„Der Kopf is voi, des Herz is schwer“ singt Michael Fitz am Samstagabend in der Alten Turnhalle und lässt 60 Zuhörer hinter seine Stirn und tief in die Seele blicken. Was sich da offenbart an Visionen, Wahrheiten und Zweifeln, Fragen und Antworten, trifft den Nerv des Publikums.
Mit den Worten „Aus dem Dunkeln kommt der Künstler“ betritt Michael Fitz die Bühne, wo bereits fünf Akustikgitarren auf ihn warten. „Sie müssen keinen Kurs besucht haben. Hören Sie einfach entspannt zu“, schickt er seinem fünften Gastspiel in Lohr voraus.
Niemand solle in Trübsal verfallen, sondern einmal mehr über sich selbst lachen können. „Des bin I“ heißen das neunte Soloprogramm und die neueste CD des gebürtigen Münchners mit Wahlheimat in Ostbayern. Komponiert „irgendwo mitten in Niederbayern“, gesungen im Heimatdialekt, verarbeitet Fitz in Text und Musik aus eigener Feder persönliche Sinneseindrücke und Begegnungen, in denen sich so mancher Zuhörer wiederfindet.
Das Publikum schätzt seine Poesie ebenso wie das meisterhafte Gitarrenspiel mal sanft und leise, mal rau und kantig.
In die Künstlerfamilie Fitz hineingeboren, entwickelte sich der 59-Jährige zum Schauspieler (unter anderem Ex-Tatort-Kommissar in München), Musiker und Liedermacher aus Überzeugung. Er veröffentlichte 14 CDs und ist Deutscher wie Bayerischer Fernsehpreisträger.
Seine Lieder erzählen von Charakterstärke und Leidenschaft ebenso wie von Selbstzweifeln und Verletzlichkeit – in der Lebensspanne vom „kloanen Buam“ bis zum gestandenen Mannsbild. Die „Willkommenskultur“ mit all ihren Facetten klingt aus „Da Bsuach“, wobei er die „Obergrenze“ eine bayerische Erfindung nennt. Analysiert werden Lebensfragen wie „Bin ich das, was du brauchst? Bist du das, was ich such?“.
Gedanken über das kalkulierbare Risiko macht sich der Liedermacher in „Aufs Eis“. Zerbrechlich und nahezu ganz ohne Haut gibt er sich in „Nackert“, während in „Hinterm Zaun“ Erinnerungen an seine Kinder-Gang mit allen Freiheiten der Welt wach werden. Thematisiert wird die „postfaktische Epoche“.
Bestes Beispiel für Politiker mit narzisstischer Störung sei Donald Trump, der das Testosteron direkt unter den Tränensäcken trage. Vermutlich leide dieser unter dem „Autofahrer-Tourette-Syndrom“.
Er singt vom gestohlenen Fallschirm für seinen „Schleidasitz“ und nennt Paarbeziehungen „Kleinhilfsgruppen“ oder „Betreutes Leben“. Versöhnlicher klingt das überaus positive Liebeslied „Heit“. Nach zwei Stunden gibt es reichen Beifall für ein Konzert, das die Sinne in besonderer Weise anspricht. Er könne Applaus wie Kaffeesatz lesen, verrät der Künstler und verarbeitet in der Wunschzugabe „Hinter meiner Stirn“ das eigene „Nauf und wieder nunter“ inklusive des „kleinen dicken Hausverwalters“ in seinem Hirn.
Ein nicht ganz ernst zu nehmender Tipp an die Lohrer Zuhörer: „Köpfe werden oft überschätzt. Auch andere Körperteile können entscheidend sein“.
Mit einem Frankentropfen, überreicht von der stellvertretenden Kulturamtsleiterin Petra Breitenbach, tritt Michael Fitz den Heimweg in die niederbayerische Heimat an.