930er Jahre gab es Salomon gar noch Kopfgeld für getötete Kreuzottern. Ein Relikt aus den Zeiten, in denen die Bestände der Art deutlich schwanden, besitzt auch Salomon: Eine in Spiritus eingelegte Kreuzotter. „Getötet von Waldarbeitern in den Mörderschlägen bei Langenprozelten“, ist das Einmachglas beschriftet.

    Letzter Todesfall in den 1960er Jahren

    Dabei, so Salomon, gibt es für die weitverbreitete Angst vor der Kreuzotter kaum einen Grund. Der letzte in Deutschland dokumentierte Todesfall nach einem Kreuzotternbiss datiert aus den 1960er Jahren. Zum einen gelte ein solcher Biss für einen gesunden Menschen nicht als lebengefährlich, so der Artenkenner. Zum anderen sei die Wahrscheinlichkeit, gebissen zu werden, sehr gering.

    Biss nur als letztes Verteidigungsmittel Kreuzottern verirrten sich nur selten in Siedlungen, Menschen nur selten in die klassischen Lebensräume der Schlange. Wann immer möglich ergriffen die scheuen Tiere die Flucht. Ein Biss mit Giftabgabe sei nur das allerletzte Verteidigungsmittel einer Kreuzotter, beispielsweise dann, wenn man auf sie trete oder versuche, sie zu fangen, so Salomon.

    Die frühere Verfolgung der heute streng geschützten Art durch Menschenhand war allerdings nicht der einzige Grund für den Rückgang der Kreuzotternbestände. Daneben, so Salomon, habe auch ein zunehmender Lebensraumverlust zu einer Isolation der spärlichen Restvorkommen geführt. Strukturreiche Wiesen und lichte Waldränder fehlen vielerorts. Hohe Wildschweinpopulationen, Christbaumkulturen mit Herbizideinsatz sowie tiefes Mähen beziehungsweise Mulchen von Wiesen machen der Kreuzotter laut Salomon zu schaffen. So kam es, dass die streng geschützte Art heute nur noch an wenigen Stellen im Spessart vorkommt. Ein Schwerpunkt sind dabei die Spessartwiesen um Frammersbach, generell die strukturreichen Wiesentäler und Rodungsinseln von Heinrichsthal bis Obersinn.

    Erhebung bis Ende 2017

    All diese Flächen werden nun genauer unter die Lupe genommen. Im ersten Schritt des gestarteten Artenhilfsprogramms geht es laut Salomon darum, durch einen Experten untersuchen zu lassen, wo und in welcher Zahl die Kreuzotter noch vorhanden ist.

    Bislang gebe es keinerlei systematische Untersuchung des Vorkommens im Spessart. Aus den vergangenen zehn Jahren lägen lediglich fünf gesicherte Nachweise vor. Während der ersten Außenaufnahmen wurden nun jedoch bereits trächtige Weibchen und junge Kreuzottern gefunden. Salomon spricht daher von „sehr guten Nachrichten“. Denn bislang sei überhaupt nicht klar gewesen, ob man überhaupt in nennenswertem Umfang Kreuzottern finden werde.

    Tümpel und Versteckstrukturen sollen Lebensräume aufwerten

    Wenn erst einmal klar ist, wo es noch Bestände der seltenen Art gibt, sollen diese für die Schlange aufgewertet werden, beispielsweise durch Sonn- und Versteckstrukturen oder Tümpeln, die Auflichtung von Waldrändern oder eine angepasste Wiesennutzung. Bei einem runden Tisch hat Salomon bereits mit wichtigen Akteuren wie den Bayerischen Staatsforsten, der Gemeinde Frammersbach, dem Landschaftspflegeverband und Landwirten gesprochen.

    Die grundsätzliche Bereitschaft, das Projekt zu Gunsten der Kreuzotter zu unterstützen, sei vorhanden, freut sich Salomon. Die Untersuchungen von möglichen Kreuzotterlebensräumen werde wohl bis Herbst 2017 dauern. Danach soll von Menschenhand mit der Verbesserung der Lebensräume der Art begonnen werden, die vor noch nicht allzu langer Zeit von Menschenhand an den Rand der Ausrottung gebracht wurde.

    Sichtungen an den Regierungsbeauftragten melden

    Kreuzotter-Beobachtungen können zur weiteren Überprüfung auch von Privatleuten an die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Unterfranken gemeldet werden. Kontakt: christian.Salomon@reg-ufr.bayern.de oder Tel. 0178 6 27 33 51.

    Die Kreuzotter ist an ihrer typischen Zeichnung, ein dunkles, durchgängiges Zickzach-Band auf dem Rücken, gut zu erkennen. Auf dem Kopf befindet sich eine deutliche V- oder X-Zeichnung. Die Augen sind rot, die Pupillen senkrecht. Männchen sind eher grau, Weibchen bräunlich. Die Kreuzotter wird bis zu 85 Zentimeter lang. Sie frisst Eidechsen, Frösche und Mäuse. Die Schlingnatter ist deutlich verbreiteter als die Kreuzotter. Sie hat im Gegensatz zu dieser runde Pupillen und gelbliche Augen. Auf dem Rücken findet sich kein durchgehendes Zickzack-Band, sondern ein streifiges Muster. Über das Auge der Schlingnatter verläuft ein dunkles Band. Die Schlingnatter wird meist nicht länger als 70 Zentimeter. Auch sie frisst Mäuse und Eidechsen. Die Ringelnatter hat als markantestes Merkmal halbmondförmige, helle bis gelbe Flecken am Hinterkopf. Sie kann über einen Meter lang werden. Ihr Pupillen sind rund. Die Ringelnatter lebt meist in der nähe von Gewässern und ernährt sich von Amphibien. Die Musterung auf dem Rücken ist bei ihr deutlich schwächer ausgeprägt als bei Kreuzotter und Schlingnatter. Die Blindschleiche ist keine Schlange, sondern eine Echse. Sie ist auch nicht blind. Von den vier hier dargestellten Arten kommt sie am häufigsten vor. Sie wird nur selten länger als 40 Zentimeter. Die Hautoberfläche ist glänzend und glatt. Teilweise verläuft auf dem Rücken ein dunkler Aalstrich. Die Blindschleiche ernährt sich von Schnecken, Würmern und Kleininsekten.

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