Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

MARKTHEIDENFELD: Historische Funde mit Hakenkreuz

MARKTHEIDENFELD

Historische Funde mit Hakenkreuz

    • |
    • |

    Die Vorfreude war den Anwesenden anzumerken. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder hatte mit der Öffnung des vergangene Woche geborgenen Grundsteins des ehemaligen Rathauses extra auf die Rückkehr ihres Amtsvorgängers Leonhard Scherg aus dem Urlaub in Verona gewartet.

    Spannung im Bauhof

    Am Donnerstagmorgen um 11 Uhr stand der promovierte Historiker Scherg dann gemeinsam mit Stadtarchivleiter Hannes Ebner, einigen interessierten Stadträten sowie den Architekten und Bauleitern des Mälzerei-Projekts im Bauhof der Stadt und spekulierte darüber, was sich in der mit Hakenkreuz verzierten Hülse und der Büchse befinden könnte, die sich im Grundstein befunden hatten. Auch der alte Bocksbeutel mit dem Etikett „Marktheidenfelder Grobenschnabel“ wurde von Scherg und Stadtrat Uwe Lambinus interessiert beäugt.

    Doch das Hauptinteresse galt dem Inhalt der verschweißten Hülse, die von Bauhofleiter Stefan Halm erhitzt wurde, bis sich der Deckel mitsamt Hakenkreuz aufbrechen ließ. „Frau Bürgermeisterin, entnehmen Sie den Inhalt“, bat Scherg, doch das Behältnis musste erst abkühlen, ehe ihm sein Inhalt mit spitzen Fingern entwunden werden konnte.

    Und dann bot er wenig Erquickliches: Großformatige Urkunden zum „Bau des Ferdinand-Wiesmann-Hauses“ mit Lobeshymnen auf den „Schöpfer und Baumeister des Dritten Reiches, unseren Führer Adolf Hitler“, unterzeichnet von Kreisleiter Max Sorg, Gauleiter Dr. Hellmuth und Gauamtsleiter Theodor Ulbrich. „Das war zu erwarten“, kommentierte Hannes Ebner. Trotzdem inspizierte er die Urkunden und die in der anschließend geöffneten Büchse aufbewahrten Utensilien mit großem Interesse.

    Ausgaben der NSDAP-Parteipostille „Mainfränkische Zeitung“, des „Marktheidenfelder Boten“ und des Info-Blatts „Jung-Volk“ fanden sich in der Büchse neben zahlreichen Hakenkreuz-Anstecknadeln – mit dem Hinweis „Diese Plaketten legen Zeugnis davon ab, daß das heutige Geschlecht den Geist des Nationalsozialismus erfaßt hat“.

    Erst Appell, dann Unterhaltung

    Außerdem entnahm Schmidt-Neder der Büchse zwei Blumen, ein Parteijahrbuch von 1934 und historische Fotografien, die das Gasthaus mit Brauerei Sorg an der Stelle des späteren Rathauses zeigten und das Protokoll der Feierlichkeiten zur Versenkung des Grundsteins. „Antreten aller politischen Leiter und Amtswalter zum Appell am alten Sportplatz“, hieß es darin. „Hierauf Vorbeimarsch am Marktplatz vor dem Gauleiter. Anschließend Unterhaltungskonzert.“ Klingt nach einer ungezwungenen Party.

    Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder dankte den Arbeitern für ihre Sorgfalt beim Abriss des Gebäudes. „Wir wussten nicht genau, wo der Grundstein zu finden sein würde.“ Einige Zeitzeugen hatten vermutet, der Grundstein sei in die Treppe eingearbeitet, andere waren sicher, er sei in einer Ecke des Hauses zu finden. „Deshalb sind wir froh, dass er bei den Arbeiten nicht beschädigt wurde“, sagte sie. Besonders freute sich Hannes Ebner über die Dokumente und Gegenstände, die er im Stadtarchiv aufbewahren wird.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden