Mit seinem zwölfköpfigen Team managt Westermeier die temporären Einrichtungen eines 900-Millionen-Euro-Projektes von Bayer. Das Team ist für die Ver- und Entsorgungsanlagen eines Chemieanlagen-Neubaus zuständig. Dazu gehören Straßen, die Büros, die Kantine, alle Ver- und Entsorgungsleitungen sowie die Security und die Zufahrtskontrolle. 2004 wurde er Objektleiter bei Bayer.
Vater war Thüngener Braumeister
1977 zog die Familie Westermeier nach Thüngen. Vater Benno übernahm als Braumeister die Leitung der „Schlossbrauerei Thüngen“ und brachte mit Hanskarl von Thüngen das „Thüngener Bier“ zu großer Bekanntheit. Die Kinder Peter, Martina und Annette waren in Thüngen aktiv. So war Martina die erste Faschingsprinzessin. Peter folgte später als Faschingsprinz.
Nach dem Karlstadter Gymnasium lernte und arbeitete Peter Westermeier ab 1980 als Maschinenschlosser bei Fichtel & Sachs in Schweinfurt. Ab 1987 montierte und installierte er für die Krones AG aus Neutraubling in Europa, Ost-Europa und Süd-Korea Etikettier- und Getränkeabfüllanlagen. 1994 wechselte er zur Dortmunder KHS AG und installierte ab 1997 in China Etikettiermaschinen.
Für den Transrapid zuständig
Mit China hatte er einen neuen Standort gefunden. Die Arbeitgeber und Aufgabengebiete indes wechselten. 1999 übernahm er als Selbstständiger für ThyssenHenschel Supervision, Aufbau und After Sale Service für PVC-Mischer. Ab 2001 war er für ThyssenKrupp Transrapid tätig. Seine Hauptaufgabe waren die Statorpakete und die Montage des Fahrzeugs mit Inbetriebnahme und Wartung in Shanghai. Statorpakete sind magnetisierbare Blechpakete, die Teil des Trag- und Antriebssystems des Transrapids sind.
Seit 2004 nun ist Westermeier für Bayer tätig.
In seiner Freizeit ist Peter Westermeier gerne mit seiner chinesischen Partnerin Bessie auf dem Motorrad unterwegs, etwa in das 200 Kilometer entfernte Moganshan, ein Waldgebiet mit vielen kleinen Bergen, ähnlich dem Spessart. Die gemeinsamen Touren des Motorradclubs „Red Devils Shanghai“ führen bis nach Yunnan, Sichuan, Tibet, in die Seidenstraße oder die Mongolei (Wüste Gobi).
Peter hat vier Motorräder, darunter eine chinesische ChangJiang mit einem Seitenwagen, eine Kopie der Wehrmachts-BMW aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Straßenverkehr sei gewohnheitsbedürftig. Westermeier vermutet, dass viele Führerscheine gekauft sind.
Zu Hause ist der Motorradfreund zahm. Er kümmert sich um drei Aquarien, einen Schäferhund, drei Katzen und einen Hamster. Der Lebensstandard in Shanghai sei im Vergleich zum chinesischen Land hoch, berichtet Westermeier. Er bekomme fast alles, was sein westliches Herz begehrt – nur zum doppelten Preis. Das chinesische Bier empfindet der Braumeistersohn als „trinkbar“. Ein Bier aus der Paulaner Hausbrauerei koste fast sieben Euro.
Das Nachtleben von Shanghai hat Westermeier früher gerne genossen. Jetzt bevorzugt er die Fußgängerzone und Restaurants in der Nähe oder sein eigenes Appartement.
Zu seinen Freundeskreisen in Main-Spessart und Regensburg hat er noch immer Kontakt, allerdings meist nur in Form von E-Mails. Etwa einmal im Jahr kommt er nach Deutschland. Seine Besuche sind dann kurz und beschränken sich auf die Familie in Karlsruhe.
Thüngen verlassen
Im Laufe der Zeit haben alle Mitglieder der Familie Westermeier Thüngen verlassen. Nach dem Einstieg der Eder-Brauerei bei der Schlossbrauerei kehrten Braumeister Benno Westermeier und Ehefrau Dorle dem „Thüngener Bier“ den Rücken und gingen 1996 zurück nach Karlsruhe. Benno Westermeier starb erst kürzlich – am 2. Januar – nach längerer Krankheit.
Peters verheiratete Schwester Martina lebt seit 1991 in München. Die Betriebswirtin und Hotelfachfrau leitet den Zentraleinkauf der Arabella-Starwood-Hotels.
Die jüngste Tochter Annette ist nach einem nahezu zwölfjährigem Aufenthalt in Griechenland nach Karlsruhe zurückgekehrt und unterstützte Mutter Dorle bei der Pflege des Vaters. Sie will künftig wieder im Bereich Tourismus arbeiten.
Bayern in China
Peter Westermeier sagt von sich selbst: „Ich bin ein Weltenbummler und vermisse Deutschland fast nicht.“ Dafür hat er sich allerdings das Esszimmer im fernen Shanghai richtig bayerisch eingerichtet – mit geschnitzter Holzeckbank, weißblauen Untersetzern und Flaggen.
Irgendwann will er Shanghai verlassen. Es gibt die Idee einer Umsiedlung nach West-Kanada. Nach ein paar Jahren Arbeit im Maschinenbau oder Facility-Management würde er dann gerne in einem schönen Holzhaus mit seiner Partnerin und den Tieren die Natur genießen und mit dem Motorrad Kanada erkunden.